Drogen in Hittfeld
Gibt es ein Junkieproblem oder ist es Spießigkeit?

Die "Problemapotheke" laut der besorgten Gruppe. Hier bekommen die Programmteilnehmer ihre Substitute ausgehändigt  | Foto: sra
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  • Die "Problemapotheke" laut der besorgten Gruppe. Hier bekommen die Programmteilnehmer ihre Substitute ausgehändigt
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Besorgte Hittfelder (Namen der Redaktion teilweise bekannt) wandten sich an das WOCHENBLATT und die Gemeinde Seevetal. Es geht um die Ausgabestelle für Substitutionsmedikamente und den damit in Verbindung stehenden, als Probleme empfundenen Auswirkungen auf die Bürger Hittfelds.

Zum Hintergrund:

Die Hittfelder allgemeinmedizinische Arztpraxis von Dr. Hubertus Stahlberg ist eine der wenigen Praxen im gesamten Umkreis (nächste ist in Lüneburg), welche sich mit Substitutionsmedizin beschäftigen.
Das heißt, wenn Drogenabhängige an einem Programm zur Entwöhnung teilnehmen möchten, muss es einen Arzt geben, welcher sie auf diesem Weg betreut und ihnen entsprechende Rezepte für das jeweilige Substitut verschreibt. Dieses Angebot besteht seit vielen Jahren in Hittfeld.
Wenn die Menschen dieses Rezept erhalten haben, gehen sie zu einer Apotheke und holen sich ihre Medikamente ab.
Genau wie jeder andere, der ein Rezept vom Arzt bekommt.

Spätestens hier geht für manche Hittfelder das Problem los. Denn sowohl die verschreibende Arztpraxis als auch die Partner-Ausgabestelle Apotheke Hittfeld liegen beide mitten im Ortskern.
Das führt dazu, dass die Patienten durch den Ort gehen (müssen), um sich die Medikamente abzuholen.
Es kommt vor, dass diese Menschen nicht in das gewohnte Bild der Hittfelder passen und etwas auffallen. "Den meisten meiner Patienten sehen Sie das überhaupt nicht an.
Je länger sie in unserem Programm sind, desto weniger fallen sie auf", schützt der Allgemeinmediziner seine Programmteilnehmer.
Doch es geht anscheinend nicht nur um das Aussehen, sondern es würden immer größere, auffällige Gruppen durch Hittfeld laufen und die Bürger mit aggressivem Auftreten belästigen.

Ein konkreter Fall

Kürzlich kam es laut den Anprangernden zu einem unschönen Vorfall an der Eisdiele in Hittfeld, welche sich genau neben der Ausgabestelle befindet: Eine größere Gruppe wollte allem Anschein nach ihre Medikamente in Empfang nehmen.
Leider hatte die Apotheke gerade Mittagspause und so bekamen die Substituierenden ihre Medikamente nicht direkt und verhielten sich auffällig, laut und aggressiv.
Daraufhin baten die Inhaber der Eisdiele die Gruppe, sich zu entfernen, woraufhin die Frau des Inhaber-Paares von einer Patientin ins Gesicht geschlagen worden sei.
Bei der Ortsrats-Sitzung vor zwei Tagen (vergangener Mittwoch), auf der über das gesamte Thema gesprochen wurde, sollte sich die Familie der Betroffenen äußern und selber erzählen, wie es gewesen ist. Erschienen ist jedoch niemand.

Warum überhaupt in Hittfeld?

Auf die Frage eines Zuschauers der Sitzung, warum das denn überhaupt hier im Ort gemacht wird, antwortete der praktizierende Arzt: "Für einen Arzt gibt es nichts Schöneres, als wenn er einen sehr fertigen Menschen kennenlernt, und nach einiger Zeit hat dieser Mensch mithilfe der Substitution seine Sucht in den Griff bekommen, hat wieder Arbeit, eine Familie, Kinder und sein Leben einfach wieder selber in der Hand."
Nach Aussage der "besorgten Gruppe" wurden im Hittfelder Ortskern auch mehrere "Fixer-Bestecke" gefunden.
Der "Hotspot" soll sich an der Hinterseite der Kirche befinden, wo vermehrt Bestecke gefunden worden seien.

Nach der Ortsrats-Sitzung ging der Wochenblatt-Redakteur mit einem der Bürger die brisanten Stellen ab.
Es wurde nichts gefunden, was auf Spritzbestecke oder längere Aufenthalte von Personen dort hindeuten würde.
Fotos von dem scheinbar schon gefundenem Drogenzubehör gibt es ebenfalls nicht.

Ihre Meinung ist gefragt: Ist dies subjektives Empfinden einiger über besorgter Bürger und absolute Ausnahmesituation, oder stellt das Substitutionsprogramm bzw. die damit einhergehenden Konsequenzen (Ausgabe der Substitute in Hittfeld und der damit verbundene Aufenthalt der Patienten im Ortskern) eine reale Gefahr für die Bürger dar?

Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung in die Online-Kommentare oder senden Sie uns einen Leserbrief zu an red-buch@kreiszeitung-wochenblatt.de.

Das Wochenblatt wird weiter über den Fall berichten.

Umfangreiche Durchsuchungsaktionen gegen mutmaßlichen Drogenhändlerring

Mann droht mit Schusswaffe
Die "Problemapotheke" laut der besorgten Gruppe. Hier bekommen die Programmteilnehmer ihre Substitute ausgehändigt  | Foto: sra
Hier sollen sich öfter Gruppen von Süchtigen aufhalten und Ihre Utensilien liegen lassen | Foto: sra
Redakteur:

Sven Rathert aus Seevetal

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