Immer öfter setzen Existenzgründer auf das Modell „Crowdfunding“
kb/lt. Landkreis. Viele Existenzgründer stehen vor demselben Problem: Sie haben eine gute Idee, aber das nötige Geld fehlt und die Bank will keinen Kredit geben. Eine Möglichkeit ist dann das „Crowdfunding“: Wer ein Projekt realisieren möchte, stellt sich und seine Idee auf einer Online-Plattform vor, gibt den Betrag ein, den er benötigt und muss dann innerhalb eines bestimmten Zeitraumes das Geld zusammen bekommen. Jeder Unterstützer kann einen beliebig hohen Betrag beisteuern und bekommt dafür in der Regel auch kleine Geschenke oder wird später namentlich als Sponsor erwähnt. Das eingezahlte Geld landet zunächst auf einem Treuhandkonto - kommt der benötigte Betrag nicht zusammen, erhält jeder Sponsor sein Geld zurück.
Auch Anne Aschmann (31) setzt auf Crowdfunding. Sie möchte im Alten Land einen Treffpunkt für Eltern mit kleinen Kindern einrichten, in dem man sich bei einem Kaffee austauschen kann. Eine mögliche Räumlichkeit hat die Zollbeamtin in Elternzeit auch schon im Blick: das ehemalige Schuhhaus Beck in Steinkirchen. Zur Umsetzung fehlt jedoch Geld: Ca. 5.000 Euro. Da Anne Aschmann sich nicht mit einem Kredit finanziell belasten möchte, hat sie sich auf der Internet-Plattform „startnext“ angemeldet und hofft mittels Crowdfunding das für die Ausstattung des Elterncafés nötige Kapital zusammen zu bekommen. Sind in Anne Aschmanns Fall bis zum 31. Mai die 5.000 Euro eingezahlt worden, darf sie das Kapital zur Umsetzung ihres Projektes verwenden. Kommt nicht genug zusammen, erhält jeder Sponsor innerhalb von 14 Tagen sein Geld zurück.
Dass Crowdfunding kein schlechter Weg für Existenzgründer ist, um an nötiges Kapital zu kommen, weiß Wilfried Seyer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft im Landkreis Harburg (WLH). „Banken tun sich immer noch etwas schwer damit, Existenzgründer zu unterstützen, die mit neuen, innovativen Ideen an den Markt gehen. Oft lässt sich deren Entwicklung nur schwer einschätzen - dann verhalten sich die Banken lieber konservativ und vergeben keine Kredite“, so Seyer. Crowdfunding könne dann eine gute Alternative zum klassischen Bankkredit sein. Ein Unternehmen aus der Region, dem damit ein guter Start gelungen sei, sei „SugarShape“ aus Stelle.
Doch auch bei den Banken tut sich etwas. „Einige Kreditinstitute stellen zum Beispiel spezielle Teams für solche Belange zusammen“, weiß Seyer. Denn auch wenn es viele Finanzierungsmodelle abseits der Banken gebe - die WLH versuche z.B. derzeit gemeinsam mit der Süderelbe AG einen eigenen Fond zu entwickeln: „Die Banken müssen sich bewegen, schließlich gehört auch dieser Bereich zu ihrem Geschäft“, so Seyer.
Existenzgründern rät Seyer vor allem dazu, alle Beratungsangebote zu nutzen, die es gibt. Und kritisch zu überprüfen, ob es wirklich einen Markt für das eigene Produkt gibt. „Es nützt nichts, wenn ich nur selbst verliebt in mein Produkt bin, aber niemand es kaufen möchte“, sagt Seyer. Auch gutes Marketing sei wichtig. Die WLH bietet ein breites Angebot für Gründer - von der Einzelberatung über Expertentage, Info-Abende und Gründer-Treffs bis hin zu Finanzierungssprechtagen.
Über eines können sich Gründer freuen: Es gibt kaum eine bessere Region in Norddeutschland, um ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen, als den Landkreis Harburg. Im NUI-Regionenranking des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn, das zeigt, wie viele Gewerbe regional pro 10.000 Einwohner im erwerbsfähigen Alter angemeldet wurden, lag der Kreis Harburg 2015 deutschlandweit auf Platz 10. Ausgewertet wurden 402 Landkreise, Kreise und kreisfreien Städte. „Ein echter Spitzenplatz, an dem wir als WLH aber auch seit 18 Jahren arbeiten“, sagt Wilfried Seyer.
• Wer sich für Crowdfunding interessiert: Einen Überblick über die gängigsten Plattformen gibt es auf http://www.crowdfunding.de/plattformen/. Infos zum geplanten Elterncafé von Anne Aschmann unter http://www.startnext.com/elterncafe .
• Infos zu den WLH-Angeboten für Existenzgründer auf https://wlh.eu/wirtschaftsfoerderung.html. Nächster Termin: Gründertreff am Dienstag, 4. April um 19 Uhr im ISI-Zentrum Buchholz (Bäckerstraße 6) zum Thema „Dos und Don’ts im Social-Media-Recht“. Anmeldung: 04181 - 92360 oder per Mail unter info@wlh.eu.
Redakteur:Katja Bendig aus Seevetal |
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