Wirtschaftsförderung
Keine freie Gewerbefläche mehr: Seevetal muss Technologiefirma absagen
ts. Seevetal. Ein Hersteller von Teilen aus dem Hightech-Werkstoff CFK hat nach einem Grundstück zur Ansiedlung auf dem Gebiet der Gemeinde Seevetal gefragt. Mit Bedauern musste Seevetals Wirtschaftsförderer Michael Mammes dem Unternehmen absagen, weil die Gemeinde zurzeit nicht eine einzige freie Gewerbefläche anbieten könne, berichtete er im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats. CFK ist die Bezeichnung für carbonfaserverstärkten Kunststoff, ein ultraleichter Werkstoff, der zum Beispiel im Flugzeugbau, Fahrzeugbau oder in der Medizin zum Einsatz kommt.
Ein Grundstück so groß wie ein Fußballfeld hätte dem Unternehmen genügt - und es hätte 80 Mitarbeiter an dem Standort beschäftigt, sagte Michael Mammes dem WOCHENBLATT. Die Anfrage erreichte den Wirtschaftsförderer über einen Makler, so dass der Name des Unternehmens geheim bleibt.
Die Mitglieder des Wirtschaftsauschusses reagierten mit Schweigen. Lediglich Fritz Becker (FDP) versuchte, eine Diskussion über die Neuausweisung von Gewerbeflächen anzustoßen: "Haben wir Reserveflächen?", wollte er wissen. Die Antwort ist ernüchternd: Selbst die Alternative, auf freien Flächen innerhalb bestehender Unternehmen zuzugreifen (zum Beispiel umgenutzte Lagerhallen), deute sich nicht an. "Flächen, die Unternehmen vorhalten, werden nicht an den Markt gebracht", sagte Michael Mammes. Der Wirtschaftsförderer vermutet den Grund in Grundstücksspekulation.
Mit drastischen Worten warnte Seevetals Bürgermeisterin Martina Oertzen (CDU) davor, dass Seevetals Wirtschaft Schaden nehmen könne, sollte die Gemeinde darauf verzichten, zusätzliche Gewerbegrundstücke auszuweisen. "Jetzt sind wir nicht einmal mehr im Schlussverkauf. Wir können keinem neuen Betrieb etwas anbieten. Und wir können unseren Betrieben, die expandieren wollen, keine Flächen anbieten. Betriebe werden uns verlassen." Die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses antworteten darauf mit Schweigen.
Welches Image hat der Wirtschaftsstandort Seevetal?
Seinen Bericht im Wirtschaftsausschuss nahm Michael Mammes zum Anlass, eine Diskussion über die Außenwirkung des Wirtschaftsstandortes Seevetal anzustoßen. "Das Image des Hochtechnologiestandortes kommt uns abhanden", sagte er. Die größten drei Wirtschaftszweige in Seevetal seien der Groß-, Einzel- und Kfz-Handel, Lagerwirtschaft und Verkehr sowie verarbeitendes Gewerbe. Seevetal gelte damit als Handels- und Logistikstandort. Die mehr als 100 freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleister dagegen seien wenig sichtbar. Michael Mammes empfiehlt, sich über einen Imagewandel des Wirtschaftsstandortes Gedanken zu machen. Die Reaktion der Wirtschaftsausschussmitglieder: Schweigen.
Das sind die drei größten Branchen in Seevetal:
1. Groß-, Kfz- und Einzelhandel; Gesamtanteil: 24 Prozent. 3.194 Beschäftigte in 269 Betrieben.
2. Verkehr/Lagerwirtschaft; Gesamtanteil: 15 Prozent. 2.001 Beschäftigte in 75 Betrieben
3. Verarbeitendes Gewerbe; Gesamtanteil 11 Prozent. 1.451 Beschäftigte in 84 Betrieben
Redakteur:Thomas Sulzyc aus Seevetal | |
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