Einkaufsära auf dem Land endet
Tangendorfer Dorfladen schließt nach 23 Jahren
ce. Tangendorf. An einem Holzpfosten vor dem Dorfladen hängt ein Hufeisen. Es hat Rost angesetzt, und auch der Laden selbst hat leider seine beste Zeit hinter sich. Weil die Kundschaft immer weniger wird, wollen Nicola Schmahljohann (58) und Ehemann Siegfried (59) ihr Geschäft im Heideort Tangendorf (Landkreis Harburg), das sie seit 23 Jahren betreiben, noch in diesem Jahr schließen. "Wir wollen hier im Haus stattdessen Wohnungen schaffen und haben einen Antrag gestellt, um das Dachgeschoss auszubauen. Wenn der Antrag genehmigt ist, werden wir dichtmachen."
Im Jahr 1999 eröffneten die Schmahljohanns ihren Dorfladen in gemieteten Räumen. "Ich war bis dahin selbstständig gewesen als Maurer und Fliesenleger und ärgerte mich, dass es in Tangendorf keine Einkaufsmöglichkeiten mehr gab. Sogar für einen Liter Milch musste man ins Nachbardorf fahren", erinnert sich Siegfried Schmahljohann. "Wir hatten von morgens um 5.30 Uhr bis abends um 20 Uhr geöffnet und waren perplex über den enormen Zulauf. Viele Menschen haben hier eingekauft und sich zum Klönschnack bei uns getroffen."
Auch um die Miete zu sparen und mehr Einnahmen zu haben, baute das Paar 2011 ein Haus an der Ortsdurchfahrt und richtete im Erdgeschoss den Laden ein. Einige Jahre wurden auch dort Lebensmittel, Zeitungen und auch der Postshop gut angenommen. "Mit der Zeit sind aber immer mehr ältere Kunden verstorben und jüngere Leute weggezogen", nennt Nicola Schmahljohann einen Grund für die schlechter laufenden Geschäfte. Viele Pendler aus dem 800-Seelen-Ort Tangendorf, die etwa in Salzhausen oder Hamburg arbeiten, würden ihre Einkäufe dort in der Mittagspause erledigen. Mütter brächten ihren Nachwuchs in Kindergärten und Schulen in der Umgebung und nutzten oft dort die Gelegenheit zum Einkauf. Hinzu käme das bequeme Online-Shopping, das viele Kunden abziehe.
"Ein paar Stammkunden halten uns weiterhin die Treue. Langfristig reicht das aber leider nicht zum Leben", so Siegfried Schmahljohann. Auch deshalb arbeitet er seit drei Jahren wieder als selbstständiger Maurer und Fliesenleger. Und seine Frau Nicola erinnert sich ein bisschen wehmütig an die "goldenen Zeiten" von Tangendorf: "Als ich Kind war, herrschte hier im Dorf noch reges Geschäftsleben - vom Kaufmann über Handwerksbetriebe bis zum Friseur hatten wir alles."
"Die Gemeinde bedauert sehr, dass der Dorfladen schließt. Dann wird etwas im Ort fehlen", erklärt Bürgermeister Stefan Isermann gegenüber dem WOCHENBLATT. "Wir würden uns freuen, wenn sich jemand findet, der in Tangendorf wieder einen Laden betreibt."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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