Schildbürgerstreich
Kuriose Höhenbegrenzung an Bahntunnel in Seevetal
Für Erstaunen und Unruhe hat bei Anwohnern eine kurios anmutende Höhenbegrenzung an der neu errichteten Bahnunterführung am Natenbergweg in Emmelndorf gesorgt. Mehrere Tage lang versperrten Schranken in 2,75 Meter Höhe den 4,50 Meter hohen Tunnel - und schlossen damit unbeabsichtigt Rettungsfahrzeuge neuerer Bauart aus. Mittlerweile hat die Gemeinde Seevetal die Schranken beiseite geschoben.
Ein Fehler
Ein in Deutschland einzigartiges Bauwerk sei es, spotteten einige Anwohner über die Schrankenkonstruktion. Sie fällt unter die Kategorie Schildbürgerstreich. Davon ist die Rede, wenn eine Fehlplanung der öffentlichen Verwaltung Unsinniges hervorruft.
"Es war ein Fehler", gibt Gemeindesprecher Andreas Schmidt zu. "So schnell wir konnten, haben wir die Schranken beseitigt", sagt Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede (CDU).
Planung aus 2016
Die Höhebegrenzung gehe auf die Planung der Bahnunterführung aus dem Jahr 2016 zurück. Die Gemeindeverwaltung wollte größere Lastwagen von der Durchfahrt ausschließen, weil der Tunnel ein Schulweg sei, durch den Kinder zum Gymnasium Hittfeld und zur Integrierten Gesamtschule gehen. Im Laufe der Jahre blieb allerdings unbeachtet, dass Rettungsfahrzeuge neuerer Bauart mittlerweile höher konstruiert sind als im Jahr 2016 und nicht mehr unter der Höhenbegrenzung hindurchpassen - zum Beispiel das neue Löschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Hittfeld.
Als vor Kurzem die Bahnunterführung für den öffentlichen Verkehr freigegeben wurde, ließ die Deutsche Bahn im Auftrag der Gemeinde Seevetal die Höhenbegrenzung nach den damaligen, mittlerweile überholten Höhenvorgaben installieren. "Die Bahn hatte uns nicht darüber informiert, wann sie die Höhenbegrenzung aufbaut", sagt Emily Weede.
Zeitverlust von eineinhalb Minuten
Nach Angaben von Anwohnern waren die Schranken mindestens zwei Wochen vor Verkehrsfreigabe der Unterführung errichtet worden. Mit einem Schlüssel hätte die Feuerwehr die Schranken öffnen können. Geschätzter Zeitverlust: eineinhalb Minuten. Nachdem Anwohner, die Feuerwehr und das WOCHENBLATT die Seevetaler Gemeindeverwaltung nach dem Sinn der Höhenbegrenzung fragten, ließ sie die Schranken umgehend zur Seite schieben.
Im Ernstfall hätten Löschfahrzeuge und Rettungswagen ihr Ziel auf anderen Straßen erreichen können, heißt es von Seiten der Feuerwehr. So sei es bei einem Einsatz geschehen, als die Feuerwehr zu einem Selbstmord am Bahngleis gerufen worden war.
Teure Schranken
7.500 Euro hat die Installation der Höhenbegrenzung nach Angaben der Gemeindeverwaltung gekostet. Die Schranken sollen nun abgebaut und wahrscheinlich zur Regelung der Zufahrt zu einem Badesee genutzt werden, sagt der Gemeindesprecher.
Den Schulweg an der Bahnunterführung Natenbergweg wird die Gemeinde nun sichern, indem sie Piktogramme auf der Fahrbahn aufbringen lässt. Sie sollen Autofahrer auf Schulkinder aufmerksam machen und dazu anregen, langsamer zu fahren. Die Gemeindeverwaltung denke auch über die Einführung von Tempo 30 nach.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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