MTV Ramelsloh
Das plattdeutsche Theater in Ramelsloh ist nicht tot zu kriegen
ts. Ramelsloh. Wenn man Bruder oder Schwester in Übersee für tot erklärt, um aus zwingenden Gründen einen Lotto-Gewinn als Erbschaft ausgeben zu können, zeugt das von Gewitztheit. Wenn die Geschwister lebendig unerwartet zu Besuch kommen, steckt man in der Klemme. Von Triumph und Schock hin- und hergerissen, kommt es in der niederdeutschen Komödie "Arven und nich starven" (Erben und nicht sterben) zu lustigen Verwicklungen. Die Theatergruppe im MTV Ramelsloh wird das Lustspiel von Wolfgang Binder inszenieren und ab dem April aufführen.
Plattdeutsches Theater hat Tradition in Ramelsloh. Aufführungen, damals im Gasthof, gehen bis in die 1920er-Jahre zurück. Die Theatergruppe im MTV Ramelsloh inszeniert seit 1946 Aufführungen - im Premierenjahr übrigens auf Hochdeutsch. Im vergangenen Jahr brachte sie kein Stück auf die Bühne - ausgerechnet zum 75. Jubiläum der Theatergruppe. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zwangen das Amateurtheater in die Pause. Aber selbst die Corona-Pandemie kriegt das plattdeutsche Theater in Ramelsloh nicht tot: Das Ensemble im Männerturnverein trifft sich wieder zu Proben in dem früheren Klassenzimmer der ehemaligen Dorfschule in Ramelsloh. Regisseur und Darsteller Otto Cordes ist dort noch zur Schule gegangen.
Nach 76 Jahren gehen dem Theater-Ensemble in Ramelsloh die Schauspieler und Schauspielerinnen aus, die Plattdeutsch als Muttersprache sprechen. "Wer nicht Muttersprachler ist, dem fällt es schwer zu improvisieren", nennt Ensemble-Leiter Friedhelm Schneider ein Problem damit. Eine Idee sei deshalb, die Rollen junger Männer und Frauen in Hochdeutsch sprechen zu lassen. "Wie im echten Leben", sagt Friedhelm Schneider. Er ist einer von drei Plattdeutsch-Muttersprachlern im Ensemble, dem insgesamt 15 Männer und Frauen angehören. Schneider feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bühnenjubiläum. Noch länger ist Hans-H. Eddelbüttel dabei, er spielt seit 50 Jahren Theater.
Ein prominenter Schauspieler ist aus der Theatergruppe im MTV Ramelsloh hervorgegangen: Harald Maack, bekannt aus der ZDF-Fernsehserie "Notruf Hafenkante" und dem Ohnsorg-Theater. "Ende der der 1970er-Jahre hat er bei uns gespielt", sagt Otto Cordes. Damals hatten Theaterleute des Ohnsorg-Theaters in Ramelsloh zugeschaut.
Wie kommt eine Theatergruppe in einen Sportverein? Nach dem Zweiten Weltkrieg plagten den Männerturnverein finanzielle Probleme. "Die Theaterleute spielten, um den Sportlern zu helfen und Geld in die Kasse zu bringen", antwortet Otto Cordes. Noch heute bessert die Theatergruppe die Vereinskasse auf.
In diesem Jahr sind fünf Aufführungen in der Zeit vom 22. April bis 8. Mai vorgesehen. Vorsichtig beginnt das Ramelsloher Theater den Neustart nach der Corona-Pause. Üblich waren in der Vergangenheit acht Vorstellungen im Jahr.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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