Kundgebungen für Demokratie
Rund 350 Menschen demonstrierten in Salzhausen und Hanstedt gegen Rechtsextremismus

Marsch für die Demokratie: die etwa 200 Hanstedter Demoteilnehmer auf dem Weg vom Skatepark zum Alten Geidenhof | Foto: Initiative Pro Demokratie
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  • Marsch für die Demokratie: die etwa 200 Hanstedter Demoteilnehmer auf dem Weg vom Skatepark zum Alten Geidenhof
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Ein lautstarkes Zeichen gegen extreme Parteien und für Demokratie setzten jetzt - auch vor dem Hintergrund der jüngsten Europawahl - insgesamt rund 350 Demonstranten bei Kundgebungen in Salzhausen und Hanstedt. 

Parteiübergreifendes Bündnis rief zu Salzhäuser Demo auf

Unter dem Motto "Salzhausen ist bunt!" hatte auf Anregung von Joachim Bartels von den Samtgemeinde-Grünen erstmals ein Bündnis aus CDU, SPD, Grünen, FDP und UWG gemeinsam zur Demo aufgerufen. "Hass ist keine Alternative für Deutschland" prangte als Slogan an Bartels' Rednerpult. "Eine Auflösung der Europäischen Union ist ebenso wenig eine Lösung für politische Probleme wie das Dichtmachen von Landesgrenzen", prangerte er vor rund 150 Teilnehmern auf dem Rathausplatz die politischen Richtungen von AfD sowie anderen rechten Parteien und Gruppierungen an. Diese müsse man - so mahnte Bartels - "mit demokratischen Mitteln bekämpfen" und nicht mit Hassparolen, wie sie vielerorts grassierten.

Salzhausens Bürgermeisterin Bianca Tacke zeigte sich "stolz auf den großen Teil der Bevölkerung", der an der Demo teilnahm. Bei der Europawahl wie auch grundsätzlich gelte es, die Demokratie zu wählen: "Nur so können wir verhindern, dass autoritäre Parteien und Mächte die Macht übernehmen."

Grenzübergreifende Partnerschaft neu beleben

"Wir sagen 'Ja' zur EU und zur Demokratie, sowohl privat als auch als Mitglied im Bundesverband der Deutsch-Polnischen Gesellschaften", betonte Elisabeth Mestmacher, Vorsitzende des Freundeskreises Bialy Bór - Salzhausen der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Der Verein habe "schwere Jahre in Bezug auf Kommunikation, Kooperation und Begegnungen" erlebt. Ursache sei die PiS-Partei, die von 2015 bis 2023 Polen regierte. Die Partei - so Mestmacher - stehe für "Patriotismus, Nationalkonservatismus, EU-Skepsis, Rechtspopulismus und Rechtsradikalismus" und habe "Deutschland als Feindbild". Nach der PiS-Herrschaft habe man den Polen das Stimmrecht in der EU entzogen, inzwischen seien sie aber wieder stimmberechtigt. Nun müsse die grenzübergreifende Partnerschaft neu belebt und nachhaltig gestaltet werden. Die Salzhäuser Oberschule gehe mit gutem Beispiel voran, indem sie am EU-Austauschprogramm "Erasmus+" teilnehme und - ebenso wie das Gymnasium - das Prädikat "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" trage. "Lasst uns weiterhin als Zeichen für die nachfolgenden Generationen laut 'Ja' sagen zur Demokratie und zur EU", appellierte Elisabeth Mestmacher. 

Zur Demo gekommen waren auch Mitglieder des Jugendparlamentes der Samtgemeinde Salzhausen. Als dessen Sprecherin unterstrich Schülerin Antonia, dass bei der jüngsten Europawahl erstmals Jugendliche ab 16 Jahren teilnehmen konnten. Dadurch hätten auch viele Heranwachsende die "Chance genutzt, ihre Zukunft etwa in Sachen Klimaschutz und Bildung mitzugestalten". 

"Demokratie muss von innen gewollt werden"

"Der Geist der Demokratie kann nicht von außen aufgepfropft werden. Er muss von innen kommen", zitierte die Salzhäuser Pastorin Wiebke Alex Mahatma Gandhi, der sich für die Unabhängigkeit Indiens und für Frieden einsetzte. "Wenn wir die Demokratie schlecht reden und nur kritisieren, was alles nicht läuft, dann gerät dieser Geist Stück für Stück unter die Räder", warnte die Theologin. Freie Meinungsäußerung in bzw. Kritik an der Demokratie auf der einen Seite und das Vertrauen darauf, "dass 'die da oben' ihr Bestes geben", müssten sich "die Waage halten". "Vertrauen ist die härteste Währung, die wir haben", so Wiebke Alex. 

Benedict Dudda von der Samtgemeinde-SPD erklärte schließlich, Demokratie bedeute, "eine getroffene Mehrheitsentscheidung zu ertragen und dem Anderen gegenüber immer gesprächsbereit zu sein". 

Initiative "Pro Demokratie" brachte Hanstedter auf die Straße

In Hanstedt hatte die Initiative "Pro Demokratie" - ein Bündnis unter anderem aus Bürgern, Kirchen, demokratischen Parteien, Vereinen und örtlichen Geschäftsleuten – zur Demo aufgerufen. Rund 200 Teilnehmer jeden Alters marschierten vom Skatepark und Alten Geidenhof. "Jugendliche, Eltern mit ihren Kindern, Großeltern und viele andere waren dabei und haben gezeigt, dass Hanstedt bunt, vielfältig und laut ist und sich zur Demokratie bekennt", berichtet Viviane Fux, Sprecherin der Initiative. Unter den Rednern waren zwei junge Mitglieder von "Fridays For Future", eine Pastorin und Samtgemeinde-Bürgermeister Olaf Muus, der sich ausdrücklich als Privatmann zu Wort meldete.

Viviane Fux erinnerte als Tochter eines Holocaust-Überlebenden an die Grausamkeiten der Nazi-Verbrechen und mahnte, dass Demokratie keine Selbstverständlichkeit sei. "Demokratie lebt vom Mitmachen, Verantwortung tragen und gewaltfreier Auseinandersetzung mit anderen Meinungen“, so Fux. "Wir alle haben mit dieser friedlichen und bunten Demo gezeigt, dass wir nicht schweigen und uns für ein demokratisches Europa einsetzen.“

„Unser Dank gilt allen Beteiligten und Organisatoren, die diese Kundgebung ermöglicht haben, und natürlich auch der Polizei und dem anwesenden Sanitäter, die mit ihrem freundlichen Einsatz für einen sicheren Ablauf der Demo gesorgt haben“, ergänzte Fux.

Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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