In Stade wurden zehn Tonnen Abfall abgekippt
Eine Riesen-Umweltsauerei: Wer macht bloß so etwas?
jd. Stade. Was für eine Schweinerei: Unbekannte kippten in Stade haufenweise Abfall in die freie Natur. An vier Stellen in der Feldmark rund um die Hansestadt wurden illegal jede Menge Haus- und Sperrmüll sowie Sonderabfälle wie Altöl, Farben, Lacke und Reifen entsorgt. Rund zehn Tonnen Wildmüll sammelten die Mitarbeiter der Kommunalen Betriebe Stade ein.
Die Polizei ermittelt. Im Müll sollen sich Hinweise gefunden haben. Wenn die Behörde den Umweltsünder zu fassen bekommt, muss dieser mit empfindlichen Strafen rechnen. Laut Landkreis-Sprecher Christian Schmidt kann ein Bußgeld in Höhe von bis zu 100.000 Euro verhängt werden. Außerdem wird noch geprüft, ob sich in dem illegal entsorgten Müll gefährliche Inhaltsstoffe befanden. Ist das der Fall, liegt zusätzlich eine Straftat vor und es wird ein Strafverfahren eingeleitet.
Zwar landen häufiger Abfälle in der Landschaft, doch ein Müllfrevel in diesem Ausmaß hat es in Stade noch nicht gegeben. Verständlicherweise bringt ein solches Verhalten Bürgermeister Sönke Hartlef (CDU) richtig auf die Palme. "Während regelmäßig eher kleinere Mengen achtlos entsorgt werden, stellen diese offensichtlich abgekippten Abfallansammlungen eine neue Dimension dar", erklärt Hartlef gegenüber dem WOCHENBLATT. "Dieser Entwicklung wollen wir mit aller Schärfe entgegentreten."
Der Täter geht mit der illegalen Müllentsorgung ein hohes Risiko ein. Kommt man ihm auf die Schliche, muss er neben der Strafe auch die Kosten für die ordnungsgemäße Entsorgung übernehmen. Sein Handeln erscheint völlig unverständlich: Die meisten Abfälle können kostenlos beim Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) Stade angeliefert werden (siehe unten).
Hoffentlich kommt die Polizei dem Täter auf die Schliche: Gleich an vier Stellen wurde vor einigen Tagen auf Feldwegen im Stader Stadtgebiet illegal Müll abgeladen. Die Polizei ist eingeschaltet und sucht nun Zeugen: Wer hat am Freitag, 3. Januar, Beobachtungen gemacht oder kann Hinweise auf die Täter geben? Wer etwas gesehen hat, kann sich unter ( 04141 - 102215 direkt bei der Stader Polizei melden.
An folgenden Stellen trieb der Müllfrevler sein Unwesen:
• Abladestelle 1: Feldweg im Bereich Stade-Süd in Höhe der Bahngleise/A26 (Harburger Straße nach Kaisereichen, über die Bahn, rechts abbiegen, vor Unterführung Ostumgehung links in den Feldweg). Dort landeten Sperrmüll, Müllsäcke, Farben und Öl-Abfälle.
• Abladestelle 2: Altländer Straße (kurz vor der Kreuzung Buxtehuder Straße, rechts davor im Feldweg zu den Obsthöfen). Auf dem Feldweg wurden Sperrmüll, Elektrogeräte, Pappen und Hausmüll abgekippt.
• Abladestelle 3: Fredenbecker Weg in Hagen (Richtung Hagener Mühle, vor der Mühle rechts im Feldweg). Der Weg war voll mit Reifen, Altöl, Sperrmüll, Hausmüll, gelben und blauen Säcken.
• Abladestelle 4: Wiepenkathen (hinter Eisen-Trabandt links rein, Richtung Schützenhaus Wiepenkathen, Weg rechts rein zu den Kiesteichen, ganz um die Kiesteiche herum am Ende). Der Täter lud mindestens zwei Anhängerladungen ab.
