Mit 80 fängt die Karriere an: Wolfgang Kirchhof (81) ist Senioren-Model
as. Emmelndorf. Ein älterer Herr sitzt vor dem Computer, blickt neugierig auf den Bildschirm. Fasziniert verfolgt er den Flug eines Fallschirmspringers. So flimmert Wolfgang Kirchhof aus Emmelndorf derzeit im TV-Spot eines Telekommunikationsunternehmens über die Bildschirme der Bundesrepublik. Während andere Rentner Golf spielen und ihren Ruhestand genießen, startet der 81-Jährige noch einmal als Senioren-Model durch.
Diese späte Modelkarriere hat Wolfgang Kirchhof seiner Tochter Bianca zu verdanken. Sie meldete ihr Kind bei einer Modelagentur an - und ihren Vater gleich mit. „Ich war gar nicht begeistert, hab nur gesagt 'Du hast doch 'nen Knall!'“, erzählt Wolfgang Kirchhof. Dabei ist er perfekt für den Job, denn er ist gelernter Schauspieler. „In den 1960er Jahren habe ich an Theatern in Esslingen und Memmingen zum Ensemble gehört, mehrere Hauptrollen gespielt. Damals konnte man noch als Schauspieler von seiner Gage leben“, erinnert sich Kirchhof mit Wehmut. Als er seine Traumrolle nicht bekam, kündigte er kurzerhand und verdingte sich fortan erfolgreich im Außendienst eines Fleischwarenherstellers. Mit der Schauspielerei hatte er eigentlich abgeschlossen - bis seine Tochter in der Agentur anmeldete.
Schnell kamen die ersten Anfragen für Castings. Was für Heidi Klum und ihre Topmodels gilt, kennt auch der Senior. „Man hat Castings, Castings, Castings - aber nicht jedes Casting ist auch ein Erfolg“, sagt Kirchhof. Er gehe aber ganz gelassen damit um. „Castings sind häufig lustig, oft trifft man dort dieselben Leute“, erzählt der Rentner. „Ob man genommen wird oder nicht, das ist letztlich ja alles nur eine Typfrage. Stimmt man mit den Vorstellungen der Auftraggeber überein, hat man Chancen, sonst nicht.“
Der Rentener hat bei Dreharbeiten schon Aufregendes erlebt. „Für einen Spot der Deutschen Bahn wurde einmal ein ganzer ICE eingesetzt, wir sind dann zwölf Stunden lang zwischen Frankfurt, Darmstadt, Karlsruhe mit dem Zug im Kreis gefahren, haben währenddessen gefilmt und Fotos gemacht“, erzählt Kirchhof. Daraus geworden ist am Ende ein etwa 40-Sekunden langer Spot, in dem Kirchhof nur wenige Augenblicke zu sehen ist. Wie der fertige Werbefilm später aussieht und ab wann er zu sehen ist, das erfährt Kirchhof in der Regel nicht. Das sorgt für Überraschungen. „Ich wurde plötzlich von Freunden aus dem Zug heraus angerufen:
'Wusstest du schon, dass du mit uns nach München fährst?' Da hing ein Poster, auf dem ich abgebildet war.“ In ganz Deutschland war sein Bild zu sehen. Auch vor der Arbeitsstelle seiner Tochter hing ein großes Plakat.
Wolfgang Kirchhof freut sich, wenn er einen Auftrag erhält, eine zweite Karriere als Vollzeit-Model strebt er aber nicht an. „Ich bin jetzt 81. Das Modeln ist einfach eine schöne Abwechslung zum Alltag“, sagt Wolfgang Kirchhof. Er macht den Job aus Spaß, auf den Verdienst angewiesen ist er nicht. „Das ist auch gut so, denn von den Gagen leben könnte ich nicht“, sagt Kirchhof schmunzelnd.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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