Weltberühmter Klarinettist zu Gast in Salzhausen
"King of Klezmer" Giora Feidman begeisterte über 150 Musikfreunde in Salzhäuser Kirche
"Wenn Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter", heißt es beim englischen Dramatiker William Shakespeare. Wenn es nach dem weltberühmten Klarinettisten Giora Feidman (87) ginge, würde er so lange spielen, bis alle Nationen weltweit im Frieden miteinander vereint sind. Der in Argentinien als Sohn jüdischer Eltern geborene Musiker wurde für sein Engagement für die Völkerverständigung und insbesondere für die Versöhnung zwischen Juden und Deutschen mehrfach ausgezeichnet. In Salzhausen gab der "King of Klezmer" jetzt im Rahmen der "Friendship-Worldtour" zu seinem 75-jährigen Bühnenjubiläum ein Kirchenkonzert. Dabei schlug Feidman angesichts des nicht enden wollenden Krieges zwischen Russland und der Ukraine auch nachdenkliche Töne an. So betonte er bei der Interpretation von Louis Armstrongs "What a wonderful world" mit Blick auf das Tourmotto, dass Freundschaft auch in Kriegszeiten das Wichtigste sei.
"Guten Abend - Shalom! Wir entdecken gemeinsam die Musik als Sprache der Freundschaft", begrüßte Giora Feidman die über 150 begeisterten Zuhörer. An Flügel und Cembalo begleitet wurde er von Vytis Sakuras. Auf dem gut 90-minütigen Programm standen traditionelle Klezmer-Melodien, moderne Tangoklänge, Evergreens wie Scott Joplins "The Entertainer" aus dem Filmerfolg "Der Clou" und auch Leonard Cohens Folk-Rock-Andacht "Hallelujah".
"Musik versöhnt die Menschen und ist eine Sprache, die weltweit gesprochen wird", betonte Giora Feidman vor dem Konzert im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. "Was war der größte Erfolg der Beatles? Dass man rund um den Erdball ihre Lieder singt - von China bis Israel." Auch mit Blick auf seine Heimat im israelischen Tel Aviv unterstrich Feidman, dass die heute freundschaftliche Beziehung zwischen Juden und Deutschen "nach einem langen Heilungsprozess der höchste Ausdruck von Menschlichkeit auf der ganzen Welt" sei.
Kinofreunden bekannt wurde Giora Feidman durch die Soundtracks für die Filme "Jenseits der Stille" und "Comedian Harmonists". Für Steven Spielbergs Holocaust-Drama "Schindlers Liste" schuf er 1993 auf Wunsch des Regisseurs die Musik gemeinsam mit Komponist John Williams und dem Geiger Itzhak Perlman. "Unter anderem musste wir eine Szene begleiten, in der auch Kinder in die Gaskammer gehen. Ich war davon so ergriffen, dass ich fast nicht in der Lage gewesen wäre, zu spielen", erinnerte er sich noch immer sichtlich bewegt.
Im nächsten Jahr will Giora Feidman mit dem Programm "Revolution of Love" auf Tournee gehen. "Ich stamme aus Argentinien, wo quasi jede Woche eine Revolte angezettelt wird, und das hat meistens nichts Positives an sich", gab Feidmann mit einem Augenzwinkern zu bedenken. "Aber eine Revolution der Liebe, die sich in Musik ausdrückt, ist etwas sehr Schönes."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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