Gelebte Geschichte
Schulmuseum in Maschen: So war der Unterricht vor 120 Jahren

Lisa und Jannes (beide 7) drücken die harte Schulbank im Schulmuseum Maschen | Foto: ts
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ts. Maschen. Von einem Bild an der Wand schaut Kaiser Wilhelm II. streng herab. Die Mädchen tragen weiße Schürzen mit Spitze, die Jungen Matrosenkragen - das war damals schwer in Mode. In der Kulisse eines Klassenzimmers wie aus dem Jahr 1900 erleben heute Schülerinnen und Schüler der Grundschule Maschen den Schulalltag wie vor 120 Jahren.

Das Team der Ganztagsbetreuung an der Grundschule Maschen hat dieses im Landkreis Harburg einzigartige Klassenzimmer im Dorfhaus Maschen geschaffen. Etwa zehn Quadratmeter ist das Schulmuseum klein. Zwei harte Schulbänke aus Holz, eine davon mit Tintenfass, und ein Lehrerpult finden darin Platz. 

Überall sichtbar ist die Liebe zum Detail: Die Originaltafel aus der Kaiserzeit hat eine Restaurateurin zusammen mit den pädagogischen Mitarbeiterinnen der Ganztagsbetreuung instandgesetzt. Harziges Schellack verleiht dem Holz einen warmen, honigfarbenen Glanz. Den mannshohen Abakus (Rechenbrett) hat Ganztagsbetreuerin Marlies Schüll in ihrer Heimat Bayern entdeckt, nach Seevetal transportiert und jede Kugel einzeln restauriert. "Er stand im Warteraum einer Schnapsfabrik", erinnert sie sich. Das Waschgeschirr war dem Lehrer vorbehalten, um die Hände von Kreide zu säubern. Ein etwa 100 Jahre altes Strickbild aus Maschen hängt an der Wand - entdeckt in einer Schublade, die zuvor zuletzt 1940 geöffnet worden war. 

Bisher besuchten ausschließlich Kinder der Grundschule Maschen das Schulmuseum in der früheren Bibliothek im Dorfhaus Maschen. Öffentlich ist es nicht zugänglich. Die Idee sei, dass später einmal Schüler anderer Schulen zu Besuch kommen. Wegen der sich schnell ausbreitenden Omikron-Virusvariante ruht der Betrieb zurzeit.

Zu Beginn eines Besuchs im Klassenzimmer aus der Kaiserzeit sehen die Jungen und Mädchen einen Film, der ein strenges "Fräulein Lehrerin" zeigt. Auf eine Rute aber, wie sie damals zur Züchtigung üblich war, verzichtet das Schulmuseum. Manchmal habe ein Lehrer mit dem Schlüsselbund nach den Schülern geworfen, erinnerten sich Zeitzeugen. 

Eine Fototapete zeigt eine Schulklasse etwa aus dem Jahr 1915. Auffällig ernst schauen die Kinder und ein Lehrer in die Kamera. Vielleicht weil ein Foto damals eine bedeutende Angelegenheit war. Möglicherweise auch, weil den Kindern nach dem Unterricht Feldarbeit bevorstand. 

Was fasziniert die Kinder an der gelebten Geschichte? "Dass sie in eine Welt vor über 100 Jahren eintauchen können, in der das Schulleben noch ganz anders war", sagt Katrin Lembke-Schlaaff.

Wer rettet das Schuhmuseum Hittfeld?
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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