Quarantäne-Sorge beim TSV Over-Bullenhausen
Corona: Bringt der Amateurfußball die Saison zu Ende?
(ts). Eine bemerkenswerte Entscheidung der Fußballer des TSV Over-Bullenhausen war das Thema der Woche im niedersächsischen Amateurfußball: Aus Sorge, wegen der Corona-Schutzvorschriften in Quarantäne zu müssen, hat der Kreisligist aus dem Landkreis Harburg angekündigt, in dieser Saison nicht mehr am Ligaspielbetrieb teilzunehmen zu wollen.
Der kommissarische Kreisvorsitzende des Niedersächsischen Fußballverbands (NFV), Frank Dohnke, befürchtet, dass der Fall des TSV Over-Bullenhausen einen Domino-Effekt auslösen könnte und sich weitere Fußballmannschaften aus dem Spielbetrieb verabschieden. Bei Funktionären und Spielern wachsen die Zweifel, ob die Fußballsaison überhaupt zu Ende gebracht werden könne, wenn immer mehr Mannschaften für 14 Tage in die Selbstisolation verschwinden müssen. In Bayern hat der TSV Tutzing seine Herrenmannschaften aus dem Spielbetrieb für den Rest des Jahres zurückgezogen.
Der Auslöser im Fall des TSV Over-Bullenhausen: Nachdem ein Spieler des Gegners nach einem Freundschaftsspiel gegen den MTV Egestorf positiv auf das Coronavirus getestet worden war, hat das Gesundheitsamt des Landkreises Harburg die Quarantäne für alle Spieler der beiden Mannschaften angeordnet. "Die ersten unserer Spieler haben deshalb Probleme mit ihren Arbeitgebern. Wir lieben den Fußball. Aber wir sind Hobbyspieler und können dem nicht alles unterordnen", erklärt TSV-Fußball-Obmann Dennis Huwer die Ankündigung, den Spielbetrieb einzustellen.
Entscheidung des TSV Over-Bullenhausen ist noch nicht endgültig
Die Entscheidung des TSV Over-Bullenhausen sei noch nicht endgültig, sagte Dennis Huwer dem WOCHENBLATT. Die Spieler der ersten und zweiten Herrenmannschaft treffen sich am Sonntag, 27. September, zu einer Aussprache. "Wir versuchen, den TSV zu überzeugen, weiterzuspielen", sagt der NFV-Vorsitzende im Landkreis Harburg.
Eine entscheidende Rolle dabei spielt die Praxis des Gesundheitsamtes im Landkreis Harburg, pauschal alle Spieler einer Mannschaft in die Quarantäne zu schicken und nicht nur einzelne, positiv getestete Mannschaftsmitglieder. In Hamburg oder anderen niedersächsischen Landkreisen seien die Quarantäne-Regeln weniger streng.
"Wir hoffen auf ein Gespräch mit dem Gesundheitsamt", sagt TSV-Fußball-Obmann Dennis Huwer. Sollte die Behörde im Landkreis Harburg ihre Haltung ändern, könne er sich vorstellen, dass der TSV Over-Bullenhausen doch noch in den Ligabetrieb zurückkehrt. Die Fußballer seien bereit, dem Gesundheitsamt entgegenzukommen. "Wir würden zum Beispiel bereits umgezogen zu Auswärtsspielen fahren und zu Hause duschen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren", erklärt Dennis Huwer.
Auch der NFV-Kreisvorsitzende Frank Dohnke versucht, auf das Gesundheitsamt einzuwirken. Bis jetzt aber, sagt er, habe er telefonisch über die Corona-Hotline noch keinen Kontakt herstellen können.
Die rechtlichen Konsequenzen, für eine Saison aus dem Spielbetrieb auszusteigen, sind noch offen. Ihm sei ein solcher Fall noch nicht bekannt, sagt Frank Dohnke. Eigentlich sehe das Regularium vor, dass eine Mannschaft dann in der untersten Spielklasse wieder beginnen müsse, also in der vierten Kreisklasse.
Das könnte das Aus für den Herrenfußball im TSV Over-Bullenhausen bedeuten, weil ambitionierte Kreisliga-Fußballer vermutlich nicht vier Klassen tiefer antreten möchten. Die Folge: Spieler aus Over und Bullenhausen würden zu anderen Vereinen wechseln.
"Ob wir wirklich so vorgehen werden, können wir noch nicht beantworten", sagt Frank Dohnke. Denkbar sei, den TSV Over-Bullenhausen als ersten Absteiger zu bewerten. Dann müsste der Verein in der nächsten Saison lediglich eine Klasse tiefer antreten. Die Situation sei für alle neu. "Wir müssen versuchen, dem TSV zu helfen."
Ob der Amateurfußball die Saison unter Pandemie-Bedingungen überhaupt zu Ende spielen kann, bezweifeln mittlerweile immer mehr Beteiligte. "Es gibt mittlerweile einige Corona-Fälle im Bereich des Fußballs. Der Terminplan wird so eng, dass sich Spiele nicht mehr neu ansetzen lassen", erklärt der Trainer und Vorsitzende des Buchholzer FC, Klaas Jensen. Den Ligabetrieb einzustellen, möchte er nicht empfehlen. "Wir sind froh, nach langer Pause unserem Sport nachgehen zu können. Wir freuen uns auf jedes Spiel, das wir bestreiten dürfen."
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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