NABU
Umweltbelange bei Bahntrassen-Neubau beiseitegewischt
Der NABU Niedersachsen bedauert die Positionierung des Bundesverkehrsministeriums, einen Neubau der Bahnstrecke Hannover-Hamburg durchzuführen, statt auf den Ausbau der bestehenden Alpha-E-Lösung zu setzen. Begründet wird dies mit den Zielen zur Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene und zur Umsetzung des Deutschlandtaktes, welche laut Bundesregierung durch keine der Varianten eines Bestandsausbaus erfüllt werden könnten. Nun sei ein teilweiser Ausbau zwischen 2026 und 2029 angestrebt, parallel ein erneutes Dialog- und Raumordnungsverfahren für die Umsetzung eines weiteren Aus- und Neubaus.
Uneinigkeit zwischen
Bund und Land
Dr. Holger Buschmann, Landesvorsitzender des NABU Niedersachsen, kritisiert die Uneinigkeit zwischen Bund und Land und die unnötige Verzögerung des gesamten Vorhabens: „Seit 2015 gibt es mit Alpha-E, getragen von einer breiten Mehrheit, eine sinnvolle Lösung für den Schienenausbau. Dass diese nun wiederholt beiseitegewischt wird und Umweltbelange weiterhin abgetan werden, ist ein Armutszeugnis.“
Naturschutzverbände
außen vor gelassen
Dr. Buschmann kritisiert außerdem, dass damit der erneute Gedankenaustausch von Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Uelzens Bürgermeister Jürgen Markwardt mit Akteuren der Deutschen Bahn, kommunalen Vertretern sowie dem Projektbeirat am 25. Juni 2023 in Uelzen, um eine Lösung zu finden, konterkariert wird. „Gleichzeitig bin ich höchst erstaunt darüber und enttäuscht, dass Naturschutzverbände dabei außen vor gelassen worden sind. Gerade weil Natur- und Umweltschutz in der Diskussion um einen Neubau wenig bis keine Gewichtung haben, muss dieser Aspekt stärker in die Verhandlungen mit einbezogen werden.“
„Es muss realistisch betrachtet werden, welche Auswirkungen das Bestreben nach immer schneller, immer weiter, immer höher für die Natur haben würde“, so Dr. Buschmann. „Diese Konsequenzen nur für ein paar Minuten Zeitgewinn dürfen nicht hingenommen werden.“ Neben der Zerstörung wertvoller – auch geschützter – Naturflächen würde ein Neubau zudem mehr Treibhausgas-Emissionen erzeugen und damit doppelt negativ wirken.
Hintergrund
Seit 2015 ist eine mögliche Lösung des Schienenausbaus im Dreieck Bremen - Hamburg - Hannover auf dem Tisch. Das Dialogforum „Schiene Nord“ hatte unter Mitarbeit der Deutschen Bahn (DB) und anderer Akteure im Verkehrswesen einen Vorschlag unterbreitet, den der NABU, aber auch die betroffene Region durch die Vertretung vieler Bürgerinitiativen mitgetragen haben. "Seitdem hatte die DB zu einer Vielzahl von 'Dialogveranstaltungen' eingeladen, die aber alles andere als ein Dialog auf Augenhöhe waren und zu einer nicht miteinander abgestimmten Lösung führten", so der NABU.
Ein Gutachten zeige, dass auch mit einem anderen Rhythmus und leicht differenzierten Knotenpunkten der Deutschlandtakt im Bahnverkehr als zum innerdeutschen Flugverkehr konkurrierendes Verkehrsmittel trassennah realisiert werden kann. Der Deutschlandtakt sei auch mit längeren Fahrzeiten von ca. 40 Minuten erreichbar und Energie verschlingende Zuggeschwindigkeiten von 300 km/h seien nicht nötig, die im Übrigen konträr zu den notwendigen Klimazielen ständen. Damit könne auch bei einem Ausbau der Bestandsstrecke und einer verminderten Taktgeschwindigkeit die weitere Zerschneidung der Natur- und Kulturlandschaft mit allen daraus resultierenden Folgeerscheinungen verhindert werden.
Ein Neubau
konterkariert Klimaschutz
Der NABU Niedersachsen lehnt einen Neubau der Strecken aufgrund seiner negativen Auswirkungen auf Natur und Landschaft ab, denn der trassenferne Neubau gehe mit einem erheblich erhöhten Ressourcenverbrauch und CO₂-Ausstoß einher, was wiederum den Klimaschutz konterkarierte. Darüber hinaus würden durch einen Neubau weitere Zerschneidungen des norddeutschen Naturraumes drohen, wodurch erneut Lebensraum und wichtige Wanderwege für Tiere zerstört werden würden. Der Schienenausbau ist aus Sicht des NABU Niedersachsen sehr viel schneller, kostengünstiger sowie naturschonender umzusetzen als ein Neubau.
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