Tauziehen gegen mehr Arbeitszeit: Spektakulärer Protest von Gymnasiallehrern in Salzhausen gegen Beschluss der Landesregierung
ce. Salzhausen. Die bundesweite Protestwelle an Schulen gegen die von der Niedersächsischen Landesregierung beschlossene Arbeitszeiterhöhung für Gymnasiallehrer hat jetzt in Salzhausen (Kreis Harburg) eine neue Qualität erreicht: Dort am Gymnasium setzten am Donnerstag rund 40 Pädagogen mit einem Tauziehen ein spektakuläres Zeichen gegen die in Hannover getroffene Entscheidung. Die Lehrer zogen einen großen, aus zahlreichen Pappkartons erbauten und mit schwarzem Tuch überspannten "Arbeitszeitverlängerung"-Brocken über die Bühne der Aula, bis das Konstrukt schließlich umfiel. Eine Anspielung darauf, dass auch der Beschluss möglichst schnell wieder "gekippt" werden soll.
Hintergrund: Die Landesregierung schraubte kürzlich die Regelstundenzahl für Lehrer an Gymnasien von 23,5 auf 24,5 Stunden pro Woche hoch. Zudem wurde die zuvor zugesagte Altersermäßigung von einer wöchentlichen Unterrichtsstunde ab 55 Jahren für Lehrer aller Schulen wieder gestrichen.
"Durch diese Maßnahmen fühlen meine Kollegen und ich uns von der Regierung betrogen", redete Gisela Plaschka, Fachleiterin für Politik und Wirtschaft am Gymnasium, Klartext gegenüber dem WOCHENBLATT. Die Lehrkräfte würden viele freiwillige Aufgaben wie Klassenfahrten, Studien- und Berufsorientierung übernehmen, dafür jedoch in keiner Weise honoriert . "Unsere Arbeitssituation ist in den vergangenen gut 20 Jahren immer schlechter geworden. Die jüngsten Beschlüsse haben das Fass nun zum Überlaufen gebracht."
Als Reaktion beschlossen die Salzhäuser, dass ab diesem Schuljahr sämtliche mit Übernachtungen verbundenen Schulfahrten ausgesetzt werden. Ausgenommen sind bereits vor längerer Zeit gebuchte Touren. Exkursionen und Schulveranstaltungen gibt es künftig nur während der Unterrichtszeit zwischen der ersten und achten Stunde. Gleiches gilt für die Teilnahme an Wettbewerben.
"Ein ganzer Bus voller Lehrer aus Salzhausen nahm an einer Demonstration in Hannover teil, und wir haben die Landtagsabgeordneten in Briefen über unsere Lage informiert", berichtete Lehrerin Sabine Fischer. Und ihr Kollege Markus Zeuschner vom Personalrat kündigte an: "Wir bleiben mit den Protesten weiter am Ball. Vielleicht haben wir ja Erfolg, denn auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft und der Philologenverband ziehen mit uns an einem Strang."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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