Petition
Kita-Mütter werfen Landkreis Harburg zu harten Quarantäne-Kurs vor

Die Mütter Kirsten Sager (v. li.), Jennifer Meier, Jennifer Schrader und Anja Linge vor der Kindertagesstätte Am Redder in Hittfeld | Foto: ts
  • Die Mütter Kirsten Sager (v. li.), Jennifer Meier, Jennifer Schrader und Anja Linge vor der Kindertagesstätte Am Redder in Hittfeld
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ts. Hittfeld. Eltern aus Seevetal appellieren an den Landkreis Harburg, seinen strengen Quarantäne-Kurs bei Kindergartenkindern aufzugeben. Sie werfen dem Landkreis vor, unverhältnismäßig lange Isolationszeiten zu verhängen.

Mit seinem Sonderweg gehe der Landkreis Harburg über das Maß hinaus, das die Niedersächsische Corona-Verordnung vorsehe. Das Land sieht für Kinder in Kindertagesstätten, die zwar Kontakt zu einem mit dem Coronavirus infizierten Menschen hatten, aber keine Krankheitssymptome zeigen, die Möglichkeit vor, sich nach fünf Tagen "freizutesten". Der Landkreis dagegen spricht seit dem vergangenen Montag eine sieben Tage lange Quarantäne aus. Zuvor waren es sogar zehn Tage. 

Im benachbarten Hamburg besteht nach fünf Tagen die Möglichkeit, mit einem negativen Testergebnis die Quarantäne frühzeitig zu beenden. Von einer Freundin im Landkreis Lüneburg habe sie erfahren, dass dort an einer Kita keine Quarantäne für symptomfreie Kinder ausgesprochen worden sei, sagt Jennifer Meier, Kita-Mutter aus Hittfeld. Deshalb können Kita-Eltern den Sonderweg des Landkreises Harburg nicht nachvollziehen.

"Wir als Bürger haben keinen Ermessensspielraum, Regeln auszulegen. Warum darf der Landkreis Harburg das tun?", fragt Anja Linge, Kita-Mutter aus Hittfeld. Sie ist der Ansicht, dass das Kreisgesundheitsamt das psychische Wohl zu wenig berücksichtige, wenn Kinder eine Woche lang oder länger nicht mehr mit anderen spielen dürfen.

"Wir sind verzweifelt, wir sind wütend. Meine fünf Jahre alte Tochter  muss jetzt zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit in Quarantäne", sagt Jennifer Schrader. Die Christdemokratin gehört seit dieser Wahlperiode dem Ortsrat Hittfeld an. Die Mutter hat dem Kreissozialdezernenten Reiner Kaminski geschrieben und fordert: "Zwei Jahre haben wir alles mitgemacht, aber jetzt sind unsere Kräfte am Ende! Schützen wir vulnerable Gruppen, aber lassen wir unsere Kinder Kinder sein!" Keine Eltern würden ihr Kind, das mit dem Coronavirus infiziert sein könnte, zu den Großeltern in Kontakt treten lassen. Das müsse die Behörde mündigen Menschen nach zwei Jahren Pandemie mittlerweile zutrauen, sagt Jennifer Schrader.

Wenn drei Kinder einer Kita-Gruppe positiv auf das Coronavirus getestet sind, bewertet der Landkreis Harburg das als einen Großausbruch und spricht Quarantäne-Anordnungen aus. Das von der Stabsstelle Pandemie angewendete Verfahren sei ein Kompromiss zwischen Infektionsschutz zur Eindämmung der Pandemie auf der einen und freiheitsbeschränkenden Maßnahmen (Quarantäne) auf der anderen Seite, antwortete Reiner Kaminski in einer E-Mail an Jennifer Schrader. Die in der Kita verhängte Quarantäne sei nach positiven PCR-Befunden daher nicht unverhältnismäßig. Er habe aber Verständnis für das Empfinden der Eltern. Die Pandemie stelle alle Menschen vor große Herausforderungen. 

Die Kita-Eltern wollen weiter für kürzere Quarantäne-Zeiten für Kinder kämpfen. Kirsten Sager aus Hittfeld hat deshalb bei der Kampagnenplattform "change.org" eine Petition mit dem Titel "Für angemessene Corona-Quarantäne-Anordnungen für Kinder im Landkreis Harburg" verfasst. Die Bittschrift hatten bis zum vergangenen Montag 945 Menschen unterzeichnet. 

"Im übrigen Niedersachsen oder in Hamburg hätte meine Tochter Pauline mit der U8 des TSV Eintracht Hittfeld am vergangenen Wochenende wieder Fußball spielen dürfen. Im Landkreis Harburg nicht", sagt Jennifer Schrader. Wie ging es dem fünf Jahre alten Mädchen dabei? "Sie war richtig wütend."

Zusatzbelastung statt Entlastung durch ABIT-System?
Redakteur:

Thomas Sulzyc aus Seevetal

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