Hittfelder Mühle
Disko lebt in Hittfeld - seit 50 Jahren
ts. Hittfeld. Beinahe jeder, der in den 1980er-Jahren seine Pubertät durchlebte, hat einen Teil seiner Jugend in einer Großraumdiskothek verbracht. Bereits mit 15 an der Kasse reingemogelt. Wer die glitzernden Tanztempel mit ihrer meisten rustikalen Einrichtung (war Zeitgeist damals) nicht liebte, hat entweder keine Erinnerungen oder keine Freunde.
In die Vorstadtdisko gingen viele nicht wirklich wegen der Musik. Dr. Alban oder Modern Talking - irgendwie egal. Denn an den magischen Orten wurden Küsse ausgetauscht, wurde geraucht, getrunken, gefeiert bis der Fußboden klebte, und auf dem Heimweg, weil kein Bus fuhr, vor Kälte gelitten. Manche erbarmten sich als Fahrer, die übrigen bezahlten ihnen alle nicht-alkoholischen Getränke.
In den Nullerjahren verschwanden die Großraumdiskotheken zunehmend - still und leise. In Seevetal aber gibt es noch einen dieser magischen Tanztempel. Nach 18 Monaten Corona-Zwangspause hat die Diskothek Hittfelder Mühle wieder geöffnet. Disko hat hier sein Revival. Es gilt die 2G-Regel. Nur Geimpfte und Genesene haben Zutritt.
In sozialen Netzwerken spekulierten manche, dass die Diskothek in der Windmühle für immer geschlossen bleiben würde. Ans Aufgeben habe er nie gedacht, sagt Thorsten Voss (45), Betreiber der Diskothek Hittfelder Mühle. "Die Leute wollten, dass wir öffnen." Das bekam er in vielen E-Mails und Kurznachrichten zu lesen.
Eindrucksvoller konnte das Motto zur Eröffnung kaum sein: Die Diskothek Hittfelder Mühle feierte ihr 50-jährges Bestehen. "Mir ist nicht bekannt, dass es eine ältere Diskothek in Deutschland gibt. Mindestens sind wir aber eine der ältesten im Land", sagt Betreiber Thorsten Voss. In der Woche arbeitet er in Teilzeit als kaufmännischer Angestellter eines Bäckereiunternehmens. Am Wochenende ist er Diskochef, hält Abi-Partys oder Ü44-Partys mit insgesamt bis zu 18 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen am Laufen.
500 Gäste wollten die Wiedereröffnung feiern - ausverkauft. Die Corona-Schutzregeln legen diese Grenze fest. Ohne Pandemie würde in der Mühle bis zu 1.000 Feiernde Platz finden.
Bei der Ü44-Party feiern Menschen ab 35 zur Musik von AC/DC oder Helene Fischer. Das muss man nicht verstehen, wenn das Herz sagt, dass es richtig ist. Manches ist neu in der Großraumdisko im Jahr 2021. Das Getränk Wodka-Energy existierte in den 1980er-Jahren noch nicht (das bekannteste Energygetränk Red Bull kam 1987 auf den Markt), heute zählt es zu den drei beliebtesten Getränken in der Hittfelder Mühle. Manches ist ein Klassiker, die "Ladies Night" zum Beispiel. Frauen erhalten feien Eintritt und werden mit Sekt begrüßt.
Disko hat Zukunft, davon ist Thorsten Voss überzeugt. "Nach Corona wollen die Menschen ihre Sorgen vergessen und ihren Frust wegtanzen", sagt er hedonistische Jahre voraus. Geplant ist, das Wochenende bereits am Donnerstag beginnen zu lassen. Wie früher soll an diesem Tag wieder Oldie-Party sein.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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