Tödliche Schießerei in Stade
Der Schütze feuerte auch auf drei Rettungskräfte
Die Schießerei, die Stade am Montagabend erschüttert hat und die ein Todesopfer (23) forderte, hätte noch sehr viel schlimmer enden können - nämlich mit mehreren Toten. Nach und nach kommen immer mehr Details der Ermittlungen ans Licht, die das Ausmaß der Gewalttat zeigen. Der mutmaßliche Täter (28) aus Stade hat nicht nur den 23-Jährigen in dem Restaurant erschossen, sondern auch auf drei Rettungskräfte gefeuert, die zur selben Zeit in dem Döner-Restaurant am Rand der Altstadt gegessen haben. Sie wollten dem Angeschossenen helfen und gerieten selbst ins Visier des Schützen.
Diese neue dramatische Wendung ist wichtig, denn sie führt zu einem Haftbefehl, der weitaus schwerer wiegt, als bisher von Polizei und Staatsanwaltschaft kommuniziert: Der mutmaßliche Schütze wird des Mordes und des versuchten Mordes in drei Fällen beschuldigt, erklärt Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas, Sprecher der Staatsanwaltschaft Stade. Der 28-Jährige wurde dem Haftrichter vorgeführt und sitzt in Untersuchungshaft.
Wichtig dabei: Der Mord wird mit dem Mordmotiv Heimtücke begründet. Das heißt auch, dass kein Streit plötzlich eskaliert ist, sondern der 23-Jährige ohne Vorwarnung von dem 28-Jährigen erschossen wurde - fast wie bei einer Hinrichtung. Dazu würde auch passen, dass der Schütze mutmaßlich eine Waffe mit Schalldämpfer benutzt hat.
Dreifacher Mordversuch an Sanitätern
Die drei Rettungssanitäter, die dem Sterbenden helfen wollten, hatten offenbar ein Riesenglück, dass der Schütze sie verfehlte. Es müssen tumultartige Szenen gewesen sein, die sich kurz vor Mitternacht dort abspielten. Der Täter soll nach dem Todesschuss auf den jungen Mann aus dem Lokal raus- und wieder reingerannt sein. Vermutlich sind dann die Schüsse auf die Retter gefallen.
Diesen dreifachen Mordversuch an den Sanitätern ordnet die Staatsanwaltschaft Stade entweder als Tat aus niedrigen Beweggründen oder zur Verdeckung einer Straftat ein. Der Mann hat auf die Helfer gefeuert, um sie entweder zu töten, um sein vorangegangenes Verbrechen zu vertuschen oder aber, um den Rettungsversuch an dem Schwerstverletzen 23-Jährigen zu verhindern - was niedrige Beweggründe wären
Außerdem wird der Haftbefehl mit dem versuchtem Totschlag an einem 39-Jährigen Stader begründet, den der Schütze nach der Tat im Döner-Grill in den Bauch geschossen hatte.
Das sind Fakten, die von Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwochnachmittag präsentiert wurden. Noch sind viele Fragen offen und Gegenstand weiterer Ermittlungen. Bisher hat der Beschuldigte geschwiegen.
Weiterer Schuss verletzt 39-jährigen Stader
Fakt ist: Wenige Minuten nach dem Schusswechsel in dem Restaurant, mittlerweile waren Polizei und Rettungskräfte vor Ort, war ein weiterer Schuss zu hören. In Höhe des Gasometers in der Nähe wurde schließlich ein 39-Jähriger Stader in einem Hinterhof eines Wohnhauses mit einer Schusswunde im Bauch gefunden. Dort fand die Polizei später auch die Waffe mit Schalldämpfer.
Die Einsatzkräfte stießen in der Nähe zudem auf zwei Männer, die einen anderen - wie sich später herausstellte der mutmaßliche Schütze - am Boden fixiert hatten. Der Mann griff auch die Beamten an und wurde schließlich überwältigt. Er hatte Kopfverletzungen. Ob Zeugen aus dem Restaurant dem Täter irgendwann hinterhergerannt sind oder wie es sonst dazu kam, dass er von zwei Männern festgehalten wurde, ist noch nicht abschließend geklärt. Diese zwei, die in der Nacht ebenso wie der mutmaßliche Schütze in Polizeigewahrsam kamen, sind wieder auf freiem Fuß.
In Stade kursieren derweil Gerüchte, dass das Opfer Anhänger der in Deutschland verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sein soll. Wobei das nicht bewiesen ist. "Wir schließen derzeit nichts aus", sagt Oberstaatsanwalt Breas. Stand heute, sei darin aber kein Motiv für die Tat zu sehen. "Wir gehen eher von einem Drogenhintergrund aus", so der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft.
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