"Den Graben zuschütten": Zukunft der Salzhäuser Tafel sorgte für Irritationen und emotionale Debatten
ce. Salzhausen. "Ich erwarte, dass sich die Tafelmitarbeiter, die Kirche, die Flüchtlings-Helferkreise und die Gemeinde in intensiver Zusammenarbeit der bedürftigen Menschen und der Flüchtlinge vor Ort annehmen." Diesen dringlichen Appell richtete Salzhausens Gemeindedirektor Wolfgang Krause an die in den Institutionen Aktiven, als sie sich jetzt im ehemaligen Schwesternwohnheim am Salzhäuser ZOB versammelten und streckenweise äußerst emotional Kontroversen austrugen. Anlass des Treffens: Kirchenvorstands-Vorsitzende Malene Schröder stellte ihr Konzept vor, wie die Räume künftig vom Tafelteam genutzt werden könnten, das voraussichtlich Ende September aus Platzgründen seinen bisherigen Standort im Gemeindehaus aufgeben muss. Dort versorgt die Crew unter der Leitung von Wera Oßwald seit 18 Jahren Bedürftige mit Dingen des täglichen Bedarfs (das WOCHENBLATT berichtete).
Die Gemeinde hat das Areal am ZOB vom Eigentümer, der OHE, gepachtet und stellt es der Kirche kostenlos für Tafel- und Kleiderkammer-Zwecke zur Verfügung.
Das von Malene Schröder erstellte Konzept eines "Versorgungszentrums" für Tafelkunden und Flüchtlinge sieht einen großzügigen Ausgabebereich, Warte- und Lagerräume sowie sanitäre Anlagen vor. Die Installation einer Rampe oder Hebebühne für eine bessere Warenanlieferung einerseits und einen besseren Zugang für Gehbehinderte andererseits sei aus baurechtlichen Gründen nicht möglich, erklärte Wolfgang Krause. Als Alternativen wurden daraufhin die Belieferung der Behinderten mit Waren zu Hause und die Unterstützung der Tafelmannschaft durch Flüchtlinge bei der Anlieferung in Betracht gezogen.
"Wir sind von den Räumen begeistert", erklärte Wera Oßwald und sorgte damit bei Wolfgang Krause für Irritationen. "Vertreter der Tafel haben mir im persönlichen Gespräch im Rathaus versichert, dass sie die Räume ohne eine Rampe nicht haben wollen", berichtete der Verwaltungschef. Wera Oßwald versicherte daraufhin, dass es sich um ein bedauerliches Missverständnis handele. Krause zeigte sich gleichwohl "schockiert, dass die Tafelmitarbeiter offenbar nicht einer Auffassung sind".
Skeptisches Staunen löste auch die Nachricht aus, dass die Salzhäuser Tafel voraussichtlich ab 1. Oktober umbenannt wird in "Lüneburger Tafel - Ausgabestelle Salzhausen". "Die Salzhäuser Einrichtung war seinerzeit eine Privatinitiative von Wera Oßwald, die sich den Tafel-Namen vom Bundesverband hat geben lassen", erklärte Jürgen Luxemburger vom Verein "Lüneburger Tafel". Der Tafel-Name sei geschützt und werde nur vergeben, wenn es sich bei den jeweiligen Aktiven um einen eingetragenen Verein handele. Dies sei bei den Salzhäusern nicht der Fall, weshalb sie viele Jahre als Außenstelle von Lüneburg gelaufen seien. "Rechtlich ist das nun nicht länger möglich, so dass eine Umfirmierung erfolgen muss", so Luxemburger.
Vertreter der Kirchengemeinde und andere Anwesende vermuteten, die Salzhäuser hätten den offiziellen formellen Zusammenschluss mit der "Lüneburger Tafel" als Revanche für Meinungsverschiedenheiten mit der Kirche in der Vergangenheit "aus dem Hut gezaubert". Dieses verneinten Jürgen Luxemburger und Wera Oßwald: "Eine Zusammenarbeit mit der Kirche ist weiterhin gewünscht." Auch eine Kooperation mit der Kleiderkammer der Flüchtlingshilfe sei angedacht.
In diesen Tagen will Wolfgang Krause ein gemeinsames Gespräch mit Tafelmitarbeitern und Vertretern des Kirchenvorstandes führen. "Ziel ist es, beide Parteien zusammenzubringen, damit ihr Engagement weitergehen kann und der offensichtlich bestehende Graben zugeschüttet wird."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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