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WOCHENBLATT-Interview zum Abschied
Salzhäuser Verwaltungschef Wolfgang Krause zieht Bilanz

Samtgemeinde-Bürgermeister Wolfgang Krause vor der Rathaus-Baustelle. Im Ruhestand warten auf ihn private "Baustellen" in Haus und Garten | Foto: ce
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  • Samtgemeinde-Bürgermeister Wolfgang Krause vor der Rathaus-Baustelle. Im Ruhestand warten auf ihn private "Baustellen" in Haus und Garten
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"Das Personal folgt der Arbeit, nicht die Arbeit folgt dem Personal“: Das ist seit vielen Jahrzehnten die Arbeitsphilosophie von Salzhausens Samtgemeinde-Bürgermeister Wolfgang Krause (68, parteilos). "Wenn ich weiß, ich habe ein Aufgabenfeld zu erledigen, setze ich dafür geeignetes Personal ein. Ich setze nicht erst Personal ein und suche dann nach entsprechenden Aufgaben“, erklärt er seine Maxime. Ende Dezember hört Krause - aus privaten Gründen ein Jahr und neun Monate vor dem eigentlichen Ende der Amtszeit - als Verwaltungschef auf. Im Interview mit WOCHENBLATT-Redakteur Christoph Ehlermann blickt Krause auf seine Arbeit an der Spitze des Rathauses zurück und auch nach vorn in Richtung Ruhestand.

WOCHENBLATT: Herr Krause, als Sie sich 2011 als Samtgemeinde-Bürgermeister zur Wahl stellten, führten sie als Qualifikationen dafür Ihr Studium des Kommunalrechts, ihren Abschluss als Diplom-Verwaltungsbetriebswirt und jahrzehntelange Erfahrung in der Verwaltungsarbeit für öffentlich-rechtliche Träger - etwa im Vorstand der IKK Niedersachsen - an. Was davon hat Ihnen als Verwaltungschef am meisten genützt?

Wolfgang Krause: Am meisten genützt hat mir meine jahrzehntelange Erfahrung in der Personalführung. Ich habe praktische Kenntnisse mitgebracht und versucht, sie hier im Rathaus umzusetzen. Das galt auch für Organisations- und Teambuilding-Maßnahmen, die zwangsläufig dazugehören.

WOCHENBLATT: Als Ziele hatten Sie sich gesetzt, Herausforderungen wie den demografischen Wandel und die erneuerbaren Energien zu meistern.

Krause: Demografischer Wandel ist ein gutes Stichwort für die Entwicklung des Personals innerhalb des Rathauses. Wir haben altersbedingt in den letzten fünf, sechs Jahren gut ein Drittel der Mannschaft ausgewechselt. Derzeit sind bei der Samtgemeinde 260 Mitarbeiter beschäftigt, davon knapp 70 im Rathaus, der Rest unter anderen in Kitas und auf dem Bauhof.

WOCHENBLATT: Und was ist mit erneuerbaren Energien?

Krause: Das ist ein permanentes Thema. Die Pläne der Bundes- und der Landesregierung haben sich durch die Gesetzgebungsverfahren konkretisiert, die Ziele sind klar. Bei Windenergiemaßnahmen ist die Samtgemeinde erheblich betroffen. Wir haben 1.345 Hektar an Windkraft-Potenzialflächen, das sind 9,1 Prozent der gesamten Samtgemeinde-Fläche.

WOCHENBLATT: Das ist sehr viel.

Krause: Die Berechnungen sind zwar fachlich gesehen ok, aber es existiert ein erhebliches Ungleichgewicht gegenüber den übrigen Kommunen im Land. Das ist von den Potenzialflächen her unverträglich. Der Landkreis Harburg legt zwar nicht fest, ob und wieviel Windkraftanlagen auf diese Flächen kommen, aber Bund und Land haben uns jegliche planungsrechtlichen Instrumentarien genommen, um über Bebauungs- oder Flächennutzungspläne letztendlich sicherzustellen, dass nur eine verträgliche Anzahl von Anlagen kommt. Wir haben nur die Möglichkeit, auf die Projektierer zuzugehen und zu sagen: „Gemach, Gemach, so schnell geht es nicht!“

WOCHENBLATT: Machen denn so viele Anlagen in der Region Sinn?

