WOCHENBLATT-Reporter beim Weihnachtsanspiel: "Deine Rolle ist wie eine chinesische Vase"
ce. Gödenstorf."ce. Gödenstorf."(K)ein Abend wie jeder andere" heißt das Weihnachtsanspiel, das die Landeskirchliche Gemeinschaft (LKG) im Heidedorf Gödenstorf (Kreis Harburg) am Heiligabend aufführt. Für WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann kein gewöhnlicher Termin: Er steht als Darsteller auf der Bühne und beschreibt hier, was er bei den Proben erlebt hat.
"'Prost, ihr Hirten!' - Als ich diesen Satz schrieb, habe ich an deine gesellige und humorvolle Art gedacht", macht mich Predigerin und Stück-Autorin Annette Köster vor dem ersten Probenabend neugierig auf meine neue Rolle. Für mich ist es der zweite Auftritt bei einem LKG-Anspiel, wo ich mich seit 2009 ehrenamtlich engagiere. Weihnachten 2011 hatte ich den Part eines Fischers zur Zeit der Geburt Christi. Nun geht es zurück in die Gegenwart des Jahres 2013. Hier spiele ich einen Ehemann, der dem Weihnachtsfest nichts Besonderes abgewinnen kann. Nach einem Glas Rotwein träumt er, dass die in der Wohnung als Zierde stehende Krippe mitsamt den biblischen Figuren lebendig wird. Die Hirten wollen dem Träumenden noch einmal zeigen, was in der Heiligen Nacht passierte und ihn so davon überzeugen, dass das Geschehene kein alltägliches Ereignis war.
"Wenn Du im Sessel aus Deinem Traum erwachst, solltest Du Dich ungläubig am Kopf kratzen und verdutzt aufstehen. Etwas Bewegung darf ruhig in Deiner Rolle sein", kommt die freundliche, aber bestimmte Anweisung von Regisseurin Ulrike Deepe (50). Sie hat bereits ein gutes Dutzend Krippenspiele inszeniert. "Es macht mir Spaß, mit älteren und jüngeren Menschen kreativ zu sein und generationsübergreifend dem Publikum das Beste zu geben", bringt sie ihre Motivation auf den Punkt.
Natalie Hirschmann, die die Maria verkörpert, guckt nervös zur Tür, weil ihr Bühnen-Ehemann sich verspätet. Gerade als sie ihn per Handy anrufen" will, stürmt Josef alias Marcus Deepe (39) zu Tür herein. Der Heizungsbauer hat sich nach einem anstrengenden Arbeitstag noch schnell einen Coffee-to-go an der Tankstelle geholt, mit dem er sich nun für seinen ersten Auftritt stärkt. "Ich habe nur vier Sätze, das ist nicht so schwer", ist Deepe vor dem Debüt frei von jedem Lampenfieber.
Bei den Mitwirkenden ist Improvisationstalent gefordert. So muss eine feuerrote Stofftasche vorerst das Lagerfeuer "doubeln", um das die Hirten herumsitzen. Den Hirten Ruben verkörpert Dorina Müller (14), die bereits bei vier Krippenspielen dabei war.
Zuviel Weihnachtshektik kommt auf, als den Hirten ein Engel (die zehnjährige Lena Bartholdt) mit der frohen Botschaft von Christi Geburt erscheint, und sie erschrocken vor der unerwarteten Erscheinung davonlaufen. "Vom Wegrennen steht nichts im Drehbuch, ihr sollt sitzen bleiben", mahnt Ulrike Deepe.
"Deine Rolle des schlafenden Ehemannes ist wie eine chinesische Vase: Sie stört nicht, aber man ist froh, dass man sie hat", sagt die Regisseurin mit einem Schmunzeln zu mir. "Ihr habt eure Sache toll gemacht!", gibt sie nach der gelungenen Probe dem gesamten Ensemble ein Lob mit auf den Heimweg.
Auch ich bin froh, dass ich bei dieser "bühnenreifen" Gemeinschaft mitmachen darf und als Teil des Krippenspiels die Weihnachtsbotschaft auf ganz besondere Weise erleben kann.
- Das Weihnachtsstück "(K)ein Abend wie jeder andere" wird im Rahmen des Heiligabend-Gottesdienstes am Dienstag, 24. Dezember, um 16.30 Uhr im Haus der Landeskirchlichen Gemeinschaft Gödenstorf (Hauptstraße 32) aufgeführt. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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