Gemeinde Seevetal
Was macht eigentlich eine Mobilitätsbeauftragte?
Im Pkw mit Verbrennermotor legt Kirsten Theissen ihre Dienstfahrten in der 105 Quadratkilometer großen Gemeinde Seevetal zurück. Das passt eigentlich nicht zu dem Bild der Verkehrswende, mit dem ihre Stellenbeschreibung üblicherweise verbunden ist. Seit Mai ist die 50 Jahre alte Verwaltungswirtin die Mobilitätsbeauftragte der Gemeinde Seevetal. Elektroautos für den Fuhrpark des Rathauspersonals erwarte die Gemeindeverwaltung erst im kommenden Jahr, sagt Kirsten Theissen.
Mobilitätsbeauftragte sind eine noch junge Spezies in den Stellenplänen von Landkreisen, Städten und Gemeinden in Deutschland. Sie kümmern sich um Elektromobilität, Radverkehr, den öffentlichen Personennahverkehr. In manchen Verwaltungen sind es Klimaschutzbeauftragte, zu deren Aufgaben die Mobilitätswende zählt - zum Beispiel in der Kreisverwaltung des Landkreises Harburg.
Kirsten Theissen ist seit 30 Jahren in der Seevetaler Gemeindeverwaltung beschäftigt. Als Abteilungsleiterin war sie für den Betrieb des Veranstaltungszentrums Burg Seevetal und der Dorfgemeinschaftshäuser zuständig.
In Seevetal ist die Verwaltung der Mobilitätswende ein Halbtagsjob. Die 20 Wochenstunden der Mobilitätsbeauftragten bedeuten einen Anfang, den der im November 2021 neu gewählte Gemeinderat beschlossen hat. Institutionell hat er seinen Ausdruck in dem neu geschaffenen Fachausschuss des Rates für Mobilität, ÖPNV, Kultur und Naherholung - eine krude wirkende Ansammlung von Politikfeldern. Die Mobilität mit Bussen und Bahnen fällt nicht in die primäre Zuständigkeit der Mobilitätsbeauftragten. Darum kümmert sich der ÖPNV-Beauftragte und Pressesprecher Andreas Schmidt. Daraus wird bereits deutlich: Mobilitätsförderung geschieht immer in Zusammenarbeit mit anderen Ämtern.
Die wohl wichtigste Aufgabe von Seevetals Mobilitätsbeauftragter: Bis spätestens Ende 2023 verlangt der Gemeinderat, ein Gesamtkonzept zur Förderung der Elektromobilität und zum Aufbau einer Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge und E-Bikes vorgelegt zu bekommen. In der Flächengemeinde mit 19 Ortsteilen besteht großer Nachholbedarf. Bis auf wenige Ausnahmen fehlen öffentliche Stromtankstellen.
Einen Erfolg versprechenden Weg sieht Kirsten Theissen in einer landkreisweiten Lösung. "Wenn wir in Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden eine größere Zahl E-Ladestationen in Auftrag geben, könnten wir bei den Netzbetreibern mehr erreichen", sagt sie.
Im nächsten Jahr könnten keine Stromladesäulen auf dem Markt sein
Aber wie offenbar alles in der Welt, droht auch der Ausbau eines öffentlichen Stromladenetzes ins Stocken zu geraten. Bei einem bedeutenden deutschen Netzbetreiber habe sie gehört, dass im nächsten Jahr möglicherweise keine Ladesäulen verfügbar sein würden, sagt Kirsten Theissen.
Die Förderung des Radverkehrs in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt ist eine weitere Aufgabe der Mobilitätsbeauftragten. Die Einrichtung einer Fahrradstraße sei im Gespräch, sagt Kirsten Theissen. In Meckelfeld am Appenstedter Weg, an dem ein Schulzentrum liegt. Es wäre die Erste ihrer Art in Seevetal. Auf Fahrradstraßen haben Radfahrer Vorteile gegenüber dem Kraftfahrzeugverkehr, sie dürfen nebeneinander fahren.
Kirsten Theissen ist daran beteiligt, einen mobilen Bürgerservice aufzubauen, der die bisherigen dezentralen Ortsverwaltungen der Gemeinde Seevetal ersetzen soll. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist zum Beispiel die Ortsverwaltung im Ortsteil Ramelsloh geschlossen. Vor allem ältere Einwohner und Einwohnerinnen haben sich darüber beschwert (das WOCHENBLATT berichtete). Ein rollendes Amt, das selbst in kleinste Ortsteile fährt - mehr ist bisher nicht bekannt. Mehr verrät auch Kirsten Theissen noch nicht. Klar ist: Die Mobilitätsbeauftragte wird liefern müssen - bevor sich der Unmut der Bevölkerung wegen der geschlossenen Ortsverwaltungen entlädt.
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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