"15.000.000 Liter Sondermüll pro "Frack"
mi. Eyendorf. Welche Möglichkeiten gibt es, Fracking im Landkreis Harburg zu verhindern? Eine Frage, die immer mehr Menschen bewegt.
Die Gefahren der Schiefergasförderung durch „Fracking“ waren vergangenen Sonntag Thema einer Info-Veranstaltung, zu der die Grünen ins Landhaus Eyendorf eingeladen hatten. Mit rund 70 Bürgern diskutierten der grüne Hamburger Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin, die grüne Bundestagskandidatin Martina Lammers, der Energieexperte Jeffrey Michel und Salzhausens Bürgermeister Hans-Joachim Abegg.
Hintergrund: Seit Januar ist bekannt, dass das Landesbergbauamt US-Firmen die Erlaubnis eingeräumt hat, im Landkreis Harburg und den umliegenden Kreisen im so genannten Versuchsfeld Oldendorf Voruntersuchungen durchzuführen, um so lohnende Gebiete für die Gasförderung mittels Fracking zu finden. Betroffen ist auch das Gebiet um Eyendorf. Beim Fracking wird Gas gewonnen, indem ein Mix aus Sand, Wasser und verschiedensten Chemikalien mit hohen Druck in den Boden gepumpt wird, um im Schiefergestein eingeschlossenes Gas frei zusetzen.
Was das bedeutet, dazu hatte Energieexperte Jeffrey Michel aussagekräftige Zahlen mitgebracht: So benötigt jeder „Frack“ ca. 15.000.000 Liter Wasser. Dabei seien nicht nur die verwendeten Chemikalien eine Gefahr, sondern auch das eingesetzte Wasser selbst. Beim Frackingvorgang reichere es sich im Erdreich mit Uran, Schwermetallen und anderen Giftstoffen an. „Am Ende ist das Wasser Sondermüll“, stellte Jeffrey Michel klar. Der Experte kritisierte, das Fracking wegen des veralteten deutschen Bergrechts kaum verhinderbar ist.
Dessen Ursprünge gingen auf die „Autarkie-Bestrebungen“ im Dritten Reich zurück. Jeffrey
Michel: „Ein Gesetz, das bei der Erlaubnis zum Rohstoffabbau als stärkstes Kriterium auf Unabhängigkeit vom Ausland abzielt, ist nicht mehr zeitgemäß“.
„Fracking komplett zu verbieten, so sehr wir uns das wünschen, ist nicht möglich“, erklärte Grünen Politiker Manuel Sarrazin. Auch der Abgeordnete sprach sich für eine Änderung des Bergrechts aus. „Wasser und Landschaftsschutz müssten qua Gesetz mit wirtschaftlichen Interessen gleichgestellt
werden. Wirksames Mittel
gegen Fracking sei auch ein Verbot der beim Fracken verwendeten Chemikalien. Weiter müsste es eine Umkehr der Beweislast geben. „Nicht Betroffene müssen nachweisen, das Fracking gefährlich ist, sondern wer fracken will, soll nachweisen, dass es ungefährlich ist, so Sarrazin. Der grüne Abgeordnete stellte klar: „Für alle Forderungen braucht es einen Politikwechsel in Berlin.“ Genau so wichtig sei öffentlicher Druck auf Politik und Wirtschaft.
Redakteur:Mitja Schrader |
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