Restaurantsterben im Landkreis
Gastronomische Betriebe finden keinen Nachfolger
Im Landkreis Harburg ist das Angebot der geöffneten Restaurants in den letzten Jahren stark gesunken. Viele Gaststätten mussten in den letzten Jahren schließen. Das Restaurantsterben in den hiesigen Gemeinden ist keine völlig neue Beobachtung, doch seit Corona ist es nicht mehr auszublenden.
Das WOCHENBLATT hat hierzu mit zwei Betreibern von Traditionshäusern aus der Umgebung gesprochen und wollte wissen, was sie glauben, woran es läge.
Nicht nur, dass Traditionshäuser für den ein oder anderen sehr überraschend dauerhaft geschlossen werden, auch zieht es wenig neue Betreiber in die Gegend.
Sollte sich doch jemand "trauen" hier Fuß zu fassen, stehen viele Immobilien nach einiger Zeit erneut leer. "Viele junge Betreiber gehen etwas zu blauäugig an die Sache heran.
Der Verwaltungsapparat hinter einer Gastronomie ist nicht zu unterschätzen", so Hayretdin Kurnaz aus der Gaststätte "Zur Linde" in Hittfeld.
Vor fünf Jahren hat er gemeinsam mit seiner Frau Katharina Kurnaz den Betrieb ihrer Eltern übernommen und weiß daher als Betreiber von Hotel und Restaurant, dass es im Gastgewerbe nicht nur Sonnenstunden gibt. "Die Kosten sind in den letzten Jahren immens gestiegen.
Erhöhte Personal-, Lebensmittel- und Energiekosten sind drei Faktoren, die unsere Branche natürlich sehr betreffen. Wenn wir eine Suppe kochen, dann kochte sie zum Beispiel den ganzen Tag auf unserem Gasherd. Das ist teuer geworden."
Wenig Übernahmen, wenige Neueröffnungen
Abgesehen von wenigen Neugründungen, die keinem Franchise-Unternehmen zugehörig sind, fehlen der Branche auch die Fachkräfte. Thomas Cordes, Inhaber des "Cordes Hotel und Restaurant am Rosengarten" und 1. Vorsitzender des DEHOGA-Kreisverbandes Landkreis Harburg sieht auch die Presse und die Medien beteiligt an dem Aussterben der Fachkräfte im Gastronomiegewerbe.
"Es gibt viel negative Berichterstattung über die Gastronomie als Arbeitgeber. Wenig Geld, unbezahlte Überstunden und den ganzen Tag Stress und Höchstleistung.
Mehr wird nicht berichtet. Klar fangen mit diesen Informationen über Jahre hinweg weniger junge Leute in dem Bereich an. Und das führt auch zu weniger Nachfolgern, was dann wiederum zur Schließung von Traditionshäusern führt".
Das spürt auch die "Linde", "ohne die Familie würde es bei uns aktuell nicht wirklich gehen" sagt Hayretdin Kurnaz. "Ich wüsste nicht wie", so Kurnaz weiter.
Hinzu kommt speziell im Landkreis Harburg die schlechte Anbindung der öffentlichen Verkehrsmittel. "Theoretisch könnten auch Leute aus Harburg und Hamburg bei uns arbeiten, aber die Anbindung ist in den Abendstunden so katastrophal, dass ich mein Team selber zum Bahnhof fahren muss. Natürlich mache ich das in meiner Freizeit. Das ist keine Dauerlösung."
Eingefahrene Betriebe brauchen Mut zur Veränderung
Die Befragten sind sich einig: Wer in der Gastronomie Erfolg haben und damit bestehen bleiben möchte, muss flexibel bleiben. Das eigene Konzept immer wieder hinterfragen, anpassen und weiterentwickeln.
"Seit Beginn von Corona bis heute haben in Deutschland 36.000 Gastronomie-Betriebe schließen müssen", so Thomas Cordes.
Während und nach der Pandemie konnte man sehen, wer erschöpft war und Corona als endgültigen Anlass nahm, seinen Laden zu schließen und wer sich dem entgegenstellte und trotzdem weitermachte.
Gerade in alteingesessenen Wirtschaften fällt es manchmal weniger leicht, neue Akzente zu setzen und neuartige Prozesse umzusetzen.
Auf die Verantwortlichen kommt es an
Trotz der erschwerten Umstände lieben die beiden Gastronomen, was sie tun. "Die Gastronomie ist ein sehr schöner Berufszweig. Man ist aktiv und hat Freude mit den Gästen", so der DEHOGA-Vorsitzende. Wahrscheinlich ist es genau diese Einstellung, die beide Häuser schon so lange bestehen lässt und zeigt, dass es Wirtschaften gibt, die auch heute noch über Generationen rentabel arbeiten können.
Redakteur:Sven Rathert aus Seevetal | |
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