Landwirte und Landvolk informieren
Verfrühte Getreideernte durch Trockenheit
Aufgrund der anhaltenden Trockenheit wird es zu einer verfrühten Getreideernte in der Region kommen. Das war der Tenor des Vorernte-Pressegesprächs, zu dem Landwirtschaftskammer und Landvolk jetzt auf den Hof von Knut Oertzen in Holtorfsloh eingeladen hatten. Die Trockenheit habe die sogenannte Abreife stark vorangetrieben und die Körner nicht bauchig rund, sondern klein und schmächtig bleiben lassen. "Schmachtkorn“ nennt Kreislandwirt Martin Peters diesen Zustand. Wo Wintergerste auf sandigen Standorten herangewachsen und keine Feldberegnung zum Einsatz gekommen sei, stehe die Ernte kurz bevor und die Ertragsaussichten seien trübe.
Trockenheit bei der Ernte führte zu "Schmachtkörnern"
Wie Wilhelm Neven, Vorsitzender des Landvolk-Kreisverbandes, erklärte, hätten im Herbst gute bis sehr gute Aussaatbedingungen für Wintergetreide und Winterraps geherrscht. Der Winter habe kaum Schäden gebracht, und bis zum Frühjahr hätten ergiebige Niederschläge den Bodenvorrat mit Wasser gesichert. Inzwischen zeigten sich allmählich die Trockenschäden. "Sieben Wochen ohne nennenswerte Niederschläge lassen ihre Spuren zurück“, beklagte Wilhelm Neven. Gleichzeitig bedeute dies bestes Heuwetter und hierfür eine qualitativ und quantitativ hochwertige Ernte. Auch die Futterbaubetriebe blickten auf einen erfolgreichen ersten und zweiten Schnitt ihrer Grünlandflächen zurück, während der dritte Schnitt stagniere.
Noch alles offen ist laut Neven bei der Hackfruchternte, zu der Rüben, Kartoffeln und Mais zählen. Der Vegetationsstand sei aktuell recht gut. Gleichwohl stehe die Ertragsbildung erst am Anfang, sodass Prognosen schwierig seien. Auf den Äckern liefen seit Wochen die Beregnungsmaschinen. Das Getreide sei durch, jetzt würden die Kartoffeln, Rüben und bei Bedarf der Mais bewässert.
Für den Anbau von Feldfrüchten (Getreide, Hack- und Hülsenfrüchte) im Landkreis Harburg würden etwa 55.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in der Agrarstatistik ausgewiesen, berichtete Kreislandwirt Martin Peters. Die Zahl sei jedes Jahr durch Bebauung, Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen rückläufig. Die Nutzfläche bestehe zu etwa zwei Dritteln aus Ackerland (36.500 Hektar) und einem Drittel aus Grünland (18.500). Auf dem Acker würden unverändert 9.400 Hektar mit Getreide und 9.800 Hektar mit Mais (Vorjahr: 10.600) bestellt. Raps wachse auf 1.600 Hektar (2.000). Weiterhin gebe es 4.100 Hektar mit Hackfrüchten (1.200 ha Zuckerrüben, 2.900 ha Kartoffeln) sowie 4.600 Hektar mit Sonderkulturen. Die Restackerfläche bestehe aus Blüh- (1.200 ha) und Brachflächen (800 ha).
Nutzfläche für Feldfrüchte geht jedes Jahr zurück
Damit hat sich Martin Peters zufolge der Anbau auf dem Acker im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Im Getreideanbau gibt es weiter eine starke Präferenz zum Wintergetreide. Der Maisanbau hat sich auf hohem Niveau stabilisiert. Die Zuckerrübe stagniert. Demgegenüber stehen ein Zuwachs bei den Sonderkulturen und Kontinuität beim Kartoffelanbau. Aufgrund der guten Erlösaussichten wurde die Rapsanbaufläche inzwischen wieder deutlich ausgedehnt.
Einen kurzen Überblick gaben Landwirtschaftskammer und Landvolk zur Preisentwicklung in der Landwirtschaft. Momentan bekommt man für eine Tonne Raps 450 Euro (vor einem Jahr etwa 700) und für eine Tonne Brotweizen 230 Euro (400). Mittlerweile ist man wieder auf einem Niveau angekommen, das vor Beginn des Ukraine-Kriegs herrschte. Der Milchpreis liegt bei 37 Cent pro Liter, nachdem Anfang Januar noch 59 Cent pro Liter gezahlt wurden. Der Schweinepreis befindet sich auf einem Allzeithoch von 2,44 Euro je Kilo Schlachtgewicht.
Unterschiedliche Tendenzen bei Preisentwicklung
Knut Oertzen (49), auf dessen Hof in Holtorfsloh das Pressegespräch stattfand, kann von den guten Schweinepreisen profitieren. Er unterhält 1.200 Mastplätze und verkauft jährlich etwa 3.500 Mastschweine. "Meine Heimatgemeinde zählt etwa 40.000 Einwohner. Gewichtet mit dem Durchschnittsverzehr wird hier jedes Jahr Fleisch und Wurst von 10.000 Schweinen nachgefragt, aber ich habe den Eindruck, mich ständig für meine Tierhaltung rechtfertigen zu müssen", so Oertzen. Der Landwirt, der viele Jahre erfolgreich den Berufsnachwuchs ausgebildet hat, geht nun davon aus, noch in seiner Betriebsleitergeneration für den Hof ein alternatives Standbein schaffen zu müssen.
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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