Landkreis Harburg
Mehrheit für leichteren Abschuss von Wölfen
Die EU-Kommission hat jüngst - am Tag der Sitzung des Kreistages - ihre Pläne für den Umgang mit Wölfen veröffentlicht. Konkret möchte sich die Kommission dafür einsetzen, dass der Wolf im Rahmen der Berner Konvention von „streng geschützt“ zu „geschützt“ herabgestuft wird. Das dürfte Weidetier- und Pferdehalter, Jäger und Wolfskritiker im Landkreis Harburg freuen. Denn in der jüngsten Kreistagssitzung wurde mehrheitlich - gegen die Stimmen der Grünen - ein Antrag der CDU-/FDP-Gruppe angenommen, bei der Bundesregierung bzw. dem Bundesumweltministerium ein "regional differenziertes Bestandsmanagement" der "schnell und dynamisch wachsenden Wolfspopulation" einzufordern.
Bundesweit wurden im Jahr 2015 laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes 500 Nutztiere durch Wölfe gerissen, 2020 waren es bereits 4.000.Die zweitmeisten Rudel
lebten 2022/23 in Niedersachsen
Laut der Veröffentlichung des Bundesamts für Naturschutz (BfN) gab es für das Monitoringjahr 2022/2023 in Deutschland 184 Wolfsrudel, 47 Paare und 22 Einzelwölfe. Die meisten Wolfsrudel lebten im Wolfsjahr 2022/2023 in Brandenburg (52), gefolgt von Niedersachsen (39) und Sachsen (38).
Im Landkreis Harburg gibt es nach Angaben der Kreisverwaltung zwei Rudel in Garlstorf und Buchholz sowie ein Wolfspaar in Winsen. Die Landesjägerschaft nannte im Oktober für das Jahr 2023 drei Übergriffe durch Wölfe auf Nutztiere mit 48 toten und 19 verletzten Tieren. Laut der Beurteilung der Landwirtschaftskammer war bei allen drei Übergriffen allerdings kein "richtlinienkonformer Schutz der Weidetiere" vorhanden.
Effektives und schnelles
Wolfsmanagement vor Ort
"Wir wollen den Wolf nicht ausrotten, aber ein effektives und schnelles Wolfsmanagement vor Ort", sagte Dr. Wolff-Dietrich Botschafter (FDP). Die Wolfspopulation sei nur über das Bundesnaturschutzgesetz geregelt. Bislang gilt der Wolf als streng geschützte Art. Ausnahmen zum Abschuss seien nur mit hohem Aufwand und Beteiligung mehrerer Behörden möglich. Wölfe, die Tiere gerissen hätten, müssten schnell geschossen werden, so Botschafter.
"Für die Pflege der Kulturlandschaft Lüneburger Heide und unserer Deiche leisten die Weidetierhalter mit ihren Herden einen wertvollen Beitrag. Diese Herden sind durch die zunehmende Wolfspopulation gefährdet", heißt es in dem Antrag, in dem u.a. auf sechs gerissene Schafe in Ollsen und 16 gerissene Schafe in Döhle im vergangenen September verwiesen wird.
In anderen Ländern seien Abschüsse durchaus möglich. So "entnehme" Frankreich jeweils 20 Prozent der Wölfe, erläuterte Dr. Botschafter. Schweden habe eine Quotenregelung und lasse nur 300 Wölfe zu. Die Wolfsregulation sei ein wichtiger Beitrag für den Tierschutz, meinte der Tierarzt Botschafter.
Je höher Anzahl "natürlicher Beutetiere",
desto geringer die Anzahl der Nutztierrisse
Volkmar Block (Grüne) wies hingegen auf eine Studie aus der Tschechien hin, die zu dem Ergebnis komme: Je höher die Anzahl der "natürlichen Beutetiere" des Wolfes wie Rehe und Wildschweine ist, desto geringer ist die Anzahl der Nutztierrisse. Der Wolf tritt also in Konkurrenz zu Jägern. Die Aussage, der Wolf bringe die Jagdreviere durcheinander, weil wegen der zunehmenden Wolfspopulation zum Beispiel Mufflons hierzulande ausgerottet worden sind, hielt Block für unhaltbar. Zumal Mufflons hierzulande gar nicht heimisch sind, sondern nur zum Zwecke der Jagd eingeführt wurden.
Gerhard Schierhorn (Freie Wähler) aus Hanstedt befürwortete den Antrag. Es gehe nicht nur um Nutztierrisse, die zunehmende Wolfspopulation habe auch "Einfluss auf das Leben jedes Mitbürgers. Es gibt keine natürliche Begrenzung, es wird eine Verdoppelung der Wölfe geben", sagte er. Elisabeth Bischoff (Grüne) entgegnete, dass Wölfe Abstand zum Menschen hielten. Die Tiere, die sich dem Menschen näherten, seien unerfahrene Jungwölfe.Vorschlag der
Bundesumweltministerin
Nadja Weippert (Grüne) nannte den Antrag überholt, da Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) im Oktober vorgeschlagen hat, Wölfe nach Rissen schneller abschießen zu lassen. Demnach darf 21 Tage lang auf einen Wolf geschossen werden, der sich im Umkreis von 1.000 Metern von der Rissstelle aufhält. Anders als im bisherigen Verfahren muss hierfür nicht das Ergebnis einer DNA-Analyse abgewartet werden.
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