Die Zusammensetzung des wild abgekippten Mülls legt die Vermutung nahe, dass jemand Garage, Keller oder Dachboden - oder der Menge nach alles auf einmal - entrümpelt hat. Auf den Feldwegen landeten neben Sonderabfällen wie Reifen, Altöl, Farben und sogar Feuerlöschern ganz gewöhnlicher Hausmüll, Umverpackungen aus Karton, alte Elektrogeräte und zwei ausgediente Hundehütten. Der Wildmüll wurde offenbar in einer Nacht- und Nebelaktion direkt vom Hänger oder Transporter auf die Wege gekippt. Danach machte sich der Täter wieder "schnell vom Acker".
Die Arbeit, den hastig entladenen Müll wieder zusammenzuklauben und ordnungsgemäß zu entsorgen, hatten die Mitarbeiter der Kommunalen Betriebe Stade (KBS). "Am Fredenbecker Weg waren fünf Leute rund eine Stunde damit beschäftigt, die Müllberge auf einen Lkw zu verladen", berichtet ein Anwohner. Da die Feuerlöscher nicht im Laster mittransportiert werden durften, sei dafür noch ein zusätzliches Fahrzeug geordert worden.
Über den hohen Aufwand, der mit der Beseitigung der Umwelt-Sauerei verbunden war, ärgert sich auch der Stader Bürgermeister: „Leider ist eine abnehmende Hemmschwelle bei der illegalen Müllentsorgung festzustellen, die mit hohen Entsorgungskosten zu Lasten der Allgemeinheit einhergeht", sagt Sönke Hartlef. Die Stadt Stade befinde sich in diesem Fall in enger Abstimmung mit dem Landkreis Stade und der Polizeiinspektion Stade. Hartlef hofft, den Täter ausfindig zu machen: "An einer Abladestelle wurden mögliche Hinweise gefunden, die auf den Verursacher deuten könnten."
Neben der Polizei ermittelt auch die Abfallbehörde des Landkreises. Im Vergleich zu anderen Vorfällen handele es sich hier um einen besonders "dreisten und extremen Fall", so Kreissprecher Christian Schmidt. Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch nicht bekannt, wie lange der Müll an den vier Stellen gelegen habe. Zusätzlich zum Ordnungswidrigkeiten-Verfahren, für das der Landkreis zuständig sei, könne die Staatsanwaltschaft aktiv werden, wenn sich gefährliche Abfälle darunter befinden, so Schmidt. Außerdem könne die Stadt dem Verursacher ihren Aufwand in Rechnung stellen.
Hier kann der Abfall angeliefert werden
Zehn Tonnen Müll landen in der Landschaft. Warum bloß dieser Umweltfrevel? An den Kosten dürfte es doch wohl nicht gelegen haben: Die Abfälle hätten beim Abfallwirtschaftszentrum (AWZ) Stade gratis oder für kleines Geld entsorgt werden können. Das AWZ nimmt auch Sonderabfälle entgegen - für ein relativ geringes Entgelt.
Das AWZ in Stade-Süd, Klarenstrecker Damm 50, hat montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr und samstags von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Außerdem gibt es im Landkreis Stade noch das AWZ in Buxtehude-Ardestorf (Ardestorf 15a). Die Öffnungszeiten sind die gleichen wie in Stade.
Bei den AWZ kann kostenlos Sperrmüll angeliefert werden. Pro Haushalt sind pro Woche zwei Kubikmeter gratis, darüber hinaus sind für jeden Kubikmeter 61,50 Euro zu zahlen. Diese Gebühr wird auch für angelieferten Hausmüll erhoben. Dabei gibt es keine Freimengen.
Gratis entsorgen kann man in den AWZ Elektrogeräte aller Art. Darunter fallen auch Kühlschränke. Das gilt auch für Altmetall. Die Entsorgung von Altholz wiederum ist gebührenpflichtig, unbehandeltes Holz kostet 57,50 Euro je Kubikmeter, ist es mit Holzschutzmittel behandelt, werden 66 Euro fällig. Sonderabfälle, zu denen auch Lacke zählen, sind bis 30 Liter kostenfrei. Für Altöl werden 1,25 Euro je Kilo und für Feuerlöscher 2,21 Euro je Kilo berechnet. Wer seine alten Reifen loswerden möchte, zahlt pro Stück 3,85 Euro.
• Weitere Infos: abfall.landkreis-stade.de
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