Nachbarschaftsstreit wegen Hund
Die Halter des Kangal in Hittfeld: "Jetzt reden wir"
ts. Hittfeld. Der Streit um die Haltung eines Kangals in Hittfeld beschäftigt seit Monaten die Gemeindeverwaltung, das Kreisveterinäramt, manchmal die Polizei, aber vor allem die Nachbarn, die Halter des Anatolischen Hirtenhunds selbst - und die Leser, wie ungewöhnlich hohe Zugriffe auf den WOCHENBLATT-Artikel im Internet zeigen.
Nach unserem Bericht von vergangenem Mittwoch äußern sich die Halter des Kangals im Gespräch mit WOCHENBLATT-Redakteur Thomas Sulzyc und im Beisein von Kangal "Keles". Der kräftige Vierbeiner, an der Leine gehalten, warnt den Besucher eindringlich mit lautem Gebell beim Betreten des Grundstücks, gibt aber nach dem Beschnuppern Ruhe.
Die Familie Kitay hält Vorwürfe der Nachbarn für übertrieben geschildert. "Unser Hund ist doch keine Bestie, die sich wie ein Löwe verhält", sagt die 16 Jahre alte Tochter des Halters, Awasin Kitay. Sie ist Auszubildende zur Rechtsanwaltsfachangestellten. Ihr Vater ist Unternehmer. Seine Familie handele mit Pistazien und Nüssen, sagt Behcet Kitay, ein Kurde. Er sei in viele Länder gereist und schätze die Deutschen wegen ihrer Disziplin, erzählt er.
Ja, der Kangal belle manchmal, auch laut, räumt Awasin Kitay ein. "Aber doch nicht ununterbrochen morgens, mittags, abends und nachts, wie manche es schildern." Die Familie hält den Kangal im Freien, wie es richtig für das Tier sei. Eine Wetterhütte bietet Schutz. Er habe es für die Nacht mit einem Platz in der Garage ausprobiert, sagt Behcet Kitay. Aber der Hund habe deutlich gemacht, dass ihm das nicht gefalle.
Nachbarn sind genervt und verunsichert von dem kräftigen Tier, das ordentlich an der Leine zieht. Wie erklären die Halter das angespannte Verhältnis zu den Nachbarn? Der Ton sei von Anfang an rau gewesen, sagt Awasin Kitay. "Wir haben keine Unterstützung von den Nachbarn erlebt. Keiner hat gefragt, wie wir uns fühlen", erklärt sie. Als Beispiel nennt die Jugendliche die Fotos, die Nachbarn von ihrem Grundstück machen, um die Haltung des Kangal zu dokumentieren. "Da fotografiert jemand einfach in unseren Garten, ohne uns zu fragen", sagt Awasin Kitay.
Die Haltung sei nicht artgerecht, behaupten Nachbarn. Wegen der Vorwürfe ist "Keles" mittlerweile beim Kreisveterinäramt bekannt. "Wir halten uns an das, was die Behörde sagt. Unser Hund hat viel Auslauf", sagt Awasin Kitay. Bis zu dreimal am Tag fährt ihr Vater mit dem Tier an ein Gewässer. Er zeigt Fotos davon.
Trotz des Ärgers bisher: Ihren Hund will Familie Kitay nicht abgeben. "Er gehört zur Familie. Für unseren Vater ist er wie ein eigenes Kind", erklärt Awasin Kitay den Grund.
Möglicherweise bringt die Zeit Entspannung in die Nachbarschaft. Keles ist erst 21 Monate alt. Der junge Hirtenhund müsse erst "seinen Platz finden", wie die Familie sagt, also sich eingewöhnen. Zuvor hatte der Hirtenhund bei Familienangehörigen in Hamburg gelebt.
"Keles" wird ruhiger werden, ist sich Awasin Kitay sicher. "Ich habe mich schon um einen Platz in der Hundeschule bemüht. Aber wegen der Corona-Krise geht das zurzeit nicht." Das macht doch Hoffnung auf Deeskalation in der Nachbarschaft.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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