Steigende Infektionszahlen
COVID-19-Genesene: "So heftig kann diese Krankheit sein!"
(ts). Nur wenige Menschen in der Region kennen jemanden, der an dem neuartigen Coronavirus erkrankt ist. Viele kennen nicht einmal jemanden, der jemanden kennt, dem das Virus zu schaffen gemacht hat. Auch das ist ein Grund, warum die Furcht vor COVID-19 trotz wieder steigender Infektionszahlen schwindet. Wenn Else Murek in den Medien die Bilder von Menschen sieht, die wieder in Massen feiern und eng zusammen an Stränden liegen, löst das bei ihr Kopfschütteln aus. "Die Unvernunft der Leute kann ich nicht verstehen", sagt sie.
Else Murek hält das Coronavirus für gefährlicher als das Grippevirus. Sie weiß, wovon sie spricht, denn die Leiterin des Senioren- und Pflegeheims Falkenhof in Seevetal-Maschen hat einen Coronavirus-Ausbruch erlebt. Else Murek hat Menschen sterben sehen und Corona-Erkrankte gepflegt. Als "Helden des Alltags" galten sie und ihre Kollegen im April. Damals war Schutzkleidung in Seniorenheimen äußerst knapp vorhanden. "Ich bedanke mich bei allen, die uns medizinische Schutzkleidung gespendet haben", sagt sie in Erinnerung daran.
Else Murek warnt vor der neuen Unbekümmertheit im Umgang mit dem Coronavirus. Sie selbst war an COVID-19 erkrankt, kam mit Blaulicht ins Krankenhaus. Den Krankheitsverlauf wünscht sie keinem. "Ich hatte Brechdurchfall, wie bei einem Norovirus." Das Fieber stieg auf 40 Grad und darüber. Das Coronavirus hält sich nicht an Regeln. Die Krankheit brach bei ihr am 15. Tag nach dem positiven Testbefund aus. Eigentlich gilt jeder als davongekommen, bei dem sich nach 14 Tagen keine Symptome zeigen.
Manche Genesene fühlen sich auch Wochen nach der Infektion noch immer nicht gesund. Eine unerklärliche Müdigkeit und Kraftlosigkeit tritt in Schüben auf. Darüber steht nichts in den Corona-Statistiken. "Es ist, als ob das Virus einen altern lässt", sagt Else Murek.
Nach einer Corona-Erkrankung mit leichtem Verlauf klagen einige Betroffene noch Wochen oder Monate über Erschöpfung oder Atembeschwerden, auch wenn das Virus nicht mehr nachweisbar ist. Woran das liegt und wie lange die Folgen selbst bei einem leichten Krankheitsverlauf andauern können, wissen Ärzte bislang nicht. "Wir gehen davon aus, dass man am Ende die Folgewirkungen überwindet", sagt Dr. Christian Pott. Der Ärztliche Direktor am Krankenhaus Buchholz hat COVID-19-Patienten behandelt. In der zweiten Hälfte des Krankheitsverlaufs müsse der Körper mit einer massiven Immunreaktion fertig werden, erklärt der Experte. "Wir waren von den schweren Lungenentzündungen überrascht."
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hält 150 Gäste bei Familienfeiern für zu viel und fordert bundesweit einheitliche Teilnehmergrenzen. Die Gesellschaft in Deutschland müsse abwägen, wie viel Kontakt sie erlauben wolle. Dr. Christian Pott sieht die Priorität, die Schulen und Kindertagesstätten auch bei steigenden Infektionszahlen offen zu halten. Seiner Einschätzung nach sei das machbar. "Wir raten, Abstand zu halten, an den Mund- und Nasenschutz zu denken und Feiern zu vermeiden."
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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