Krause: Man kann zwar alle Windkraftanlagen an das vorhandene Netz anschließen, den Stromertrag aber nicht einspeisen, weil es die Netzkapazitäten momentan gar nicht hergeben. Für eine entsprechende Ausweitung der Kapazitäten braucht es acht bis zwölf Jahre.

WOCHENBLATT: In der Samtgemeinde regt sich zunehmend Widerstand gegen Windkraft.

Krause: Viele Bürger und -initiativen sind – aus zum Teil berechtigten Gründen – dagegen. Aber es geht nicht, dass man sich einfach nur hinstellt und sagt: „Wir wollen gar keine Anlagen haben“.

WOCHENBLATT: Welche Einspruchsmöglichkeiten haben die Kommunen?

Krause: Wir prüfen über den Niedersächsischen Städte- und Gemeindebund und den Städtetag als kommunale Spitzenverbände, ob und inwieweit man juristisch gegen die Windkraftplanungen vorgehen kann. Wir müssen abwarten, wie das Regionale Raumordnungsprogramm formuliert ist, und werden dann prüfen, ob wir Widerspruch einlegen oder Einwände vorbringen können.

WOCHENBLATT: Welche Themen sind Ihnen aus Ihrer Amtszeit sonst noch besonders in Erinnerung geblieben?

Krause: Gedanklich immer präsent sind Themen wie die Corona-Pandemie oder auch die Flüchtlinge. Derzeit leben etwa 400 Flüchtlinge in der Samtgemeinde. Laut Niedersachsens Innenministerin werden die Flüchtlingsströme auch über 2025 hinaus anhalten. Die Unterkünfte für die Schutzsuchenden in der Samtgemeinde Salzhausen sind derzeit gesichert. Aber man weiß nie, in welche Richtung sich das Thema noch entwickelt.

WOCHENBLATT: Was hätten Sie gerne noch als Samtgemeinde-Bürgermeister erreicht?

Krause: Ich hätte gerne noch eine größere Klarheit beim Thema Windkraftanlagen erreicht.

WOCHENBLATT: Was wünschen Sie Jens Köster, der im Januar Ihre Nachfolge antreten wird?

Krause: Ich wünsche ihm sehr viel Erfolg, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt, dass er gut hineinkommt in das Verwaltungssystem und sehr viel Kraft für das Amt.

WOCHENBLATT: Werden Sie nach Ihrem Abschied noch als Zuschauer an Sitzungen der politischen Gremien teilnehmen?

Krause: Ganz bewusst ziehe ich mich erstmal zurück. Es ist nicht meine Art, mich in Ratssitzungen zu setzen und in der Einwohnerfragestunde nachzuhaken, ob meine Ideen umgesetzt wurden.

WOCHENBLATT: Welche Pläne haben Sie stattdessen?

Krause: Es gibt keine konkreten Pläne, irgendwo anders zu arbeiten. Wir haben sehr viel privat zu tun. Ich richte mir zu Hause gerade eine Werkstatt ein. Es sind sehr viele Dinge in Haus und Garten liegengeblieben, und ich freue mich darauf, da unbeschwert und ohne Zeitdruck ranzugehen.

WOCHENBLATT: Ihr persönliches Fazit Ihrer Amtszeit?

Krause: Ich habe das tägliche Miteinander im Rathaus, das immer auf Augenhöhe stattfand, ebenso genossen wie das Miteinander in der „kommunalen Familie“ im Landkreis - sei es im Netzwerk mit den übrigen Hauptverwaltungsbeamten oder mit den Führungskräften der Kreisverwaltung. Auch den Bürgern der Samtgemeinde Salzhausen bin ich sehr dankbar für ihr Vertrauen.

WOCHENBLATT: Herr Krause, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!

Samtgemeinde-Bürgermeister Wolfgang Krause vor der Rathaus-Baustelle. Im Ruhestand warten auf ihn private "Baustellen" in Haus und Garten | Foto: ce
Seine Tage am Schreibtisch im Salzhäuser Rathaus sind gezählt: Samtgemeinde-Bürgermeister Wolfgang Krause hört Ende Dezember auf | Foto: ce
Redakteur:

Christoph Ehlermann aus Salzhausen

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