Seevetaler Athlet feiert Triumph
Herztransplantierter Ralf Struckhof wird viermal Europameister in Lissabon
Das muss ihm erstmal einer nachmachen: Gleich vier Gold- und eine Silbermedaille räumte der herztransplantierte passionierte Athlet Ralf Struckhof (58) aus Hittfeld jetzt bei den European Transplant Sports Championships (ETSC) in Lissabon ab. "Ich war diesmal so erfolgreich wie noch nie im Transplantiertensport", freut er sich nach seiner Rückkehr aus Portugals Hauptstadt gegenüber dem WOCHENBLATT.
2015 hatte Ralf Struckhof aufgrund einer spät diagnostizierten Herzschwäche ein neues Herz erhalten. Seit 2018 ist er wieder sportlich aktiv und startete bei Deutschen, Europa- und Weltmeisterschaften (das WOCHENBLATT berichtete). In Lissabon holte Struckhof jeweils Gold im 100-Meter-Brustschwimmen, 1.500-Meter-Lauf, im virtuellen Duathlon (Kombination von Radrennen und 1.500-Meter-Lauf) und im Race Walking über fünf Kilometer. Im 50-Meter-Brustschwimmen gab es Silber, und beim Radrennen über 30 Kilometer erreichte der Seevetaler einen starken 4. Platz.
Goldmedaillen unter anderem im Schwimmen und Laufen
"Die größte Herausforderung war das Radrennen. Es war sehr stürmisch auf der langen Strecke, und so war einem trotz der 22 Grad oft recht kalt", gesteht Struckhof ein. Beim 5-Kilometer-Race-Walking war es wiederum sehr heiß, sodass Struckhof diese Disziplin sehr taktisch und kräftesparend angehen musste. "Anders als sonst bin ich nicht vom Start weg in der Spitzengruppe gewesen, sondern habe mich sehr genau an meine vorher geplanten Durchgangszeiten gehalten und auf meine gute Ausdauer vertraut. So konnte ich in den letzten Runden im Gegensatz zu den anderen Gehern noch kräftig beschleunigen und als Erster die Ziellinie erreichen."
An den Europameisterschaften nahmen fast 600 transplantierte Sportler und Dialysepatienten aus 26 Nationen teil. Es gab 16 Sportarten, bei denen jeder Teilnehmer bis zu fünf Wettbewerbe (plus Staffeln) wählen durfte. Das deutsche Team war mit 53 Aktiven so groß und mit 55 Gold-, 33 Silber- und 28 Bronze-Medaillen auch so erfolgreich wie nie zuvor. Im Medaillenspiegel bedeutete das den zweiten Platz.
Vor Ort war Ralf Struckhof als Manager des deutschen Teams und Vertreter der European Heart and Lung Transplant Federation (EHLTF) zeitlich sehr eingespannt. "Trotzdem lief sportlich alles ganz hervorragend. Das Schwimmen im nationalen Schwimmstadion von Portugal war die reine Freude. Das Radrennen fand auf der ehemaligen Formel-1-Strecke auf dem Circuito de Estoril statt."
Sportler feierten dankbar ihr zweites Leben
Am Rande der Wettbewerbe feierten die Sportler mit Angehörigen und Freunden unter dem Motto "Celebrate Life" eine Woche lang ihr zweites Leben: "Ohne die Organspende wären wir alle nicht mehr am Leben und hätten nicht nach Lissabon kommen können", betont Struckhof. "Mit diesen Meisterschaften wollten sämtliche Beteiligten der Öffentlichkeit zeigen, wie wichtig Organspenden sind und was alles nach einer Transplantation wieder möglich sein kann."
Anschaulich dargestellt wurde dies auch durch den "Circle of Life", bei dem die Starter der Leichtathletik-Wettbewerbe einen großen Kreis bildeten und ihrer Herz-Spender gedachten. Anschließend liefen alle aufeinander zu, umarmten sich, schüttelten viele Hände und freuten sich gemeinsam über das große Geschenk, das sie mit dem neuen Herzen erhalten haben.
"Das deutsche Team machte nicht nur sportlich einen tollen Eindruck, sondern trat auch sonst äußerst sympathisch auf und machte eine tolle Werbung für die World Transplant Games 2025 in Dresden", freut sich Teammanager Struckhof. "Für mich war Lissabon der Saisonhöhepunkt. Nun wird sich erholt, dann beginne ich mit den Vorbereitungen für die Deutschen Meisterschaften und die Weltmeisterschaften im nächsten Jahr in Dresden. Und wenn möglich, werde ich auch bei den nächsten Europameisterschaften 2026 im niederländischen Arnheim wieder am Start sein."
Redakteur:Christoph Ehlermann aus Salzhausen |
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