Ehrenamt
Was der neue Vorsitzende des TSV Over/Bullenhausen zu tun hat
ts. Over. Während es Sportvereine wegen des anhaltenden eingeschränkten Spiel- und Trainingsbetriebs in der Corona-Krise mit einer Austrittswelle zu tun bekommen (das WOCHENBLATT berichtete), halten die Mitglieder dem TSV Over/Bullenhausen die Treue. Nur eine Familie habe den Turn- und Sportverein verlassen, sagt der neue Vorsitzende Rainer Gliesche. Die Identifikation in den Seevetaler Elbdörfern mit ihrem TSV ist groß: Von den rund 2.400 Einwohnern haben 750 eine Mitgliedschaft.
Ohne Probleme regelte der Verein im September auch die Nachfolge der langjährigen Vorsitzenden Elke Renken. Rainer Gliesche sagte ja, als der Vorstand ihn fragte. Als Projektleiter des Vereins für Technik beim Neubau des Sporthauses, den die Gemeinde Seevetal im Jahr 2018 errichtet hat, hat er sich einen guten Namen gemacht. Der neue Vorsitzende gehört einer stillen, aber stark wachsenden Sparte an. Die Abteilung Rücken-Aktiv hat mit acht Teilnehmern angefangen, heute betreiben 47 das Gesundheitstraining.
Vereine suchen Menschen wie Rainer Gliesche. Einen, der bereit ist, sich in der Freizeit zu engagieren. Einen, der den Laden am Laufen hält. Und einen, der mit dem Alter von 54 Jahren Perspektive für die nächsten 20 Jahre Vorsitz bietet. "Das Amt kommt zu einem, wenn man sich ehrenamtlich engagieren möchte", sagt er.
Rainer Gliesche ist verheiratet, lebt nur 300 Meter von dem Vereinshaus entfernt. Im Hauptberuf ist er Projektleiter bei der Stromnetz Hamburg GmbH. Im Profifußball drückt er dem Hamburger SV die Daumen. Sein Hobby neben dem TSV Over/Bullenhausen ist Computertechnik.
Doch auch beim Turn- und Sportverein läuft nicht alles wie am Schnürchen: Von dem ehrgeizigen Ziel, mit Nutzung des neuen Sporthauses auf 1.000 Mitglieder zu wachsen, hat der Vorstand mittlerweile Abstand genommen. Die Trennwand in der Turnhalle des Sporthauses in Form eines Vorhangs erlaube es nicht, zwei Kurse gleichzeitig anzubieten. "Yoga und Pilates zeitgleich nebeneinander funktioniert nicht, weil die Teilnehmer sich akustisch gestört fühlen", sagt Rainer Gliesche.
Laut Satzung koordiniert ein Vereinsvorsitzender die Vorstandsarbeit. "Ich sehe mich als Vermittler", erklärt Rainer Gliesche seine Rolle als Vorsitzender. Etwa 40 Stunden im Monat investiert er in das Ehrenamt. Sein Mobiltelefon schaltet er aus, bevor er schlafen geht. Das Telefon klingelt, wenn einem Mitglied auffällt, dass ein Torgriff am Sporthaus abgefallen ist oder die Beleuchtung auf dem Parkplatz schadhaft ist.
Rainer Gliesche repräsentiert den TSV Over/Bullenhausen in der Öffentlichkeit, nimmt zum Beispiel am Kreissporttag teil und besucht das örtliche Schützenfest. Der neue Vorsitzende unterstützte die Fußballabteilung in ihrem Konflikt mit dem Kreisgesundheitsamt wegen ihrer Meinung nach zu strenger Corona-Quarantänevorschriften. Rainer Gliesche trug dem Justiziar des Niedersächsischen Fußballverbands die Sorgen der Hobbyfußballer vor.
Vorstandsmitglieder besuchen regelmäßig die Ortsratssitzungen. Der Verein hat damit eine enge Bindung an die Politiker, die Zuschüsse empfehlen können. Sechs weitere Vorstandsmitglieder unterstützen im TSV den Vorsitzenden. "Eine patriarchaische Struktur gibt es bei uns nicht", sagt Rainer Gliesche. "Wir sind ein moderner Verein und zugleich in der Tradition der Dorfgemeinschaft fest verankert."
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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