Verein "Salzhausen e.V." strukturiert sich neu

Salzhäuser Traditionsmärkte vor dem Aus?

"Möge der Verein weiterhin erfolgreich sein und das kulturelle Leben in Salzhausen bereichern!": Das wünschte Salzhausens Gemeindedirektor Wolfgang Krause dem Verein "Salzhausen e.V. - Kultur - Heimat - Leben" jetzt im Grußwort zur Jahreshauptversammlung. Seine Worte könnten ein frommer Wunsch bleiben, denn auf der Versammlung kündigte der Verein an, dass er vor massiven Umstrukturierungen steht - die sogar das Aus für die von ihm veranstalteten Traditionsevents Weihnachtsmarkt und Kirch- und Markttag bedeuten könnten. 

Verein ist mangels Ehrenamtlichen in "Umbruchphase"

Barbara Frahm, zweite Vorsitzende des derzeit 217 Mitglieder starken Vereins, erklärte, dass sich dieser in einer "Phase des Umbruchs" befinde: So gebe es das Aktionsteam nicht mehr (dazu später mehr), im Kultur-Team habe Charlotte Weyer nach 33 Jahren die Leitung an sie abgegeben, und das Marktteam "läuft, aber stottert". Der Verein habe seit drei Jahren keinen Vorsitzenden und ab Ende 2024 auch keine Kassenführung mehr. Aufgrund der Fülle und der Komplexität der Aufgaben (etwa bei Buchhaltung und Rechnungsführung) werde es immer schwerer, Vorstandsämter zu besetzen. "Heute soll alles ehrenamtlich gemacht werden. Das ist auf Dauer nicht zu schultern", betonte Barbara Frahm. 

Der größte Aufwand entsteht laut Frahm durch den sogenannten Geschäftsbetrieb von "Salzhausen e.V.", nämlich die Ortsmarketing-Aktivitäten des aufgelösten A-Teams und die Märkte. Die Aktivitäten im Bereich der Kulturveranstaltungen seien hingegen "überschaubarer, weil sie dem Satzungszweck entsprechen und somit eigentlich auch die Kernaufgabe des Vereins sind". 

Geschäftsbetrieb des Vereins soll ausgelagert werden

Der Verein solle daher mit Beginn des Geschäftsjahres 2025 so umstrukturiert werden, dass die dem Geschäftsbetrieb zugehörigen Aktivitäten ausgelagert würden. "Ich habe den Aktiven in diesen Bereichen vorgeschlagen, einen eigenen, nicht gemeinnützigen Verein - beispielsweise mit dem Namen "Salzhausen e.V. - Marktplatz Salzhausen' - zu gründen, in dem man diese Aktivitäten bündeln könnte. Das würde ihnen auch mehr Handlungsfreiheit geben", erklärte Barbara Frahm. "Der 'alte', gemeinnützige Verein wäre dann Kooperationspartner, etwa bei den Märkten."

"Auch die Gemeinde Salzhausen ist aufgerufen, sich Gedanken über das Weiterbestehen der Märkte zu machen, sofern der angedachte Gewerbe- oder Marketingverein nicht zustande kommen sollte", appellierte Frahm. "Bisher ist da noch nichts erkennbar. Märkte werden auch in anderen Kommunen von den Verwaltungen organisiert."

Bezüglich der Erfüllung der "Kernaufgaben" von "Salzhausen e.V." - nämlich Kultur und Heimatpflege - zeigte sich Barbara Frahm zuversichtlich, dass die vakanten Vorstandsämter noch in diesem Jahr wieder besetzt werden können.  

Das sagen Aktions-Team und Marktteam:

"Der Verein hat als Kernaufgabe nicht nur Kultur und Heimatpflege, sondern auch den Geschäftsbetrieb im Interesse der 75 Gewerbebetriebe, die zahlende Mitglieder sind", konterte Heinrich Düver, bislang Sprecher des Aktionsteams, den Ausführungen von Barbara Frahm. Das Team habe als Interessenvertretung der Gewerbetreibenden "das Geld für den Verein verdient". Auch künftig brauche Salzhausen ein Sprachrohr für seine Geschäftsleute, denn die Gewerbevielfalt mache den Ort aus. "Ich hoffe sehr, dass sich Akteure finden, die sich dieser Aufgaben im neuen Verein annehmen", so Düver. 
40 Jahre lang engagierte er sich als Sprecher des A-Teams und wurde dafür nun zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt. Seine aus einem halben Dutzend Aktiver bestehende Crew startete Marketingaktionen wie "Salzhausen macht Rabat(t)z!", war bei den Markt-Events mit aktiv, verschönerte das Dorf mit Blumenampeln und verteilte an Silvester Glücksbringer an Geschäftskunden. Ende vergangenen Jahres hörten Team und Sprecher auf, denn - so Düver auf der Versammlung: "Bei den Kaufleuten herrscht offensichtlich kein Interesse mehr an unserer Arbeit, wir bekommen keinerlei Feedback."

"Im neuen Verein können wir Manpower-mäßig quasi wieder bei Null anfangen", erklärte Marktteam-Chef Jens Putensen. Sein Team war von 16 Mitgliedern bei der Gründung im März 2023 auf nunmehr ein Trio geschrumpft. 
Sollte es zur Gründung des neuen, für Märkte und Marketing zuständigen Vereins kommen, wäre womöglich für ein Finanzpolster gesorgt. "Unser bisheriger Verein, der sich künftig auf Kultur und Heimatpflege konzentrieren wird, wäre in der neuen Form nicht auf die Mitgliedsbeiträge der Gewerbetreibenden angewiesen, sondern könnte mit den Kultureinnahmen überleben", erklärte Barbara Frahm gegenüber dem WOCHENBLATT. "Die Geschäftsleute wurden vom Vorstand angeschrieben. Sie können von ihrem Kündigungsrecht Gebrauch machen und in den neuen Verein eintreten."