Ärger um Ablöse beim Vereinswechsel: "Das ist der falsche Weg!"
kb. Fleestedt. "Mit dieser Reaktion haben wir überhaupt nicht gerechnet", sagt Christine Taschner aus Fleestedt. Ihr Sohn Jan Philipp (13) wollte im Dezember nach langem Überlegen den Fußballverein wechseln - vom TuS Fleestedt zum TV Meckelfeld. Viele seiner Freunde spielen dort, Jan Philipp geht in Meckelfeld zur Schule.
Doch was zunächst einfach schien, entwickelte sich zu einem echten Tauziehen. "Der Vorsitzende des TuS Fleestedt hat sich zuerst geweigert, Jan Philipps Pass rauszurücken, später dann auf dem Pass angekreuzt, dass die Zustimmung zum Vereinswechsel verweigert werde", erzählt Jan Philipps neuer Trainer Florian Möschter. Erst gegen eine Zahlung von 150 Euro sei TuS-Vorsitzender Walter Hagemann bereit gewesen, den Jungen, der sonst für mehrere Monate gesperrt gewesen wäre, frei zu geben.
"Das ist eindeutig der falsche Weg, jungen Spielern solche Steine in den Weg zu legen", ärgert sich Möschter. Vielmehr solle man Kindern und Jugendlichen den Spaß am Sport vermitteln.
Das sieht man beim TuS Fleestedt anscheinend anders: Erst kürzlich hatte der Verein laut einem Zeitungsbericht einem Jungen den Wechsel zum HSV schwer gemacht und eine Ablöse von 1.700 Euro gefordert. Hagemann äußert in dem Artikel jedoch, dass bei Wechseln zu Vereinen im Landkreis keine Entschädigungen gefordert würden. Jetzt die Kehrtwende. "Es ist generell üblich, dass Ablösen verlangt werden", so Hagemann gegenüber dem WOCHENBLATT. Dem widerspricht Florian Möschter: "Wenn Bundesliga-Vereine anklopfen, verstehe ich, das verhandelt wird. Aber im Landkreis habe ich so etwas noch nicht erlebt."
Der Jugendtrainer des TV Meckelfeld ist immer noch sauer über das Gebaren des TuS-Vorsitzenden und Fußball-Obmanns Walter Hagemann. "Wir sollten eigentlich alle einen gemeinsamen Auftrag haben, nämlich den Kindern und Jugendlichen den Spaß am Fußball zu vermitteln", so Möschter. Jan Philipp sei nicht der einzige Fall, den er kenne, bei dem sich der TuS Fleestedt bei einem Vereinswechsel quer gestellt habe. "Im schlimmsten Fall hören die Kinder bei so einem Vorgehen ganz auf zu spielen", so Möschter.
Grundsätzlich sei es so, dass Spieler ihren Pass, nachdem sie ihre Trainingsklamotten abgegeben und eventuell ausstehende Beiträge bezahlt haben, ausgehändigt bekämen, erklärt der Jugendtrainer. So schien es zunächst auch bei Jan Philipp Taschner zu laufen. Als der 13-Jährige sich nach langem Überlegen zu einem Vereinswechsel durchgerungen hatte, telefonierte er mit seinem damaligen Trainer. Der signalisierte ihm, dass alles in Ordnung sei. Jan Philipp solle seine Sachen bei Walter Hagemann abgeben und bekäme dann seinen Spielerpass.
Als Jan Philipp schließlich bei Hagemann vor der Tür stand, habe dieser die Herausgabe des Passes jedoch verweigert, erzählt Möschter. Und nicht nur das, Hagemann habe auch die Kündigungsbestätigung nicht unterschreiben wollen. Jan Philipps Mutter habe dann noch einmal persönlich versucht, sich die Kündigung bestätigen zu lassen, traf den TuS-Vorsitzenden jedoch nicht an. Erst nachdem sie das Dokument per Einschreiben/Rückschein habe zustellen lassen, seien Kündigungsbestätigung und Spielerpass bei der Familie angekommen, so Möschter weiter.
Grund zur Erleichterung gab es aber nicht: Walter Hagemann hatte auf dem Spielerpass angekreuzt, dass der TuS Fleestedt dem Vereinswechsel nicht zustimme. Die Konsequenz: Der Junge wäre für sechs Monate gesperrt gewesen. "Daraufhin telefonierte einer unserer Betreuer noch einmal mit Walter Hagemann", erzählt Florian Möschter. Dabei sei schnell klar geworden, dass Geld fließen soll. "Der TuS Fleestedt wollte zuerst 250 Euro haben, wir haben an deren Vernunft appelliert und konnten die Summe letztlich auf 150 Euro runterhandeln", so Möschter. Ein Betrag, der deutlich unter der Grenze liege, die der Verein laut einer Tabelle des Niedersächsischen Fußballverbandes (NFV) fordern könne, so Walter Hagemann. Über die Ablöse würde außerdem nicht er allein, sondern der Ausschuss für Ausbildungsvergütung entscheiden. Der Vereinsvorsitzende sieht sich im Recht. "Es gibt gewisse Regeln, die eingehalten werden müssen", so Hagemann. Außerdem habe ihm der Tonfall des Jungen missfallen, er sei angepöbelt worden. Eine Schilderung, der Jan Philipps Eltern entschieden widersprechen. Ihr Sohn sei vom Verhalten Hagemanns eher eingeschüchtert gewesen.
Für Florian Möschter ist das Verhalten des Vereinsvorsitzenden nicht nachvollziehbar. "Es ist normal, dass Kinder und Jugendliche mal den Verein wechseln", so Möschter. Jan Philipp habe alles richtig gemacht, sei ehrlich und offen mit dem Wechsel umgegangen und habe mit seiner alten Mannschaft sogar noch seinen Ausstand gefeiert. Möschter hat die 150 Euro am Ende übrigens aus seiner eigenen Tasche bezahlt. "Ich habe Jan Philipp versprochen, dass ich dafür kämpfe, dass er bei uns spielen kann", sagt der Jugendtrainer.
Redakteur:Katja Bendig aus Seevetal |
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