Faszinierendes Naturschauspiel in Wuhlenburg / Wer bei Ebbe wandert, sollte die Tücken des Stroms kennen
Spaziergang auf dem Grund der Elbe
as/ts. Wuhlenburg. Diesen Anblick hat man nicht alle Tage: In Stelle-Wuhlenburg hat sich das Wasser der Elbe fast bis zur Fahrrinne zurückgezogen, zahlreiche Sandbänke wurden freigelegt. Wind und Wellen haben eine faszinierende Hügellandschaft geformt, die dem Betrachter normalerweise verborgen bleibt.
Denn damit der Strom sich so weit zurückzieht, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein. "Die Elbe muss Niedrigwasser führen, und es braucht Ost- oder Südostwind - dann kann man bei Ebbe auf dem Grund der Elbe spazieren", erklären Heike (79) und Horst (83) Müller. Das Paar verbringt seine Sommer im benachbarten Over, beobachtet täglich den Fluss. Immer dabei: Der Gezeitenkalender. "So weit in der Elbe zu spazieren, ist schon etwas ganz Besonderes. Die Verwehungen sehen fast so aus wie die Sanddünen in der Sahara", schmunzeln die beiden. Allerhand zu sehen gibt es: Krebse, Muscheln, und natürlich die Schiffe, die in der Fahrrinne vorbeiziehen. Bei aller Faszination ist Vorsicht geboten. "Man muss auf das Wasser achten. Denn wenn der Wasserspiegel steigt, sollte man wieder ans Ufer. Sonst steht man nachher auf einer Sandbank und der Rückweg ist einem abgeschnitten", rät Heike Müller.
Wer die Gezeiten nutzt und bei Ebbe auf dem Elbgrund wandert, sollte mit den Tücken des Stroms vertraut sein. Schlickfelder können gefährlich sein. "Man geht auf festem sandigen Grund und steht plötzlich bis zum Knöchel tief im Schlick", sagt Markus Wölfel, Vorsitzender der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Seevetal. Mancher könne Schwierigkeiten bekommen, seinen Fuß ohne Hilfe anderer wieder zu befreien.
Nur viereinhalb Stunden vergehen vom Niedrigwasser bis zum Hochwasser. Das macht den Elbabschnitt in Höhe Bullenhausen und Over so besonders. Die Strömungsgeschwindigkeit liegt bei acht Stundenkilometern. "Selbst erfahrene Schwimmer bekommen da Schwierigkeiten", sagt Nils Meinke, Technischer Leiter Einsatz der DLRG-Ortsgruppe Winsen.
Die DLRG warnt davor, sich bis an die Fahrrinne hinauszuwagen. Der Sog, den Frachtschiffe entfalten, kann Schwimmern gefährlich werden. Die Elbe ist eine Bundeswasserstraße - und die birgt Gefahren in sich. Markus Wölfel: "Eltern würden ihre Kinder ja auch nicht auf dem Pannenstreifen einer Autobahn spielen lassen." Die DLRG rät, die Elbe zum Baden zu meiden und stattdessen die Schwimmbäder aufzusuchen.
Gefährliche Strömung
(as/jab). Immer wieder wird die Strömung der Elbe unterschätzt:
Durch das beherzte Eingreifen von Passanten konnte am vergangenen Wochenende in der Nähe des Lühe-Anlegers in Grünendeich (Landkreis Stade) ein Mann aus der Elbe gerettet werden. Ein Angler in der Nähe hatte den 50-Jährigen im Wasser um Hilfe rufen hören und den Notruf gewählt sowie Passanten herbeigerufen. Sie konnten den bereits leblosen Mann an Land bringen, wo sie sofort mit der Wiederbelebung begannen, bis der Rettungsdienst eintraf.
In Finkenwerder (Hamburg) wurde in der vergangenen Woche ein Leichnam aus der Elbe geborgen. Der Tote war mit einer Badehose bekleidet. Laut NDR soll es sich bei dem Ertrunkenen um einen 24-Jährigen handeln, der am Falkensteiner Ufer (Hamburg) in der Elbe gebadet hatte.
Redakteur:Anke Settekorn aus Jesteburg |
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