Standort für Asylbewerber-Unterkunft in Fleestedt sorgt für Diskussionen / Helferkreis engagiert sich
kb. Fleestedt. "Wir haben derzeit einfach keine Alternative", sagt Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen zur geplanten Unterbringung von 90 Flüchtlingen in einer Container-Wohnanlage auf dem Bolzplatz am Wiesengrund in Fleestedt. Nicht bei allen Bürgern stößt dieser Standort derzeit auf Gegenliebe - Grund ist die Nähe zur Grundschule. Hier seien "gewisse Risiken" zu erkennen, schreibt ein WOCHENBLATT-Leser. Man solle die Flüchtlinge doch möglichst weit von "unseren Kindern entfernt halten".
Ressentiments, die man in der Kreisverwaltung, die für die Unterbringung der Asylbewerber zuständig ist, kennt. Fleestedt ist nicht der erste Ort im Kreis, in dem in der Nähe zu einer Schule eine Asylbewerberunterkunft geplant ist und Bürger versuchen, dagegen Stimmung zu machen. Allerdings: "Die Standorte in Schul-Nähe gestalten sich bislang unproblematisch", sagt Kreissprecher Johannes Freudewald. Auch in Fleestedt seien die Gespräche mit Elternrat und Schulleitung sehr kooperativ verlaufen. An anderen Orten hätten sich Grundschulen z.B. am Tag der offenen Tür an der Flüchtlingsunterkunft beteiligt.
Anstatt Ängste zu schüren, setzt man bei der Flüchtlingshilfe in Fleestedt darauf, den Neuankömmlingen den Start zu erleichtern. Hier wird angepackt, statt die Fremden abzustempeln. "Gemeinsam mit den Asylbewerbern, die schon im Ort untergebracht sind, wollen wir eine Willkommensmappe erstellen", sagt Nicole Krüger, die die Gruppe "Freizeit/Betreuung" leitet. "Mit vielen praktischen Alltagstipps wollen wir helfen, dass die Flüchtlinge sich einfacher zurechtfinden. Schon kleine Dinge, wie das Lösen einer Fahrkarte, können zum Problem werden", weiß die Fleestedterin.
• Wer sich in der Flüchtlingshilfe Fleestedt engagieren möchte, kann sich an Nicole Krüger (Freizeit-Gruppe), Tel. 0174 - 9283717, oder Anke Hemmers (Sprach-Gruppe), Tel. 0157 - 73905969, wenden. Das nächste größere Treffen findet am Mittwoch, 26. August, um 18.30 Uhr im Sporthaus in Fleestedt statt.
Kommentar
Sobald eine Flüchtlingsunterkunft in der Nähe einer Schule geplant ist, kommen die immer gleichen Argumente. Diejenigen, die sie äußern, sind natürlich nicht rechts, keine Ausländer- oder Menschenfeinde. Sie sind einfach nur sehr besorgt. Weil man ja nie weiß, was diese alleinstehenden jungen Männer alles so anrichten. Das hat natürlich nichts mit ihrer Herkunft oder Religion zu tun, nein, diese Vorbehalte hätte man auch gegen 90 Männer aus Deutschland, die sich eine Unterkunft teilen müssten. Denn Männer in großen Gruppen entwickeln sich ja anscheinend in Windeseile evolutionär zurück und können ihre niederen Triebe nicht mehr kontrollieren. Und dann fallen sie über Schulkinder her. Oder was soll die Quintessenz dieser Überlegung sein? Natürlich kann es in den Unterkünften zu Streit kommen, etwas anderes zu glauben, wäre naiv. Aber die Flüchtlinge unter einen Kollektivverdacht zu stellen, ist nichts anderes als fremdenfeindlich. Was dagegen am besten hilft? Vielleicht sollten die Bedenkenträger ihre neuen Nachbarn erst einmal kennenlernen. Katja Bendig
Redakteur:Katja Bendig aus Seevetal |
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