Geplante Raststätte Elbmarsch
Nachweis des Wachtelkönigs im Moor bei Meckelfeld gelingt nicht

Der Wachtelkönig  | Foto: adobe_Ralph

Der wissenschaftliche Nachweis des streng geschützten Wachtelkönigs im Moor bei Meckelfeld ist in diesem Jahr nicht gelungen. Die von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg beauftragte Ornithologin habe in dem Zeitraum von Mitte Mai bis Mitte Juni keine Rufer gehört, antwortete Landkreissprecher Andres Wulfes auf Nachfrage dem WOCHENBLATT. Der Vogel gilt als besonders scheu. Experten weisen seine Existenz und Bruttätigkeit durch das Hören der Rufe nach.

Eine wissenschaftliche nachgewiesene Population des Wachtelkönigs hätte auch eine politische Dimension: Der Schutz des streng geschützten Vogels könnte ein zusätzliches wichtiges Argument gegen die geplante Tank- und Raststätte Elbmarsch an der Autobahn A1 bei Meckelfeld sein. Das Brutgebiet läge inmitten des Plangebiets des Autohofs. Und der Wachtelkönig hat in der Vergangenheit seine Fähigkeit zur Blockade von Großprojekten vor Verwaltungsgerichten in mehreren Fällen bewiesen. Aktuelles Beispiel: Der Bau eines Radwegs zwischen Neu Wulmstorf und Buxtehude steht aus, weil der Lebensraum den Lebensraum des Wachtelkönigs betreffen könnte.

Sieben Rufer hatten Mitglieder der Bürgerinitiative (BI) gegen die Raststätte Elbmarsch im vergangenen Jahr gehört. Nur für den gerichtsfesten Nachweis durch einen unabhängigen Experten war es damals zu spät. "Ausgerechnet in diesem Jahr, in dem es darauf ankommt, lassen uns die Wachtelkönige im Stich", sagt die BI-Vorsitzende Angelika Gaertner. Sie ist davon überzeugt, dass der Wachtelkönig im Moor bei Meckelfeld ein bevorzugtes Brutgebiet sieht. "Ich gehe davon aus, dass er wiederkehrt", sagt Angelika Gaertner. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir im nächsten Jahr einen erneuten Versuch unternehmen, den Wachtelkönig in Meckelfeld wissenschaftlich nachzuweisen."

Die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Harburg geht von einem "schlechten Jahr" für den Wachtelkönig im nördlichen Niedersachsen aus. Offenbar hat der Zugvogel die Region gemieden. Im Natur- und EU-Vogelschutzgebiet "Moore bei Buxtehude" sei der Wachtelkönig in diesem Jahr ebenfalls nicht gehört worden. Ein Ergebnis aus der Region Kehdingen im Landkreis Stade stehe noch aus.

Nach der Ankunft im Brutgebiet beginnen die Wachtelkönige ab Mitte Mai mit der Erstbrut. Ab Mitte bis Ende Juni schließt sich in der Regel eine Zweitbrut an - meist an anderer Stelle, auch mehrere Kilometer von dem ersten Revier entfernt.

Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede (CDU) will sich bei der Freien und Hansestadt Hamburg erkundigen, ob in den dort nachgewiesenen Brutgebieten die Wachtelkönig-Population in diesem Jahr geschrumpft sei. Wahrscheinlich habe sich der Vogel auf seinen Zug aus dem Winterquartier in Afrika von ungünstigen Wetterverhältnissen abhalten lassen. Bei einem Zugvogel sei das nichts Außergewöhnliches. "Die Flächenbewirtschaftung im Moor bei Meckelfeld ist nicht der Grund, dass der Wachtelkönig in diesem Jahr nicht gehört wurde", sagt Emily Weede. 

Der Landkreis Harburg und die Gemeinde Seevetal haben sich in diesem Jahr mit den Landwirten, die die Wachtelkönig-Verdachtsflächen bei Meckelfeld bewirtschaften, auf eine spätere Mahd verständigt, um dem Wachtelkönig die Brut zu ermöglichen. Seevetals Bürgermeisterin hatte sich dafür stark gemacht. Ausgerechnet jetzt bleibt der sogenannte Wiesenkönig fern!

Wachtelkönig: Der politischste Vogel in zwei Landkreisen
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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