Kinder mitbestimmen lassen
Seevetal diskutiert: Ist ein Jugendparlament noch zeitgemäß?
ts. Seevetal. In einem waren sich die meisten politischen Parteien vor den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr in Seevetal einig: Ein Jugendparlament soll her, damit Kinder und Jugendliche in der Politik mitsprechen können. Ob ein Gremium, das streng nach Satzung handelt und regelmäßig zusammenkommt, Kinder und Jugendliche begeistern könne, darüber herrschen mittlerweile bei Seevetals Jugendpolitikern und -politikerinnen Zweifel. Sie suchen jetzt nach anderen, zeitgemäßen Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche in der Gemeinde mitbestimmen zu lassen.
Die Gruppe Die Grünen/Die Linke hat am vergangenen Donnerstagabend im Jugendausschuss des Gemeinderats die Einrichtung eines Jugendparlaments noch in diesem Jahr beantragt. An den Reaktionen der übrigen Fraktionen wurde der Gruppe schnell klar: Eine Abstimmung würde keine Mehrheit bringen. Grüne und Linke stellten den Antrag zurück, um ihn irgendwann später noch mal zur Abstimmung bringen zu können.
Stattdessen beauftragte der Jugendausschuss die Gemeindeverwaltung, in den nächsten Monaten unterschiedliche Formate der Mitbestimmungs- und Entscheidungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche in der Kommunalpolitik vorzustellen und ihre Kosten zu ermitteln. Denkbar wäre, Kinder und Jugendliche an einzelnen Projekten zu beteiligen. Dem Antrag der SPD stimmten alle Fraktionen zu.
"Ich bezweifle, ob parlamentarische Sitzungen die Möglichkeit der Beteiligung sind, die Kinder wollen", sagte Angelika Tumuschat-Bruhn (SPD). Kinder würden vielleicht lieber projektbezogen arbeiten. Also zeitlich befristet, mit sichtbarem Erfolg. Die ehemalige Freizeitstätte Village an der Horster Landstraße, deren Gebäude zurzeit zu einer Kita umgebaut wird, sei damals in Arbeitsreffen mit Jugendlichen entstanden.
Seevetals Jugendpflegeleiter Markus Heinrich hat seinen Kindern die Satzung eines Jugendparlaments vorgelesen. Die Reaktion: "Papa, geh' mir weg damit", bekam er zu hören, erzählte Heinrich im Jugendausschuss.
Der Idee von Grünen und Linke, die Schulen mit den Wahlen zum Jugendparlament zu beauftragen, hält Markus Heinrich für problematisch: "Schulen und Schulsozialarbeiter sind bereits absolut am Limit."
Aufgegeben haben Grüne und Linke die Idee eines Jugendparlaments nicht. Ein anderes demokratisches Beteiligungsmodell könnten sie sich wohl auch vorstellen. Was am Ende das Ergebnis sein sollte, formulierte Thilo Bock (Die Grünen) so: "Eine Form zur Möglichkeit der kultivierten Auseinandersetzung jenseits der sozialen Medien."
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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