Krippenrestauratorin
Wie eine neapolitanische Krippe nach Seevetal kam
ts. Woxdorf. Die Krippensammlung des Bayerischen Nationalmuseums in München gilt als die künstlerisch wertvollste auf der Welt. Einen Anteil daran trägt eine Frau, die seit 18 Jahren in dem Seevetaler Ortsteil Woxdorf lebt. Die heute 82 Jahre alte Monika von Hasselbach hat früher am Nationalmuseum Krippenfiguren restauriert, befreite Engel von Kerzenruß oder bestickte in die Jahre gekommene Beinkleider der Heiligen Drei Könige kunstvoll mit Pailletten.
"Ich habe mit den Figuren geredet, um ihren Charakter zu erspüren und ihnen wieder Leben einzuhauchen", beschreibt Monika von Hasselbach ihre Arbeitsweise. Die Restauratorin fühlt sich in alte Techniken längst verstorbener Künstler ein. Wie ein Krimi sei es, wenn sie sich vorsichtig an mehreren Farbschichten vorbei dem hunderte Jahre alten Original nähere. Manchmal verbringt die Expertin Wochen mit der Suche nach alten Farbpigmenten.
Die Karriere der Krippenrestauratorin (geboren in Breslau, aufgewachsen in Oberammergau) begann 1969 in Saalem am Bodensee als Praktikantin in der Restaurierungswerkstatt des Kurfürsten von Baden im Schloss Salem. 1972 verantwortete sie als Praktikantin am Bayerischen Nationalmuseum die Restaurierung der berühmten Krippensammlung - so überzeugend, dass die Museumsleitung Monika von Hasselbach zweieinhalb Jahre später als Krippenrestauratorin in Festanstellung übernahm. Dort blieb sie zehn Jahre lang und arbeitete anschließend als selbstständige Restauratorin.
Weitere Spezialgebiete von ihr sind die Wachsrestaurierung und die Klosterarbeitenrestaurierung. Ihre wohl populärste Arbeit war die Restaurierung der Barockkrippe für das Münster in Ingolstadt (1987 bis 1991). Das ZDF berichtete darüber. Heute übt die 82-Jährige das Handwerk nicht mehr aus.
Für die Ausstellung seiner neopolitanischen Krippen ist das Bayerische Nationalmuseum berühmt. Bei diesen Krippen aus Neapel und Süditalien rückt der religiöse Aspekt in den Hintergrund. Ihr Ausdruck sei anders als bei den in Deutschland bekannten Weihnachtskrippen, erklärt Monika von Hasselbach. Die Figuren sind Porträts der Bevölkerung, zeigen wohlhabende Bürger wie auch die Landbevölkerung. Im 18. Jahrhundert kamen sie zunächst im Adel, später im Bürgertum schwer in Mode. Die 40 Zentimeter hohen Figuren waren beweglich. Die Körper bestanden aus Stroh und Metalldraht, die Köpfe, Hände und Füße aus Ton.
Monika von Hasselbach selbst hat eine neopolitanische Krippe in den 1980er-Jahren gefertigt - mit fantastischer Liebe zum Detail. Eine Ausstellung im Hause des Modeschöpfers Rudolph Moshammer zeigte 1994 ihre Krippe. Das Werk war ursprünglich für die eigene Familie gedacht, als die Kinder noch im Haus lebten. Heute möchte die Restauratorin ihre neopolitanische Krippe verkaufen. Verhandlungsbasis: 20.000 Euro. "Die Figuren sind beweglich, die Köpfe aus Wachs modelliert." Wer das Ensemble erwerben möchte, wendet sich per E-Mail an mvhwoxdorf2@gmx.de.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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