Schulen und Kitas Pandemie-fest machen
Virenfilter: Seevetal will noch in diesem Sommer Experten anhören
ts. Seevetal. Eine Million Euro würde es kosten, alle Schulen und Kindertagesstätten in Trägerschaft der Gemeinde Seevetal mit mobilen Raumluftfiltern auszustatten. Diese Zahl nannte Thorsten Hein, Leiter der Gebäudewirtschaft in der Gemeindeverwaltung, im Gemeinderat. Auf sechs Millionen Euro schätzt er die Kosten für den Einbau von festinstallierten dezentralen Anlagen zum Virenschutz. Mit bis zu 16 Wochen Lieferzeit müsste die Gemeinde rechnen. Etwa sechs Wochen dauere es, die Unterrichtsräume einer Schule auszustatten, sagte Thorsten Hein.
Die Vorstellung, dass Seevetals Schulen und Kitas nach dem Ende der niedersächsischen Sommerferien am 2. September mit Hilfe von Virenfiltern Pandemie-fest sein könnten, ist damit ausgeschlossen. Diese Botschaft war der Seevetaler Gemeindeverwaltung offenbar so wichtig, dass der Leiter der Gebäudewirtschaft aus dem Urlaub online zugeschaltet kurz vor 22 Uhr dem Gemeinderat berichtete.
Die Diskussion um die Ausstattung von Schulen und Kitas mit Virenfiltern im Seevetaler Gemeinderat verlief hitzig und kontrovers. Das Ergebnis: Der Rat beauftragte die Gemeindeverwaltung, zusammen mit dem Landkreis Harburg in diesem Sommer eine öffentliche Experten-Anhörung durchzuführen, die Möglichkeiten zur Vorbeugung und Kontrolle der Corona-Übertragungen in Schulen und Kitas aufzeigen soll. Die vorgeschlagenen Maßnahmen wollen Seevetals Politiker als Grundlage für Entscheidungen nutzen, wie es nach zwei Corona-Sommern an den Schulen und Kitas weitergehen soll. Der Beschluss geht auf einen gemeinsamen Antrag von CDU, FDP und SPD zurück. Wann die Anhörung stattfindet, steht noch nicht fest.
Die Gruppe Die Grünen/Die Linke versuchte mit einem Antrag zu erreichen, dass die Gemeinde Seevetal Virenfilter für alle Schulen und Kitas in ihrer Trägerschaft anschafft. Joachim Kotteck (Die Linke) wies darauf hin, dass die Bundesregierung den Einbau mobiler Luftfilter in Schulen beschlossen hat und dafür den Ländern 200 Millionen Euro zur Verfügung stellt - vergeblich.
Die Folge des Ratsbeschlusses sei, dass frühestens zum 1. Januar 2022 erste Virenfilter beschafft werden könnten, kritisierte Matthias Clausen (Die Grünen). Clemens Lunkenheimer (Die Unabhängigen) nannte den Beschluss verantwortungslos. "Wir werden vermutlich Schüler im Herbst wieder nach Hause schicken müssen", befürchtet Angelika Gaertner (Freie Wähler). Auch die Freien Wähler hatten ursprünglich die Ausstattung der Schulen und Kitas mit Virenfiltern beantragt. Offenbar weil sich keine politische Mehrheit abzeichnete, zogen sie den Antrag im Gemeinderat zurück.
Dr. Rainer Austrup (CDU) trat dem Eindruck entgegen, Virenfilter allein könnten den Regelbetrieb an Schulen und Kindergärten im Falle stark steigender Corona-Inzidenzahlen sichern. "Raumluftfilter sind nicht der Schlüssel, zu gewährleisten, den Unterricht aufrechtzuerhalten. Sie können eine Facette eines Gesamtmaßnahmenpakets sein."
Die Freie und Hansestadt Hamburg setzt stark auf diese Facette. Schulsenator Thies Rabe (SPD) will nun doch mobile Luftfilter für die rund 10.000 Unterrichtsräume der staatlichen allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen anschaffen. Bis zu 30 Millionen Euro müssten investiert werden. Die Schulbehörde verfolgt dabei die Strategie, zwei kleine Geräte pro Unterrichtsraum zu beschaffen. Das soll wirksamer sein und mehr Flexibilität bieten.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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