„Tante Emma“ kehrt zurück
Kleine Dorfläden im Ortskern sind eine echte Alternative zum Supermarkt auf der „grünen Wiese“
mi. Seevetal. Der Supermarkt auf der „grünen Wiese“ fern ab des Dorfzentrums liegt im Trend. Doch wer nicht mobil ist, alt oder allein, für den ist das Einkaufen im Gewerbegebiet häufig mehr Fluch als Segen. Kaum erreichbar, riesig und unpersönlich.
Dass es anders geht, zeigt sich jetzt in Emmelndorf (Seevetal). Hier hat Önder Aktar einen „Tante Emma Laden“ wie zu Großmutters Zeiten eröffnet. Bei „Arda - Frisch und Fröhlich“ (Gartenstraße /Am Hang) finden Kunden alles für den täglichen Bedarf. Von Backwaren, frischem Obst und Gemüse über Milchprodukte bis zur Zeitung. Die Idee hatte Önder Aktar schon lange. Als die alte Schlachterei des Ortes schloss übernahm er die Räumlichkeiten. Das Geschäft betreibt er als zweites Standbein und ein bisschen als „Hobby“. „Ich glaube, ein Laden mitten im Ort ist genau das, was sich die Menschen hier wünschen“, sagt der Groß- und Einzelhandelskaufmann.
In der Tat scheint der „Tante Emma Laden“ in Deutschland derzeit eine Renaissance zu erleben. Laut einer Umfrage des Emnid Instituts wünschen sich in Gemeinden unter 5.000 Einwohnern über 60 Prozent der Bevölkerung eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort. Der Markt reagiert auf diese Entwicklung. Der mittelständische Lebensmittler „Tegut“ startete 2010 mit dem Projekt „Lädchen für alles.“ Das Konzept: Tegut stellt Orten ohne Einkaufsmöglichkeit auf Anfrage Waren und Geschäft, zur Verfügung. Den Vertrieb übernimmt dann zum Beispiel ein lokaler Verein. Mittlerweile gibt es das „Lädchen für alles“ in Niedersachsen, Thüringen, Hessen und Bayern. Auch beim Branchen-Riesen Lidl denkt man über die Eröffnung kleiner Super-Markt-Shops nach.
„Ein Laden sollte nicht nur ein Geschäft sein. Er ist auch Dorfmittelpunkt“, so Önder Aktar. Vor allem ältere Emmelndorfer freuen sich über das Angebot. „Hier bekomme ich auf Wunsch auch einen halben Rettich, und der Preis stimmt auch“, sagt Jürgen Hanisch, der regelmäßig bei „Önder“, wie er im Ort genannt wird, einkauft. Tatsächlich sind viele Produkte nicht teurer als im Supermarkt. „Mit den Sonderangeboten der großen Ketten können wir nicht mithalten, aber nur, weil wir klein sind, sind wir nicht gleich teuer“, erklärt Önder Aktar. Anstelle von Discounterpreisen bietet der Laden frische Produkte, ein nettes Verkäufer-Team und einen nicht alltäglichen Service. „Nachbarn legen wir schon mal Brötchen und Zeitung vor die Tür“. Es geht familiär zu im Laden von Önder Aktar - eben wie zu Großmutters Zeiten. • Geöffnet ist Mo. bis Fr. 6 bis 18 und Sa 6 bis 14 Uhr.
Redakteur:Mitja Schrader |
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