Raststätte Elbmarsch
Warum Seevetals Bürgermeisterin den Bau einer Autobahn befürwortet
ts. Seevetal. Emily Weede (CDU) hätte nie gedacht, dass sie das jemals von sich behaupten würde: Seevetals Bürgermeisterin wünscht sich den Bau einer Autobahn. Gemeint ist die geplante A26-Ost, die voraussichtlich im Jahr 2031 auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg die Autobahnen 1 und 7 verbinden soll. Denn in der niedersächsischen CDU gilt das ursprünglich als Hafenquerspange betitelte Autobahn-Teilstück als Voraussetzung, die von Seevetal bekämpfte geplante Tank- und Raststätte Elbmarsch an der Autobahn A1 bei Meckelfeld zu verhindern.
Den Bau der A26-Ost sehen die CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Grosse-Brömer und Enak Ferlemann als gefährdet an. Das machten sie in einem Pressegespräch am heutigen Dienstag im Seevetaler Rathaus deutlich. Sie halten folgendes politisches Szenario für möglich: Wenn die neue Bundesregierung aus SPD, FDP und Grünen voraussichtlich im Jahr 2024 den Bundesverkehrswegeplan überprüft, könnte der Einfluss des grünen Koalitionspartners dazu führen, die A26-Ost aus den Straßenbauvorhaben zu streichen. Die Grünen, sagt der frühere Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, seien ja der Ansicht, Deutschland brauche keinen zusätzlichen Kilometer Autobahn mehr.
Laut Ferlemann und Grosse-Brömer sei mittlerweile eine Lösung gefunden, die eine Tank- und Raststätte an der A1 bei Meckelfeld entbehrlich machen könnte. Eine dringend benötigte Raststätte für Lkw-Fahrer nahe des Hamburger Hafens würden demnach auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg auf der Elbinsel Wilhelmsburg geschaffen.
Die frühere Verladestation des Mineralölkonzerns Shell an der Hohen Schaar sei im Eigentum des Bundes und für eine Tank- und Raststätte geeignet, sagte Ferlemann. Er gibt zwar zu, dass die Anbindung der Bundesfläche an die A26-Ost "ingenieurtechnisch anspruchsvoll" wäre. Immerhin müssten Lastwagen von einer auf hohen Stelzen errichteten Autobahn abfahren. Ferlemann hält das aber für kein Hindernis.
Michael Grosse-Brömer appellierte im Seevetaler Rathaus an den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP), den geplanten Bau der A26-Ost nicht "auf dem Altar grüner Politik" zu opfern.
Indes bemüht sich die Gemeinde Seevetal um einen zusätzlichen Verbündeten im Kampf gegen die geplante Raststätte Elbmarsch im Moor bei Meckelfeld: den Wachtelkönig. Der streng geschützte Vogel gilt als Verhinderer von Großbauvorhaben. Im vergangenen Jahr hatten Mitglieder der Bürgerinitiative gegen die Raststätte Elbmarsch mehrere Brutpaare im landwirtschaftlich genutzten Projektgebiet gehört.
Die Gemeindeverwaltung plane zurzeit ein Gespräch mit Landwirten, die Flächen im Projektgebiet bewirtschaften, berichtete Emily Weede. Ziel sei, mit den Landwirten Lösungen zu vereinbaren, damit Wachtelkönig-Brutpaare heimisch werden können. Zum Beispiel solle den Landwirten die Möglichkeit finanzieller Ausgleichzahlen erklärt werden. Emily Weede: "Die Gemeinde Seevetal ist der Auffassung, dass eine Tank- und Raststätte nicht hierher gehört. Wir sind bereits zu stark von Lärm und Verkehr belastet."
Die überparteiliche Bürgerinitiative (BI) gegen die Raststätte Elbmarsch kündigte an, in ihrer Arbeit nicht nachlassen zu wollen. Standortalternativen habe die Initiative genannt, die Errichtung eines Rastplatzes auf dem Shell-Areal sei eine davon. "Selbst wenn die A26 nicht weitergebaut und nicht in HH-Stillhorn angeschlossen werden sollte, könnte diese Fläche als Autohof in Hafennähe genutzt werden", sagte BI-Sprecherin Angelika Gaertner dem WOCHENBLATT. Der Autohof wäre eine sinnvolle Ergänzung zur weiter betriebenen Tank- und Raststätte Stillhorn, deren Stilllegung sich nicht mehr begründen ließe.
"Die Lkw-Fahrer würden es den Planern danken, und das wertvolle Niedermoorgebiet in Meckelfeld als Speicher des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid bliebe erhalten", sagt Angelika Gaertner.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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