Vom Julbock bis zum Lotterie-Wahnsinn: Weihnachtsbräuche in Europa
(kb). Weihnachtsbaum, Kartoffelsalat und Würstchen, Geschenke vom Weihnachtsmann oder Christkind: Wie der Heiligabend in deutschen Wohnzimmern abläuft, dürfte sich größtenteils ähneln. Aber wie feiern die Menschen in Russland und Schweden, in Frankreich oder Spanien Weihnachten? Darauf gab es jetzt bei der Senioren- Union in Seevetal interessante Antworten von Ingrid Ahlers-Karlsson, Carina Nessig, Nathalie Boutibo und Carlos Möller.
Schweden: Im hohen Norden verläuft die Adventszeit ähnlich wie in Deutschland. „Nur der Nikolaus existiert bei uns nicht“, erzählt Ingrid Ahlers-Karlsson. Dafür findet am 13. Dezember das Luciafest statt, das vor der Einführung des Gregorianischen Kalenders auf die Wintersonnenwende fiel. An Weihnachten wird in Schweden kräftig geschlemmt. „Es ist das Fest, zu dem es das üppigste Essen im ganzen Jahr gibt“, sagt Ingrid Ahlers-Karlsson. Nicht fehlen darf dabei der große Weihnachtsschinken in der Mitte der Tafel. „Der wiegt oft drei bis vier Kilo und soll eigentlich bis nach Neujahr halten“, erzählt die gebürtige Schwedin. Ebenfalls traditionell ist der Nachtisch in Form von Milchreis. Im Milchreis ist zu Weihnachten eine einzige Mandel versteckt. „Wer die erwischt, ist der nächste, der heiratet“, erzählt Ahlers-Karlsson von dem Brauch. Und auch bei der Dekoration gibt es in Schweden einen Dauerbrenner: den Julbock. Das frühere Fruchtbarkeitssymbol darf auch heute in keinem schwedischen Haushalt fehlen.
Russland: Das russische Weihnachtsfest findet nach julianischer Zeitrechnung am 7. Januar statt, am 6. Januar wird der Heilige Abend gefeiert. „Das wichtigste Ereignis ist der stundenlange Festgottesdienst, danach findet ein großes Familienessen statt“, erzählt Carina Nessig, die aus Moskau stammt. Für jeden der zwölf Apostel gibt es ein Gericht, die Speisen fallen allerdings eher mager aus. „Weil die 40-tägige Fastenzeit erst am 7. Januar endet“, erklärt Carina Nessig. Dann kommen alle erdenklichen Köstlichkeiten auf den Tisch. Viele alte russische Weihnachtsbräuche seien gestorben, erzählt Carina Nessig. „Nach der Revolution 1917 wurde Weihnachten abgeschafft, erst seit Anfang der 1990er ist Weihnachten wieder ein offizieller Feiertag und einige Traditionen leben wieder auf.“ Die Geschenke gibt es in Russland übrigens größtenteils nicht an Weihnachten, sondern schon zu Silvester.
Spanien: Die Spanier verzichten traditionell auf einen Weihnachtsbaum, dafür verwandeln sie gern mal das halbe Wohnzimmer in eine große Krippe. „Da werden ganze Landschaften gebaut“, weiß Carlos Möller, der eine enge Beziehung zu dem südeuropäischen Land pflegt. Auch die Spanier schätzen an Weihnachten gutes Essen. Es gibt z.B. gefüllten Hahn oder Lamm. „Wer schon einmal in Spanien Weihnachten gefeiert hat, wird aber vor allem eines nicht vergessen - die Weihnachtslotterie“, sagt Carlos Möller. Ab dem 22. Dezember beginnt die Ziehung, quasi überall sind rund um die Uhr Radio und Fernseher eingeschaltet, wo die Gewinnzahlen verkündet werden. Die Geschenke bringen in Spanien traditionell die Heiligen Drei Könige.
Frankreich: Der Heiligabend ist in Frankreich ein ganz normaler Arbeitstag. „Auch die Supermärkte haben lange geöffnet“, erzählt Nathalie Boutibo. Am Abend kommt die Familie zusammen und geht in den Gottesdienst, im Anschluss gibt einen Aperitif und dann ein Sechs-Gänge-Menü, bei dem alles aufgetischt wird, was lecker und gern auch teuer ist. „Es gibt Geflügel und Wild, Austern und Champagner“, schwärmt Nathalie Boutibo. Bis in die Nacht wird geschlemmt, dann gespielt. Und bevor es gegen drei oder vier Uhr nachts ins Bett geht, gibt es noch eine köstliche Zwiebelsuppe zur Stärkung. Am Morgen des 25. Dezember findet dann die Bescherung statt, bevor sich die Familie erneut trifft - zum Essen natürlich.
Redakteur:Katja Bendig aus Seevetal |
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