Kiekeberg-Serie "Der Blick über den Tellerrand"
Vom Verzicht zum Überfluss in 1950er-Jahren

Zierpflanzen der 1950er Jahre | Foto: FLMK

Ernährung und Gärten im rasanten Wandel im Freilichtmuseum am Kiekeberg

In lockerer Reihenfolge stellen Karin Maring (Diplom-Oecotrophologin) und Matthias Schuh (Museums-Gärtner), beide vom Freilichtmuseum am Kiekeberg in Rosengarten-Ehestorf, einen Artikel der Serie "Der Blick über den Tellerrand" im WOCHENBLATT vor. Der Fokus richtet sich dabei auf den Lebensalltag der Menschen in der Region in den Nachkriegsjahren ab 1945 bis zum Beginn der 1980er Jahre und die vielfältige Veränderung ihrer Ess- und Ernährungsgewohnheiten.

Heute: Die 1950er-Jahre - Wohlstandsbäuche / Vom Verzicht zum Überfluss:

In den 1950er-Jahren entwickelten sich Handel und Arbeitsmarkt rasant. Menschen bauten sich eine Existenz auf und wurden vom Selbstversorger zum Konsumenten. Das Siedlungsdoppelhaus der "Königsberger Straße" im Freilichtmuseum am Kiekeberg zeigt die Entwicklung dieser Zeit sehr deutlich: Vorgarten mit Zierpflanzen statt Gemüseanbau.

Sofern es die Berufstätigkeit zulies, wurde das Essen gemeinsam eingenommen. Reichhaltig gedeckte Tische und Überfluss wurden zum Statussymbol. Die Ernährungsgewohnheiten änderten sich durch das Angebot von frischen Lebensmitteln. Getreide und Kartoffeln wurden deutlich weniger verzehrt, dafür standen Südfrüchte, (Schweine-)Fleisch sowie Milch und Milchprodukte auf dem Speiseplan. In den Rezepten dieser Epoche finden sich Mayonnaise-Soßen und Buttercremetorten. Auf Kindergeburtstagen durfte der „Kalte Hund“, ein Schichtkuchen mit Butterkeksen und Schokomasse, nicht fehlen. Die Jahre der Not hatten geprägt: Was auf dem Teller ist, wird aufgegessen. Der Wohlstandsbauch symbolisierte den höheren Lebensstandard.

In dieser Zeit wird „Ragout fin“ zum Klassiker - ein Gericht mit hellem Fleisch von Kalb oder Pute in reichlich weißer Champignon-Soße und angerichtet in (beim Bäcker gekauften!) Blätterteigpasteten.

Die Retroversion wird zeitgemäß vegetarisch zubereitet: Frühlingszwiebelringe mit Champignonscheiben in Öl andünsten, mit Kochsahne oder Pflanzencreme ablöschen, kräftig abschmecken, in Pasteten anrichten, mit gehackten Kräutern und geraspeltem Käse bestreut servieren. Guten Appetit!

Wie wurde früher Kaffee-Ersatz hergestellt?
Redakteur:

Tamara Westphal aus Buchholz

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