Verantwortung übernehmen für mehr Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeits-Experte Friedel Hütz-Adams stand Gymnasiasten Rede und Antwort
ce. Salzhausen. Eine Videokonferenz der besonderen Art stand jetzt im Gymnasium Salzhausen auf dem Stundenplan: Zwölf Schüler des fünften bis 13. Jahrgangs interviewten online den bekannten Nachhaltigkeitsexperten Friedel Hütz-Adams aus Bonn. Im Fokus standen Themen wie Menschenrechtsverletzungen in Wertschöpfungsketten, Kinder- und Sklavenarbeit, zu denen der studierte Philosoph, Historiker und Volkswirtschaftler Hütz-Adams seit über zehn Jahren am "Südwind Institut für Ökonomie und Ökumene“ forscht. Die Einrichtung widmet sich zudem ökologischen und sozialen Themen wie Fairtrade und Nachhaltigkeit.
Hieran sind auch die Salzhäuser Gymnasiasten sehr interessiert. Daher war es für die Lehrerinnen Anne-Kathrin Dierschke und Kathrin Dräger leicht, die von ihnen geleitete Schülergenossenschaft "FairSalzen“ und weitere Interessierte für das Interview zu begeistern.
"Mal angenommen, wir sind 2045 in Deutschland klimaneutral, konnten ein grünes Wirtschaftswunder durchsetzen und leben in einer ökologischen Gesellschaft", formulierte Darius Hartwig aus dem 13. Jahrgang seine Wunschvorstellung. "Aber wie können wir Verantwortung für die Menschen im globalen Süden übernehmen, die für diesen ökologischen Wohlstand und damit verbundene Privilegien der Industriestaaten ausgebeutet werden?“ Mit der Frage verwies Hartwig auf Missstände in den Produktionsprozessen sämtlicher Konsumgüter - von Bananen, Kakao und Kaffee bis zur Herstellung von Baumwollkleidung, Turnschuhen oder Smartphones.
Diese Mängel konsequent aufzudecken ist das Anliegen, das Friedel Hütz-Adams unermüdlich verfolgt. Noch immer - so der Experte - kämen Unternehmen bestimmten Standards nicht nach, da die gesetzliche Verpflichtung fehle. Auch unzureichende Löhne und katastrophale Arbeitsbedingungen seien daher an der Tagesordnung. Zwar könnten Unternehmen kontrollieren, ob die von ihnen angebotenen Produkte durch Kinder- oder Sklavenarbeit entstehen, "doch leider verschließen immer noch viele ihre Augen“. Das Lieferkettengesetz, das die unternehmerischen Sorgfaltspflichten festlege, sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, die Überprüfung der Einhaltung jedoch kompliziert. Hielten alle Unternehmen das Gesetz ein, bräuchte es nach Hütz-Adams' Überzeugung keine Gütesiegel mehr, um sich im Warendschungel zurechtzufinden.
Der Wissenschaftler unterstrich die Bedeutung der festgeschriebenen Menschenrechte. Dazu gehöre, dass Firmen Löhne zahlen und Arbeitsbedingungen schaffen, die den Beschäftigten "ein menschenwürdiges Leben ermöglichen". Das bedeute aber auch, dass Verbraucher Preise zahlen müssten, die die Arbeit wertschätzen.
Eine Schülerin wollte daraufhin von Hütz-Adams wissen, ob er Schokolade noch genießen könne, wenn er an die Produktionsbedingungen denke. "Keine Schokolade ist auch keine Lösung“, entgegnete der Gefragte. Zwar habe auch er für eine gewisse Zeit auf Kakaoprodukte verzichtet. Jedoch sei damit niemandem geholfen - erst recht nicht den Kleinbauern in Ghana und an der Elfenbeinküste, die auf den Export angewiesen seien. Dieser müsse jedoch zum fairen Preis erfolgen. Erreicht werde dieser seiner Aussage nach bei einem Aufschlag von acht Cent pro 100-Gramm-Tafel Schokolade und sechs Cent für eine Tasse Kaffee.
"Es war beeindruckend, wie viele Anregungen und Ideen aus diesem Interview entstanden sind, und wir sind gespannt, wie viel wir davon umsetzen können“, zog Lehrerin Kathrin Dräger eine Bilanz der Veranstaltung. Deutlich sei aber auch geworden, wie wichtig die Partnerschaft des Gymnasiums Salzhausen mit dem afrikanischen Waisenheim Watoto Wetu Tanzania sei. Durch die seit vielen Jahren andauernde finanzielle Unterstützung der Einrichtung habe man vor Ort einen Beitrag gegen Kinderarmut und Kinderarbeit leisten können.
• Weitere Informationen unter www.suedwind-institut.de.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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