Hittfeld
Allein ist hier keiner: Eine Hausgemeinschaft feiert sich und das Leben
ts. Hittfeld. Jeder zehnte Deutsche ist Studien zufolge einsam, ab 85 Jahren ist es sogar jeder Fünfte. Als Mittel dagegen fördert die Bundesregierung Mehrgenerationenhäuser. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat Besuchsangebote geschaffen. Eine fidele Hausgemeinschaft am Maschener Kirchweg in Hittfeld meistert das Leben selbst: 18 Senioren, vier Männer und 14 Frauen im Alter von 77 bis 93 Jahren, feiern sich und das Leben.
Im hohen Alter in der eigenen Wohnung leben und trotzdem nicht einsam und isoliert sein - in den zwei miteinander verbundenen Mehrfamilienhäusern am Maschener Kirchweg klappt das Kunststück. "Wir sind eine sehr gute Hausgemeinschaft", sagt Hans-Dieter Kruse. Der 81-Jährige und der 79 Jahre alte Fred Meyer nennen sich "Kümmerer", halten die Gemeinschaft auf Trab.
Die Hausbewohner treffen sich jeden Mittwoch zu Gesprächsrunden, erfahren so Neuigkeiten aus dem Haus. "Wer Geburtstag hat, gibt einen aus", sagt Fred Meyer. Jeder hat so seinen Stil. Fred Meyer lädt zu einem stets zu einem deftigen Abendbrot ein, Sauerfleisch und Mettwurst kommt auf den Tisch.
Beim gemeinsamen Bingo-Spiel lässt sich die Rente aufbessern. Das Los kostet 50 Cents, die Einnahmen werden an die Gewinner ausgeschüttet. Zum Auftakt prosten sich die Spieler mit Sekt zu. Fred Meyer zieht die Zahlen aus einer goldfarbenen Trommel und gibt den Moderator: "Sieben", ruft er und ergänzt zur Erklärung: "Sex plus einen." Gelächter.
Einsam geht nicht in der Hausgemeinschaft. Die Bewohner feiern zusammen Silvester, den Advent, Julklapp, ein Oktoberfest und unübliche Anlässe - also eigentlich immer. "Wir erfinden notfalls irgendwelche Feste", sagt Fred Meyer. Die Sperrmüll-Party ist so eines. Die Bewohner entledigen sich dabei nicht mehr benötigter Haushaltsgegenstände - stets bei Glühwein und Schmalzbrot.
Die Hausbewohner achten untereinander auf sich - auch wenn es ernst wird. Vor Trickbetrügern wird zum Beispiel gewarnt. "Wenn jemand an der Haustür betrügen will, könnte es gelingen, dass wir das verhindern", sagt Hans-Dieter Kruse.
Die Hausgemeinschaft funktioniert auch so wunderbar, weil das Gebäudeensemble mit einem etwa 50 Quadratmeter großen Gemeinschaftsraum ausgestattet ist. Ein Schild mit der Aufschrift "Party" weist den Weg. "Ohne den Raum würde kaum etwas gehen", sagt Fred Meyer. Es ist ein Plädoyer dafür, wie Wohnungsbau in Mehrfamilienhäusern sein sollte.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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