Interview der Woche
Julia Otto von der Turniergesellschaft Luhmühlen spricht über Reitsport und Corona

"Corona-Beschränkungen haben uns als Veranstalter hart getroffen": Julia Otto, Geschäftsführerin der Turniergesellschaft Luhmühlen | Foto: Jacques Toffi
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  • "Corona-Beschränkungen haben uns als Veranstalter hart getroffen": Julia Otto, Geschäftsführerin der Turniergesellschaft Luhmühlen
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ce. Luhmühlen. Seit fast 20 Jahren ist Julia Otto (52) Geschäftsführerin der Turniergesellschaft Luhmühlen (TGL), die alljährlich das weltbekannte Sportevent veranstaltet, bei dem die Vielseitigkeitsreiter im wahrsten Wortsinn schon manche Hürde erfolgreich genommen haben. Welch unerwartet großes Hindernis die Corona-Pandemie für die TGL darstellt, darüber spricht Otto im "Interview der Woche" mit WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann. Und sie gibt private Einblicke, welche Rolle die Reiterei in ihrer Freizeit spielt.
WOCHENBLATT: Frau Otto, wie hart haben die Corona-Beschränkungen die TGL seit März 2020 getroffen?
Julia Otto: Sehr hart, da wir in der Veranstaltungsbranche tätig sind und nur eine Veranstaltung im Jahr austragen. Somit war uns im März 2020 die Grundlage entzogen, im Juni das weltweit bekannte internationale Vielseitigkeitsturnier auszutragen. Dazu wollten wir den Schwung der erfolgreichen EM von 2019 mitnehmen und die Juni-Veranstaltung dadurch noch weiter entwickeln.
WOCHENBLATT: Was war/ist für Sie als Chefin und Ihr Team die größte Herausforderung?
Otto: Die größte Herausforderung war sicherlich, unter Berücksichtigung aller sich fast täglich ändernden Nachrichten zu entscheiden, ob wir absagen müssen, verschieben oder welche Optionen noch möglich gewesen wären. Dazu mussten sehr viele Gespräche mit Sponsoren, Dienstleistern, Helfern und natürlich innerhalb der Gesellschaft geführt werden, wobei unsere über die Jahre gewachsenen Strukturen dabei immens geholfen haben.
Mit der schlussendlichen Absage der Veranstaltung galt es dann, eine Strategie zu entwickeln, wie wir als GmbH durch das Geschäftsjahr kommen und im Gespräch bleiben können. Damit war unsere Idee #WirbleibeninKontakt geboren, und wir haben verschiedene kleine Aktionen gestartet. Im Herbst kamen dann zwei neue Pachtflächen im Gelände dazu, damit wir die 5-Sterne-Geländestrecke weiterentwickeln können. So haben wir die Herausforderungen als Chance für 2021 und die Folgejahre genutzt.
WOCHENBLATT: Wie viele Veranstaltungen mussten in 2020 und bislang in 2021 abgesagt werden? Wie sehen die weiteren Planungen aus?
Otto: Wir hätten 2020 ja „nur“ eine Veranstaltung gehabt und diese musste abgesagt werden. Wahrscheinlich gab es hier weitere Veranstaltungen, die abgesagt wurden, aber hierzu hat sicherlich nur die Ausbildungszentrum Luhmühlen GmbH als Verpächter der Anlage den ganzen Überblick. Teilweise konnten Veranstaltungen auch verschoben werden, allerdings fanden sie leider immer ohne Zuschauer statt.
Die weitere Planung konzentriert sich nun auf die Ausrichtung der Longines Luhmühlen Horse Trials vom 17. bis 20. Juni dieses Jahres. Allerdings ist der Verlauf der Pandemie aktuell noch nicht vorhersehbar, und somit müssen wir uns erneut tagesaktuell auf die Entwicklungen einstellen. Ziel ist die Durchführung eines Turniers, bei dem die Gesundheit aller Beteiligten absolute Priorität hat.
WOCHENBLATT: Luhmühlen galt international immer als Pferde-Mekka. Hat dieses Image durch die Corona-bedingt ausgefallenen Wettbewerbe gelitten?
Otto: Luhmühlen gilt immer noch international als Pferde-Mekka. Es sind deutlich mehr Reitsportveranstaltungen hinzugekommen. Dabei zeigt Luhmühlen, was der Standort mit der vor Jahren realisierten Modernisierung und durch seine dezentrale Lage, zumindest was den Turnierplatz auf der Westergellerser Heide betrifft, auch mit gelungenen Hygienekonzepten umsetzen kann.
Und wenn wir es schaffen, im Juni die Horse Trials erfolgreich zu veranstalten, dann ist Luhmühlen die wichtigste internationale Prüfung in Europa und für die Reiter eine ideale Möglichkeit, sich für die Olympischen Spiele in Tokio und die ebenfalls in diesem Jahr stattfindende Europameisterschaft im schweizerischen Avenches vorzubereiten.
WOCHENBLATT: Aktivitäten in großen Gruppen sind ja derzeit tabu. Wird dadurch das Reiten als Individual-Sportart beliebter?
Otto: Das könnte sein, aber diese Zahlen und Erhebungen können sicherlich nur durch die Deutsche Reiterliche Vereinigung belegt werden. Zudem zählt Reiten sicher nicht zu den klassischen Individualsportarten, denn man übernimmt viel Verantwortung für seinen Partner - das Pferd.
WOCHENBLATT: "Das höchste Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde", sagt ein Sprichwort. Gilt das auch für Sie bzw. reiten Sie selbst auch? Falls nicht: Wobei entspannen Sie sich?
Otto: Das Sprichwort gilt immer noch für mich, auch wenn ich meine Reitstiefel vor einigen Jahren "an den Nagel gehängt“ habe. Aber es bleibt immer eine Faszination, Pferde und Reiter zu erleben und mit ihnen und für sie zu arbeiten.
Ich kann zum Beispiel bei langen Spaziergängen gut entspannen, denn schließlich leben wir dort, wo andere gern Urlaub machen!
WOCHENBLATT: Vielen Dank für das Gespräch.

"Corona-Beschränkungen haben uns als Veranstalter hart getroffen": Julia Otto, Geschäftsführerin der Turniergesellschaft Luhmühlen | Foto: Jacques Toffi
Bei der Siegerehrung der Europameisterschafts-Einzelwertung 2019 in Luhmühlen (v. li.): TGL-Chefin Julia Otto, Michael Jung, Europameisterin Ingrid Klimke, Cathal Daniels (Irland), Vanick Rossier (Longines) und Sabrina Ibánez (Secretary General, Internationale Reiterliche Vereinigung FEI) | Foto: Thomas Ix
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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