Bahntrassen-Pläne
Grünen-Erkundungstour an geplanter ICE-Neubaustrecke
Insgesamt 38 hochmotivierte Radler unternahmen jetzt von Salzhausen aus eine Erkundungstour entlang der von der Deutschen Bahn geplanten, umstrittenen ICE-Neubaustrecke. Eingeladen hatte der Grünen-Ortsverband Salzhausen-Hanstedt. Die Tour führte durch verschiedene Naturlandschaften und Schutzgebiete zwischen Lübberstedt, Gödenstorf und Garlstorf und zeigte anschaulich, dass - so die Grünen - "die Bezeichnung 'Streckenvariante entlang der A7' einen falschen Eindruck vermittelt".
Gravierende Einschnitte in die Landschaft
Tatsächlich verläuft die geplante Trasse größtenteils mit mehreren Kilometern Abstand von der Autobahn, weil sie - anders als eine Schnellstraße - kaum Kurven bilden kann. Die Geschwindigkeit der Züge erzwingt eine weitgehend schnurgerade Streckenführung. Dass dies gravierende Einschnitte in bisher unversehrte Landschaften mit sich bringt, sei vielen Bundestagsabgeordneten, die über die Variantenplanungen entscheiden werden, noch nicht klar, befürchten viele Bewohner der betroffenen Landkreise und Gemeinden.
Wald würde eingriff nicht überleben
Erster Halt der Tour war der historische Buchenwald “Lübberstedter Spann“. Jörg Kraus, Bürgermeister der Gemeinde Gödenstorf, zu der Lübberstedt gehört, erklärte dass die Trasse hier bei offener Bauweise eine 70 bis 100 Meter breite Schneise durch den Wald schlagen würde. Weil das Gelände starke Höhenunterschiede aufweise, die Trasse aber weitgehend eben verlaufen müsse, würde sie sich tief in die Landschaft einfräsen. Eine Alternative wäre der Bau eines Tunnels, aber auch diesen Eingriff würde der Wald womöglich nicht überleben, weil dadurch sein noch unberührter Wasserhaushalt massiv gestört würde. Kraus wies darauf hin, dass der "Spann“ eine der wenigen Gebiete Deutschlands sei, die seit mehr als 250 Jahren durchgehend bewaldet seien, also nicht umgepflügt oder im Zuge der Industrialisierung abgeholzt wurden. Besondere Tier- und Pflanzenarten seien so erhalten geblieben.
"Der Spann verbindet viele Lebensräume in unserer Region“, ergänzte Kraus. "Die Neubaustrecke würde dieses Netzwerk zerschneiden mit der Folge, dass Tierpopulationen in den verschiedenen Gebieten isoliert blieben. Es gäbe kaum noch genetischen Austausch zwischen ihnen, was Inzucht und in der Folge größere Anfälligkeit für Krankheiten und Störungen verursachen würde."
Eulen und Käuze gefährdet
Weiter führte die Erkundungstour in Richtung Gödenstorf entlang feuchter Wiesen, auf denen unter anderem Kraniche brüten. Johanna Romberg, Buchautorin und Vorstandsmitglied des NABU Hanstedt/Salzhausen, bestimmte an den Haltepunkten die zahlreichen Vogelarten anhand ihres Gesanges - unter anderem Feldlerche, Sommergoldhähnchen, Girlitz, Dorn- und Mönchsgrasmücke sowie Aurorafalter. Beim Stopp im "Märchenwald", einem verwunschenen Buchenwald bei den “Oelstorfer Holzwiesen“, berichtete Jörg Kraus von dort brütenden Eulen und Käuzen. Kürzlich sei erstmals das Vorkommen einer Wildkatze nachgewiesen worden.
Hilke Beer, Vorsitzende der Ortsverbands der Grünen, betonte: “Dieser wertvolle Lebensraum ist durch die Pläne der Bahn akut gefährdet. Schon jetzt sind die Naturlandschaften unserer Region durch die A7 zerschnitten. Die ICE-Trasse würde die verbliebenen Biotope zusätzlich in linsenförmige Inseln zerteilen.“
Überholbahnhof mitten im Feuchtgebiet
Am letzten Stopp, den Bruchwiesen zwischen Garlstorf und Toppenstedt, sieht die aktuelle Trassenplanung einen Überholbahnhof vor. Hier würde die Strecke viergleisig ausgebaut werden – mitten durch eines der letzten halbwegs unversehrten Feuchtgebiete der Samtgemeinde Salzhausen. Beim gemeinsamen Ausklang der Tour in der Garlstorfer "Waldklause“ waren sich alle Beteiligten einig: "Der Ausflug hat spannende Einblicke in die Besonderheit und Vielfalt der immer noch reichhaltigen Landschaft vermittelt. Und bewusst gemacht, was für uns alle auf dem Spiel steht, wenn die Trassenpläne konkrete Gestalt annehmen."
Für alle, die beim jüngsten Erkundungstermin verhindert waren, wird nach persönlicher Rücksprache eine Wiederholungstour angeboten. Interessierte können sich bei Hilke Beer unter Tel. 04172 - 9880549 (AB) melden.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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