In Zeiten zunehmender Kirchenaustritte
Jugendliche sagen mit ihrer Konfirmation "Ja" zum Glauben
Die Unzufriedenheit mit der Institution Kirche und Gottes "Bodenpersonal" und die Kirchensteuer lassen die Zahl der Kirchenaustritte deutschlandweit immer mehr ansteigen. Gab es allein in den evangelischen Gemeinden 2012 noch knapp 138.200 Austritte, so waren es 2022 schon 380.000. Im Kirchenkreis Winsen kehrten im vergangenen Jahr 905 Menschen der Kirche den Rücken (2021: 697). Im Kirchenkreis Stade traten insgesamt 907 Männer und Frauen aus (2021: 683).
"Die Kirche hat einen Relevanzverlust erlitten. In sozialen Netzwerken geht es sogar bis zum Ba-#+shing", bedauert Christian Berndt, Superintendent des Kirchenkreises Winsen. "Wir können den Trend nicht umkehren, wollen ihn aber so gut wie möglich abfedern und werden weiter fröhlich das Evangelium verkünden."
Kirchen wollen Trend der Austritte "abfedern"
Auch Volker Dieterich-Domröse, stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises Stade, sieht die "persönliche Irrelevanz von (christlicher) Religion und Kirche" als eine wesentliche Ursache für die Kirchenaustritte. "Auch die Ersparnis der Kirchensteuer ist ein häufig genannter Grund", so Dieterich-Domröse weiter. Somit seien die in der Gesellschaft geläufigen "Kosten-Nutzen-Abwägungen" auch bei der Frage der Kirchenmitgliedschaft zu beobachten.
Dem Negativtrend der Kirchenaustritte stehen derweil Tausende Jugendliche gegenüber, die in diesen Wochen ihre Konfirmation feiern und damit ein klares "Ja" zur Kirche sagen. WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann sprach - stellvertretend für viele andere Heranwachsende in der Region - mit den Konfirmanden Greta Albers (14) aus Vierhöfen und Elias Kröger (14) aus Salzhausen darüber, weshalb sie sich konfirmieren lassen und was ihnen der Glaube bedeutet.
WOCHENBLATT: Was hat euch bewogen, am Konfirmandenunterricht teilzunehmen?
Greta: Zuerst habe ich mir nicht viele Gedanken über die Konfirmation gemacht. Ich wusste, dass ich mich konfirmieren lassen will, mit dem Ziel, im Glauben zu wachsen. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass mir der Glaube immer wichtiger geworden ist und dass ich meinen Weg auf jeden Fall mit Gott gehen möchte. Die Konfirmation ist für mich eine offizielle Entscheidung für das Leben mit Jesus.
Elias: Ich wurde als Baby in der Kirche getauft, und je älter ich wurde, desto mehr habe ich verstanden, welche Bewandtnis es damit hat, und fand es eine tolle Sache. Um dies zu bekräftigen, mache ich beim Konfirmandenunterricht mit. Ich finde es toll, dass man da auch mehr über das Leben Jesu lernt.
WOCHENBLATT: Inwieweit könnt ihr euch im Konfirmandenunterricht selbst einbringen?
Greta: Im Konfirmandenunterricht beschäftigen wir uns immer mit einer Bibelstelle. Wir lernen anhand von Spielen, Theaterstücken und Gesprächen die Bibel besser kennen und können uns dabei aktiv einbringen. Wir beschäftigen uns zum Beispiel auch mit dem Gottesdienstablauf, christlichen Festen und Bräuchen.
Elias: Es macht mir Spaß, miteinander in der Gruppe Aufgaben zu bearbeiten, Rollenspiele zu spielen und dabei viel über Gott zu erfahren. Außerdem diskutieren wir über verschiedene Themen.
WOCHENBLATT: Findet ihr Gottesdienste in der Kirche vom Aufbau her auch für Kinder und Jugendliche ansprechend gestaltet?
Greta: Die Gottesdienste in der Kirche gefallen mir relativ gut. Ich finde, es ist ein guter Ausgleich zwischen Lieder singen, zuhören, nachdenken und Gebet. Wobei man sagen muss, dass es mit Sicherheit nicht für jeden Konfirmanden ansprechend ist, da es manchen vielleicht zu langweilig ist oder ihnen die Motivation fehlt, hinzugehen.
Ich besuche auch gerne etwas modernere Gottesdienste, zum Beispiel in der #%Evangelischen Gemeinschaft in Gödenstorf, wo ich regelmäßig bin. Außerdem fand ich die Jugendgottesdienste cool, die in der letzten Zeit von der Gesamtkirchengemeinde Salzhausen-Raven mit der EC-Jugendarbeit Gödenstorf veranstaltet wurden.
Elias: Ich finde die Gottesdienste auch gut, wie sie bei uns gestaltet sind. Es hängt auch viel vom Pastor ab. Wenn er die Predigten lebendig aufbaut, hört man gerne zu. Das trifft auf unseren Pastor zu und macht die Gottesdienste spannend. Er gestaltet sie und auch den Konfirmandenunterricht eher locker.
WOCHENBLATT: Welchen Konfirmationsspruch habt ihr euch ausgewählt und warum?
Greta: Ich habe mir den Vers "Der Herr ist treu, er wird euch Kraft geben und vor dem Bösen bewahren“ aus dem 2. Thessalonicher 3, 3 #+als meinen Konfirmationsspruch ausgesucht, weil er mich in guten und schweren Zeiten ermutigt und mich an das Wesentliche erinnert.
Elias: Mein Spruch stammt aus Psalm 23, Vers 6.: "Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“ Ich habe mir mehrere Sprüche angeguckt. Dieser passt am besten zu mir, in ihm finde ich mich wieder.
WOCHENBLATT: Greta und Elias, vielen Dank für das Gespräch und eure sehr persönlichen Antworten.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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