Interview mit Seevetals Bürgermeisterin
"Müssen die Bäder in Seevetal im Winter schließen?"
Umstrittene Überwachungskamera und Energiekrise: Bürgermeisetrin Emily Weede im Interview ts. Seevetal. Mit dem Monat September endet die politische Sommerpause des Gemeinderats. Was Gemeindeverwaltung und ehrenamtliche Politiker und Politikerinnen in den nächsten Monaten beschäftigen wird, sagt Seevetals Bürgermeisterin Emily Weede (CDU) im Sommerinterview.
WOCHENBLATT:Welchen sind die drei wichtigsten politischen Aufgaben, die die Gemeinde Seevetal bis zum Winter lösen muss?
Emily Weede: Die Flüchtlingskrise wird nicht nur Seevetal sehr stark fordern;
Die Energiekrise und die allgemeinen Kostensteigerungen werden eine Herausforderung sein. Hier müssen wir die Auswirkungen auf unsere Seevetaler Bürger sehr genau beobachten und rechtzeitig überlegen, welche Hilfsangebote seitens der Gemeinde möglich sind.
Ein ganz großes Thema ist auch die Entwicklung Seevetals, hier wird das im Juni mit überwältigender Mehrheit im Rat beschlossenen Baulandmanagement eine wichtige Rolle spielen. Zugleich wollen wir weiter den Niedersächsischen Weg in Seevetal gehen.
WOCHENBLATT:Die Kosten für Wohnungsbau sind drastisch gestiegen. Was kostet der Gemeinde Seevetal die Beteiligung an der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft (KWG) im Landkreis Harburg? Und macht eine Beteiligung noch Sinn?
Emily Weede: Die Gemeinde Seevetal hat eine Einlage von 3,65 Millionen Euro gezahlt. Laufende Kosten gibt es nicht. Die Lage in der Bauwirtschaft ist zur Zeit aus unterschiedlichen Gründen schwierig, diese Schwierigkeiten treffen selbstverständlich auch die KWG im Landkreis Harburg. Die KWG hat bereits zahlreiche Bauprojekte im Landkreis fertiggestellt. Dass die geplanten Seevetaler Projekte nun von der aktuell schwierigen Lage getroffen werden, ist meines Erachtens kein Grund, die KWG grundsätzlich in Frage zu stellen.
WOCHENBLATT:Die Kamera, mit der das private Unternehmen "fair parken" in Maschen den Rewe-Kundenparkplatz und offenbar unzulässigerweise den öffentlichen Dorfplatz und private Grundstückseinfahren filmt, hat überregional Schlagzeilen gemacht. Woran scheitert bisher, dass das Unternehmen die Filmerei im öffentlichen einstellt?
Emily Weede: Wir haben den Sachverhalt an die Landesdatenschutzbeauftragte nach Hannover gegeben, die wiederum hat es an die Behörde in Nordrhein-Westfalen zur Bearbeitung weitergereicht. Von dort aus ist die Firma angeschrieben worden und hat eine Frist zur Stellungnahme bis Anfang September erhalten. Bei einem Gespräch war Rewe nicht bereit, die Überwachung einzustellen. Daher müssen wir den gerichtsfesten Weg gehen.
WOCHENBLATT:Die Gemeinde Seevetal sucht einen neuen Rechtsamtsleiter. Wie sehr hemmt das Fehlen eines Juristen zurzeit die Arbeit der Verwaltung?
Emily Weede: Der plötzliche Tod unseres langjährigen Leiters des Rechtsamtes Dirk ter Horst hat selbstverständlich Auswirkungen auf die Arbeit im Rathaus.
Dankenswerterweise hat unser Landrat Rainer Rempe die Hilfe der Rechtabteilung des Landkreises in dringenden Fällen zugesagt. Für diese unbürokratische Hilfe sind wir sehr dankbar. Gerade in den ersten Wochen war das sehr wichtig.
WOCHENBLATT:Kommunen in Deutschland denken mit Blick auf eine drohende Gasversorgungskrise über Maßnahmen zur Energieeinsparung nach. Wie wird die Gemeinde Seevetal reagieren? Müssen die Hallenbäder in Over und Hittfeld im Herbst und Winter schließen?
Emily Weede: Auch in Seevetal gibt es einen Notfallstufenplan für die Energieversorgungskrise. Allerdings müssen wir hier unterscheiden zwischen der tatsächlichen Versorgung mit Gas und den Preissteigerungen bei Strom, Gas und Öl. Ob wir im Winter mit ausreichend Gas versorgt werden, können wir im Moment noch nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Bei den Preissteigerungen wissen wir schon ungefähr, was auf die Gemeinde zukommt.
Was ich sagen kann ist, dass wir alles tun werden, eine vollständige Schließung der Bäder zu vermeiden.
WOCHENBLATT:Wie spart Seevetals Bürgermeisterin privat zu Hause Energie?
Emily Weede: Bei uns zu Hause ziehen wir im Herbst und Winter immer Pullover an, das war schon vor der Energiekrise so. Auch haben wir seit vielen Jahren eine Holzscheitheizung, die mit eigenem Holz befeuert wird, Solarthermie auf dem Dach und im vergangenen Jahr ist noch eine Photovoltaik-Anlage hinzu gekommen, die unseren Strombedarf, inklusive den Strom für mein E-Auto, deckt. Und für die richtigen Wohlfühl-Abende gibt es unseren Kamin.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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