Superintendent Dirk Jäger zur Adventszeit
Ein paar Schritte zurück - das nervt
(os/nw). In den vergangenen Tagen hatten die Kirchengemeinde des Ev.-luth. Kirchenkreises Hittfeld alle Hände voll zu tun, um die Weihnachtsgottesdienste im Zeichen der Corona-Pandemie vorzubereiten. Im WOCHENBLATT lässt Superintendent Dirk Jäger das ablaufende Jahr Revue passieren.
"Liebe Leserin, lieber Leser,
das Jahr 2021 war gewiss auch für Sie eines mit vielfältigen Gefühlslagen. Wir alle hatten gehofft, dass die Pandemie-Situation mit all ihren Einschränkungen halbwegs zu bewältigen sein könnte - im Sommer und bis in den Herbst hinein sah es auch so aus. Die Impfungen zeigten Wirkung und zahlreiche Erleichterungen kehrten zurück in unser privates und gesellschaftliches Leben. Besuche und Reisen waren möglich, berufliches Miteinander in Präsenz und auch manche zuvor noch wüst-wallende Haarpracht durfte sich wieder in die gestalterische Obhut professionellen Fachpersonals begeben.
In diesen Tagen müssen wir gedanklich und auch ganz pragmatisch wieder mehrere Schritte zurück - und das nervt. Die allgemein wahrnehmbare Gereiztheit paart sich mit neuerlich trüben Geschäftsaussichten, Ärger über vermeintlich versagende Verantwortliche, Wut auf unbelehrbare Realitätsleugner und der leider oft ins Leere gehenden Frage: Was muss denn eigentlich noch alles passieren, damit es endlich wieder anders wird?
Vielleicht fühlt sich das gerade in der Adventszeit so widersprüchlich an, weil es in diesen Wochen doch so sein soll - anders. Noch nie zuvor ist mir so bewusst geworden, dass Advent eigentlich 'Unterbrechung' bedeutet. Kein weiteres Draufsatteln von Aktivität, keine weitere Steigerung der Erregungszustände, sondern Innehalten und Besinnung. Wesentliches erkennen, sich orientieren, Überflüssiges entrümpeln, Neues zulassen.
Das 'Andere' der Advents- und Weihnachtszeit hat genau darin seinen Grund: Die Geburt Christi wird uns geschenkt, wir müssen nichts dafür tun, können selbst auch nichts falsch machen. Nur hinschauen. Und sie hineinlassen in unser suchendes Dasein.
Einfach 'dazusitzen und etwas geschehen zu lassen' gilt nicht gerade als Tugend in unserem Kulturkreis, unseren hohen und oft nicht einlösbaren Erwartungen an das Weihnachtsfest täte dieses Korrektiv allerdings gut.
Im Kirchenkreis haben wir eine breite Palette an Festgottesdiensten für die Weihnachtstage vorbereitet. Einige mit Zugangsbeschränkungen - das geht nicht anders, um den Besuchern eine sichere Teilnahme zu gewährleisten. Aber niemand wird ausgeschlossen, es gibt Freiluft- und Online-Gottesdienste, mehrsprachige Feiern sowie eine ganze Reihe weiterer interessanter Angebote. Bitte schauen Sie dabei auch über die 'Grenzen' Ihrer eigenen Gemeinde hinaus. Nicht an jedem Ort kann alles zugleich stattfinden, aber lassen Sie sich gerne einladen, auch mal einen Ausflug in die Nachbarschaft zu machen.
Mit Ihnen freue ich mich auf die Nähe und Zusage Gottes: Fürchtet euch nicht, denn ich bin mit euch. Ein segensreiches, gesundes und erfolgreiches neues Jahr 2022, in dem Sie vieles stärkt und zuversichtlich werden lässt, sei Ihnen gegeben.
Bleiben Sie behütet und bewahrt in allem, was Sie frohen Sinnes, mit Vernunft und Vertrauen, nicht zuletzt auch mit hoffentlich einigen Momenten gelassenen 'Dasitzens' angehen."
Redakteur:Oliver Sander aus Buchholz | |
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