Schienenausbau
Bundesverkehrsministerium sorgt für Unruhe im Landkreis Harburg
(ts). Das Bundesverkehrsministerium neigt offenbar beim geplanten Schienennetzausbau in Niedersachsen zu dem Projekt der Deutschen Bahn mit dem Neubau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hamburg und Hannover entlang der Autobahn A 7. Das geht aus einem Schreiben des Leiters der Abteilung Eisenbahnen im Bundesverkehrsministerium, Hugo Gratza, an den Landkreis Harburg hervor, das dem WOCHENBLATT vorliegt.
Das Schreiben sorgt für Unruhe im Landkreis Harburg. Denn die hauptamtlichen Bürgermeister, Landrat Rainer Rempe (CDU) und Bürgerinitiativen halten den Neubau einer ICE-Strecke entlang der Autobahn 7 für nicht vereinbar mit der in der Region gemeinsam entwickelten Lösung für den Schienenausbau mit dem Namen "Alpha E". Diese Bedenken hatte Rainer Rempe dem Bundesverkehrsministerium mitgeteilt. Auch Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) hat sich gegen den Neubau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke entlang der Autobahn A 7 ausgesprochen.
Zwar betont das Bundesverkehrsministerium in dem Schreiben, dass es hinter der Alpha-E-Lösung stehe und an dem eingeschlagenen Weg für eine Realisierung festhalten wolle. Im weiteren Verlauf macht es aber deutlich, dass es gute Gründe für den Neubau der zusätzlichen ICE-Trasse zwischen Hamburg und Hannover sehe. "Für die Erarbeitung einer wirtschaftlichen Vorzugsvariante ist eine attraktive Zielfahrzeit zwischen Hamburg und Hannover analog den vorgenannten Anforderungen aus dem Deutschlandtakt ein wesentlicher Faktor. Dies wird notwendigerweise einen entsprechenden Ausbauumfang bedingen", schreibt Hugo Gratza.
Beschlüsse des Deutschen Bundestags zur Ausbaustrecke zwischen Rotenburg und Verden hätten den Lösungsspielraum weiter verengt und bedeuteten einen signifikanten finanziellen Mehraufwand im Vorhaben "Alpha-E", heißt es weiter in dem Schreiben. Damit stellt das Bundesverkehrsministerium die "Alpha-E"-Lösung zumindest in der bisherigen Form infrage.
Das Bekenntnis zu "Alpha E" am Beginn des Schreibens verkehre das Bundesverkehrsministerium im weiteren Verlauf in das Gegenteil, sagt Dr. Peter Dörsam, Tostedts Samtgemeinde-Bürgermeister und des Sprecher Projektbeirats Alpha-E. Neu sei, dass die beiden bisher voneinander unabhängigen Projekte "Alpha E" und "Deutschlandtakt" miteinander verbunden würden. Die Idee des Neubaus einer Hochgeschwindigkeitstrecke, die in der Region bekämpft wird, könnte 20 Jahre Stillstand auf dem Streckenabschnitt zwischen Hamburg und Hannover bedeuten, gibt Dr. Dörsam dem Bundesverkehrsministerium zu bedenken.
"Wir werden alles daransetzen, die Planung für den Neubau einer ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke auf dem Gebiet des Landkreises Harburg zeitlich zu verschleppen", kündigt Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede (CDU) an. Die hauptamtlichen Verwaltungsvertreter aller Kommunen im Landkreis Harburg seien sich in ihrer Forderung zu "Alpha E" einig. Im Mai ist ein Treffen geplant, um die Position zu untermauern.
Alpha E und Deutschlandtakt
Der Bund hat das Bahnnetzausbauprogramm "Alpha-E" in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufgenommen. Es sieht den Bau eines dritten Gleises zwischen Lüneburg und Uelzen und einen Ausbau der Bestandsstrecke von Ashausen (Gemeinde Stelle) bis Hannover-Vinnhorst vor.
Die Planungen der Deutschen Bahn wichen in der Vergangenheit bei verschiedenen Anlässen von dieser Beschreibung ab. Parallel zur Planung der Projekte im Bundesverkehrswegeplan hat der Bund das Projekt „Deutschlandtakt“ entwickelt. Zu den dafür vorgesehenen Infrastrukturmaßnahmen zählt auch eine Neubaustrecke für den Hochgeschwindigkeitsverkehr mit 300 km/h von Maschen (Personenverkehrsgleise) bis Hannover-Vinnhorst und eine Umfahrungskurve für Hannover für Züge von Hamburg ins Ruhrgebiet – ohne Halt in Hannover. Diese „Deutschlandtakt“-Planungen passen aus Sicht des Niedersächsischen Verkehrsministeriums nicht zum Schienenprojekt "Alpha-E".
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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