32 Jahre Duo-Rennen Emsen
Ein Dorf und seine knatternden Kisten
Seit nunmehr 32 Jahren wird der kleine Ort Emsen in der Gemeinde Rosengarten zu im Sommer einem Mekka für besondere Motorsport-Individualisten. Mit einem dreirädrigen Fahrzeug namens „Duo“ aus der ehemaligen DDR wird hier alljährlich der Grand Prix von Emsen ausgetragen.
Diese Duos wurden in der ehemaligen DDR für gehbehinderte Menschen gebaut. Basierend auf Bauteilen der Simson-Schwalbe wurde ein Fahrzeug konstruiert, bei denen zwei Personen nebeneinander zwischen den Hinterrädern sitzen können. Das Vorderrad befindet sich mittig vorne am Fahrzeug. Im Originalzustand wurden Bremsen, Schaltung und Gas an der Lenkung montiert. Gebremst wird, indem die Lenkung nach vorne gedrückt wird.
Im Laufe der Jahre, als sich nach der deutschen Wiedervereinigung das Duo-Rennen in Emsen zur Kult-Veranstaltung entwickelte, wurden die meisten Fahrzeuge immer mehr für das Rennen umgestaltet. Das Dach wurde abgebaut, überflüssige Teile demontiert und auch bei der Schaltung und beim Gas haben einige Teilnehmer doch lieber wieder auf Fußedale umgerüstet. All dies nur, um einige Runden auf der Emsener Rennpiste konkurrieren zu können!
Bei den Motoren gibt es sogar noch Neuteile und neue Motoren zu kaufen. Dies hängt schlicht mit dem deutschen Einigungsvertrag zusammen. Alle bis 1990 in er DDR zugelassenen Kleinkrafträder dürfen darin bis heute 60 km/h fahren. Das sorgt dafür, dass alte Fahrzeuge mit der alten Fahrgestellnummer neu aufgearbeitet werden und alles außer das Fahrgesell dann neu gemacht wird. De facto ist es dann ein neues Fahrzeug, welches aber als vor 1990 zugelassen gilt und somit weiterhin 60 km/h fahren darf. Von diesem Effekt profitiert auch der Duo-Club, sodass die Ersatzteilversorgung zumindest für die Motoren funktioniert. Bei Duo-spezifischen Teilen muss dann eben improvisiert werden.
Für Überraschungen sorgt bei den Rennen vor allem der Wassergraben. Auch wenn der Fahrer nicht gleich mit seinem Duo darin stecken bleibt, kann in den Vergaser eindringendes Wasser für einen Ausfall während der folgenden Runde sorgen. So manches Mal werden die Motoren einzelner Fahrzeuge zusätzlich vom Staub der Rennpiste plötzlich lahmgelegt. Auch Positionskämpfe auf engem Raum und sogar gelegentliche leichte Kollisionen können den Rennverlauf immer wieder unvorhersehbar verändern.
Wenn ein Duo liegen bleibt, gibt es immer wieder begeisterte Fans und Angehörige des Fahrers, die nicht davor zurückschrecken, sogar in den Wassergraben zu springen, um ihren Favoriten beherzt wieder anzuschieben. Bei der schlammigen Strecke im letzten Jahr sahen die Helfer dann meist genauso dreckig aus wie die Fahrer selbst.
Seit zehn Jahren finden die Rennen am Dorfgemeinschaftshaus statt. Mit einem Parcours über einen kleinen Hügel, durch einen Wassergraben, eine Wiese und ein kleines Wäldchen, ist für eine anspruchsvolle Strecke gesorgt. Jeder Fahrer absolviert je drei Vorläufe in immer anderer Zusammenstellung. Die besten sechs bis acht Fahrer kommen dann die Halbfinale. Aus dem Halbfinale kommen dann je zwei Fahrer ins Finale.
Auch wenn das Duo-Rennen ein Begriff ist, so haben die 32 Jahre doch auch Spuren hinterlassen. Gegenüber den Anfängen wird die Veranstaltung von einem Team von etwa zehn Leuten organisiert. Die Zahl hat sich wieder etwas stabilisiert. Dennoch ist der Duo-Club jederzeit an neuen Mitgliedern interessiert, die auch gerne mal mit anpacken.
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